ROSES

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Elliott

Völlig außer Atem und klitschnass bog ich um die Nächste Ecke und lief im nächsten Augenblick gegen jemanden. Durch das plötzliche Hindernis kam ich rückwärts ins Stolpern. Bevor ich jedoch dem schlammigem Boden Gesellschaft leisten konnte, wurde ich am Handgelenk gepackt. Ohne wirklich viel mitzubekommen zog mich derjenige an sich und legte schützend seine Arme um mich. Das letzte was ich noch hörte, wahren irgendwelche geschnuschellten Worte, bevor mich meine letzte Kraft endgültig verließ...

~acht Stunden zuvor~
Spencer

"In weniger als einer Stunde geht unser Flug.", kam ich schnellen Schrittes zurück in mein Wohnzimmer, wo Akira und Liam immer noch auf dem Sofa saßen und sich nun zu mir umdrehten. Mit erhobenen Augenbrauen und einem abwertendem Schnauben sah mich der Lockenkopf an: "Anscheinend hast du mir vorhin nicht richtig zugehört Scotty, oder du redest kein anständiges Englisch. Egal was du auch versuchst: solange Vincent hier ist, wirst du das Land nicht verlassen können." "Das sagtest du bereits." "Und warum hörst du denn nicht und machst ganz brav sitz?" "Weil ich nicht tatenlos darauf warten will, bis Elliott tot ist und in nem Sag zurück nach England transportiert wird!" "Und deswegen willst du diesen Platz einnehmen?", mischte sich Akira mit ein, "Spencer, der eine, als auch der andere Weg, sind beschissen. Aber solltest du derjenige in dem Holzkasten sein, wiegt das mehr als wenn-" "Elliott das währe?", unterbrach ich ihn und schüttelte den Kopf. "Da stimme ich Scotty zu - beides tragen schlimme Aussichten mit sich."

Stille trat ein, in der jeder seinen Gedanken nach hing und auch ich war kurz davor, meinen Plan zurückzuziehen und ihn zu überdenken. Doch Elliott's Bild vor meinem inneren Auge, wie er tot in einem schwarzen Holzkasten lag hielt mich davon ab.
"Ich bleibe dabei.", bekräftigte ich meine Aussage, "Ich werde fliegen, ob mit, oder ohne euch."

"Tja, dann wohl mit uns.", klatschte der Koreaner in seine Hände und erhob sich, "Denn ab heute, wird es uns nur noch im Dreierpack geben."

"Ähm, du meinst wohl höchstens für die nächsten paar Tage.", stand Liam ebenfalls auf.

"Na dann währe das doch geklärte Sache!"

Nach weniger als dreißig Minuten, hatte Akira es geschafft uns durch den Abendverkehr London's zum privaten Flugplatz des R.S.G.'s zu fahren, ohne einen Unfall zu bauen, noch von Scotland Yard angehalten zu werden. Der Jet Line Up stand bereits vollgetankt und Abflug bereit auf der Fläche und wartete lediglich auf dessen Mitfahrer. Aber er war da nicht der Einzige, denn sobald wir ausgestiegen wahren, trat aus dem Schatten der Maschine eine große, schlanke Gestalt.
"Ich hab's ja gesagt.", zischte Liam mir zu und wollte schon weiter schimpfen, als ein weiterer Mann sich zu Vincent gesellte.

Henrys Gesicht zierten dunkle Augenringe und dennoch sah er nicht weniger müde aus - ehr im Gegenteil. Seine Augen blitzen bei dem Anblick seiner ehemaligen zweiten Hälfte auf. Auch in Liam's bunter Iris funkelte es sehnsüchtig. Jedoch ehr nach einer Prügelei, als nach einer warmen Umarmung. Seine Unterlippe bebte, als würde der Lockenkopf etwas sagen wollen. Akira's Hand auf seiner Schulter hielt ihn allerdings zurück, schien die Wut dafür aber bei Henry zu schüren.
Währenddessen wand ich mich dem wichtigerem zu - Vincent!

"Wollen sie etwa in den Urlaub fliegen, James?", fragte mich der ehemalige König, "Oder ziehen sie ihren Schwanz ein und wollen fliehen?" Das dreckige Grinsen in seiner Stimme wahr dominant. "Warum fragen? Brauchen sie etwa auch eine Auszeit in Hawaii?", stellte ich eine Gegenfrage, "Oder ist ihnen Italien lieber? Um genau zu sein Anchiano?" Anerkennend nickte der schwarzhaarige und kam einige Schritte auf uns zu: "Das haben sie aber schnell herausgefunden - Respekt. Aber das bringt ihnen gar nichts, denn sie werden weder London verlassen, noch Anchiano betreten. Sie werden hier bleiben; bei mir; dem König des Underground's." "Ehemalig." "Wie bitte?" "Ehemaliger König.", verbesserte ich Vincent, "Schließlich hat ihr Sohn, Elliott ihren Platz eingenommen." Belustigt hallte die Lache des schwarzhaarigem durch den Hangar. "Mein Sohn ist aber nicht hier, James und schon bald, wird mein kleiner Schatz auch nirgendwo mehr existieren - er wird zusammen mit Blair gehen."

Das wahr ein direkter Schlag in die Magengrube. Ohne Vorwarnung; ohne Nachsichtigkeit.
Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und lockerte sie gleich wieder. Ich durfte nicht auf sein Spielchen anspringen, denn immerhin sollte es andersherum sein, weswegen ich versuchte tief ein zu atmen und meine äußerliche Maske zu wahren.

"Wir sollten uns beeilen, Spencer.", flüsterte Akira neben mir. "Ich weiß, aber wir dürfen nicht vorschnell handeln.", hielt ich ihn hin und sah zu den zwei Männern gegenüber, "Immerhin soll das ganze hier ja auch noch Spaß machen..."

"Jetzt sprechen sie meine Sprache, James."

"Oh, ich habe auch schon vorher Englisch gesprochen.", riss ich meinen Witz, "Also würde ich ehr sagen, dass sie nun meine Sprache sprechen, Mr. Da Vinci."

"Du bewegst dich auf dünnem Eis, Junge."

"Ach ja? Was macht sie da so sicher, das ich es bin, welcher gleich ertrinkt?"

Pikiert straffte Vincent den Kragen seines Sakkos. "Man merkt das du einige Zeit, mit Elliott verbracht hast.", verzog er säuerlich sein Gesicht, "Oder du hältst dich für etwas besseres. Aber egal welche Option es ist, ich bin und werde immer der mächtigere sein!" Abwertend schnaubte ich und trat nun einen Schritt auf ihn zu. "Das ist doch kein Grund gleich die Beherrschung zu verlieren und laut zu werden. Sowas gehört sich schließlich nicht." Arrogant fuhr ich mir durch meine weiß-blonden Haare und brachte ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Vincent sollte ruhig spüren das ich ihn verachtete und mich über ihn lustig machte. Er wahr letztendlich nichts weiter als ein gefallender Mann, König, mit einer verbitterten Clownsmaske und einer psychisch verdrehten Sicht.

"Du nimmst dir ganz schön viel raus in meiner Gegenwart - das gefällt mir nicht." "Und was wollen sie dagegen tuen? Mich erschießen? Umbringen? Was beliebt ihnen denn heute mehr?"

"Ähm, Spencer? Überreizte es nicht.", warnte Liam mich.

"Verräter!"

Das plötzlich ausgespiende Wort des bis hier hin ruhig gebliebenen Henry's überraschte uns alle; selbst seinen Herrn.
"Verräter?", wiederholte seine ehemalige zweite Hälfte ungläubig, "Dabei bist du derjenige der im Augenblick auf der falschen Seite stehst! Ich hätte echt mehr von dir erwartet, Henry. Ich meine- Du- Ich...Wir wahren mal ein Team-" "Und das können wir immer noch sein!", unterbrach ihn der ältere, "Nur du und ich. Wie damals." Traurig schüttelte Liam seinen Kopf: "Nein, Henry. Es wird kein 'wie damals' geben. Du hast Elliott verraten; Mich verraten. Du hast deinen Weg gewählt und zwar ohne mich. Glaube mir, ich kann dich dafür nicht hassen - auch wenn ich es wollte - und ich werde mit einem Lächeln an unsere Zeit zurückdenken. Aber ab jetzt ist es vorbei."

"Nein...Du- du hast mir versprochen das Liam bei mir bleiben würde!", rastete Henry im nächsten Moment aus, zog eine Waffe aus seiner Tasche und hielt sie abwechselnd auf Vincent und dann auf Akira, "Du elender Bastard hast ihn mir weggenommen!"

"Das geht definitiv in die falsche Richtung.", nuschelte ich zu mir selbst und schob mich dann mit erhobenen Händen vor Kurosawa. Dann meinte ich lauter: "So gerne ich den Ehekrieg hier auch unterbreche, aber leider haben wir momentan keine Zeit dafür, aber wenn dich das beruhigen sollte, kann ich dir mit gutem Herzen sagen, dass Liam bei Akira gut aufgehoben ist. Also bitte, leg die Waffe weg!"

"NEIN!"

Übers Henry's Wangen liefen nun Tränen und seine Hand fing an zu zittern. Dann, wie aus dem Nichts, ertönte ein Klicken und ein darauf folgender Schuss.
Leblos fiel der Körper des älteren, der beiden Psychozwillinge zu Boden, während der jüngere erschrocken zusammen zuckte.
"Meine Güte, gutes Personal heute zu finden scheint immer mehr zur Seltenheit zu werden.", meinte Vincent gelassen. Sein eiskalter Blick wanderte von Henry's Leiche, zu der Waffe und von dort zu mir. "Aber okay, das sollte uns nun jetzt nicht mehr weiter stören. Wo wahren wir noch mal stehen geblieben?" "An dem Punkt, wo sie so nett wahren uns in den Flieger steigen zu lassen." "Natürlich, das wahr es schon mal nicht."

Ein erneutes Klicken teilte mir mit, dass Vincent seine Desert Eagle ein zweites Mal geladen hatte.
"Sie begehen einen Fehler, wenn sie das tun, Vincent.", versuchte ich die Lage zu entschärfen. "Warum sollte das Falsche sein, sie hier und jetzt alle Mann zu erschießen?" "Weil sie genau das Gleiche wollen wie ich." "Und was währe das?", richtete der schwarz haarige die Pistole direkt auf meinen Kopf.

"Elliott's Sicherheit!"

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