SPENCER

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~zwölf Jahre zurück~

Das laute Poltern im Erdgeschoss, riss den elfjährigen Jungen aus seinem Halbschlaf. Müde rieb er sich über die Augen und hatte Mühe seine Lieder offen zu halten. Das nächste Geräusch, ließ ihn jedoch die Trägheit abschütteln und erschrocken hochfahren.

Es wahr ein Schrei.

Der Schrei einer Frau.

Die qualvoll verzogene Stimme seiner Tante.

Aufgebracht sprang Spencer aus seinem Bett und eilte zu seiner Zimmertür. Mit zittriger Hand umschloss er die Klinke und drückte sie, mit geschlossenen Augen herunter, in der Hoffnung das sie dieses Mal kein Krächzen von sich geben würde. Sobald er hinaus auf den dunklen Flur getapst wahr, konnte er das flehende Wimmern seiner Tante Bonnie nun deutlicher hören, genau wie das Gemurmel Fremder. Langsam, bedacht darauf keinen einzigen Mucks zu machen, schlich der blonde Junge zum Geländer der Treppe und spähte nach unten. Bis auf den Schein der Wohnzimmerlampe, der bis in die Diele reichte, konnte er jedoch nichts sehen.

"Mist.", stumm fluchend sah Spencer sich um, als würde in den Schatten die Antwort liegen, was er nun tuen sollte. Sein Blick ruckte wieder nach unten, als ein Knacken und darauf ein erstickter Laut zu ihm drang. Hart musste der elfjährige Schlucken. Spencer kannte dieses Knacken nur zu gut, denn dies wahr das Geräusch von brechenden Knochen. Ohne groß weiter nachzudenken, stieg er die Treppe hinab. Flach atmend drückte er sich an die gegenüberliegende Wand und schob sich in deren Sichtschutz, in Richtung Wohnzimmer. Je näher er dem Raum kam, desto deutlicher wurden die fremden Stimmen und das Gemurmel ging über in verständliche Worte.

"Langsam habe ich deine lächerliche Masche satt, Bonnie.", knurrte eine männliche Stimme aggressiv. Gezwungen halte ein leises Lachen bis in den Flur. "Dafür das sie angeblich so 'lächerlich' ist, bringt sie dich aber ganz schön auf die Palm.", vernahm Spencer seine Tante. Ein klatschen ertönte, so wie wenn Haut auf Haut traf. "Halt deine verdammte Fresse!", brüllte der Mann, "Du dreckige-" "Jetzt mach mal halblang, Pablo.", unterbrach ihn eine zweite, viel ruhige, männliche Stimme, "Wir wollen doch Informationen. Dafür müssen wir uns auch angebracht verhalten, gegenüber einer solchen Lady." Verächtlich schnaubte die blonde Frau. "Ihr könnt euch so 'edel' benehmen, wie ihr wollt - ich werde euch nichts sagen.", spuckte sie ihren ungebetenen Gästen entgegen.

Wieder ein knackendes Geräusch und ein schmerzerfüllter Aufschrei.

Spencer Körper zitterte bereits vor Anspannung und am liebsten, währe er zurück nach oben gelaufen und hätte sich unter seiner Decke versteckt, bis der Alptraum zu Ende wahr. Dennoch riss der Junge sich zusammen. Tief atmete er ein und wagte es dann, sich einen groben Überblick zu schaffen. So unauffällig wie nur nötig, schob er sich bis an den Türrahmen und linste, um die Ecke. Über die Szenerie erschrocken, schlug er sich beide Hände vor den Mund. Schnell wandte er den Blick wieder ab; presste sich nun noch stärker gegen die Wand und starrte, mit aufgerissenen Augen in die schummrige Dunkelheit.

Spencer's Tante kniete, mit Blut verschmiertem Gesicht auf dem Boden. Ihr Arm hing dabei in einem ungesunden Winkel, an ihrem zitternden Körper herab. Die zwei fremden Männer hatten sich vor ihr aufgebaut und standen mit dem Rücken, zur Wohnzimmertür.

"Nun, vielleicht wirst du ja gesprächiger, wenn wir deinem kleinem Neffen mal einen Besuch abstatten." "NEIN!", verzweifelt versuchte Bonnie die Männer aufzuhalten, "Bitte nicht. Spencer soll mit dem ganzen hier, nie in Berührung kommen. Macht mit mir was ihr wollt, aber lasst ihn in Ruhe. Bitte." Gehässig lachte der erste Mann, der anscheinend Pablo hieß auf. "Haben wir da etwa einen wunden Punkt getroffen?", stichelte er, "Ich finde das wir genau deswegen, dem Burschen ein Schlaflied singen gehen sollten. Was meinst du, Vin-"

Genau in dem Moment, in dem sich dieser Pablo umdrehen wollte, hatte sich Spencer die Vase aus der Diele geschnappt und ihm diese mit aller Kraft, gegen den Hinterkopf geschmettert. Schnaufend ging der Getroffene zu Boden und blieb reglos liegen. Einzig das leichte heben seiner Schultern, verriet das er noch lebte. Überrascht über sein impulsives Handeln, sah der Elfjährige auf den ohnmächtigen Mann. Seine Tante schrie geschockt auf, währenddessen ihn der zweite, noch sehr junge Mann - Vincent - neugierig musterte. Ohne weiter auf irgendwen der Fremden zu achten, rannte Spencer zu Bonnie und stellte sich beschützerisch vor die sprachlose Frau.

"Interessant.", kam es nach Minuten des Schweigens über die Lippen Vincent's. Der Blick, dem er dabei dem blonden Jungen zuwarf, gefiel diesem gar nicht. Doch sein Hals wahr zu trocken, um jegliche Drohungen, die er kannte, auszusprechen. Selbst wenn Spencer es doch gekonnt hätte, so hätte ihn die bedrohliche Aura des Mannes alleine schon zum verstummen gebracht.

"Du gefällst mir, Spencer James - sogar sehr. Noch bist du zwar zu jung, aber ich bin mir sicher, dass du dich eines Tages ein guter Mensch wirst.", sprach der Fremde ehr zu sich, als zu dem verängstigtem Jungen, "So jemanden wie dich, braucht der Underground und ganz besonders, der zukünftige König..."
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Nun gibt es auch mal einen Blick, hinter die Kulissen von Spencer. Was glaubt ihr, was die Männer wollten und wieso die Tante, des damaligen Jünglings, damit drinnen hängt?

Böse Menschen werden nicht geboren. Sie werden geschaffen ~ Mellarie-Bellancia

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