DOPPELT

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~einen Tag zuvor~

Der dreiunddreißig Jährige klingelte an der Tür, welche ihm darauf auch schon gleich geöffnet wurde. Vor ihm stand der Mann, den er seid sehr langer Zeit nicht mehr gesehen und doch für ihn gearbeitet hatte. Und er sah immer noch genauso aus wie damals; als währe er um keinen Tag gealtert. Trotzdem drang aus dem Flur der Geruch des Todes nach draußen.

"Du hast dir ganz schön viel Zeit gelassen.", wurde er begrüßt. Entschuldigend senkte der Mitte dreißigjähriger seinen Kopf und wollte schon zu einer Antwort ansetzen, doch er wurde rüde unterbrochen: "Spar es dir. Ich will nichts hören, damit verschwenden wir nur noch mehr von dem, von dem wir eh schon viel zu wenig haben." Damit drehte sich der Hausherr um und ließ den dunkelblonden stehen. Dieser zögerte kurz, trat dann aber über die Schwelle und ließ die Tür zurück ins Schloss fallen.

"Wie geht es-", wollte der Neuankömmling anfangen, wurde aber auch hier unterbrochen: "Blair geht es den Umständen entsprechend." Der Fragende nickte und folgte seinem Herr weiter durch den Flur, bis in ein teakholz verkleidetes Arbeitszimmer. Mit Aufforderung ließ sich der Dreißiger in einen der Sessel nieder; gegenüber seines Auftraggebers.

"Wie lange wird es noch dauern?" "Bis was? Bis sie meinen Sohn wie ein Tier betäubt und in die Psychiatrie gebracht haben, Henry?", stellte der schwarzhaarige die ehr rüde Gegenfrage. Auch Henry bemerkte dies, sagte aber nichts dazu. Er konnte sich schon denken, warum der ehemalige König so schlecht drauf wahr. Seine geliebte Frau, Blair wahr krank und bei Elliott sah es nicht anders aus.
"Es müsste morgen geschehen.", bekam er dann doch noch die Antwort, dieses Mal kühl und so emotionslos wie immer, "Blair ist auf jeden Fall bereits hinüber geflogen, um zu warten - sie hat es sich einfach nicht nehmen lassen, diese Last zu tragen. Aber gut. Wie weit bist du?" Henry schluckte und wich dem stechendem Blick Vincent's aus. "Ich habe soweit es ging, alles vorbereitet." "Und wie weit ist das genau?" "Soweit dass das Flugzeug morgen Nacht starten kann." Vincent stützte seine Ellenbogen auf die Lehnen auf und berührte mit seinen linken Fingerkuppen, die rechten. Dabei nickte er: "Wenigsten etwas. Aber was ist mit dem Rest?" "Den werde ich noch erledigen." "Auch besser für dich. Ich will nämlich nicht noch einmal so hintergangen und verraten werden, wie das letzte Mal." "Natürlich!", bekräftigte der dunkelblonde, "Ich werde dich nicht enttäuschen." "Was anderes will ich auch nicht erwarten, mein lieber Henry."

Nachdem Henry noch weitere Male beteuert hatte, dass nichts den Plan verhindern und er treu an Vincent's Seite bleiben würde, kam er schließlich zu einer Frage, die ihm schon längere Zeit im Kopf herum spukte: "Warum eigentlich?" "Wie bitte?", der ehemalige König drehte sich wieder zu seinem Unterstellten zu, nach dem er zum Fenster gegangen wahr. "Ich meine: Warum und vor allem wo für das alles hier?"

Der schwarzhaarige ließ sich sehr viel Zeit, um eine passende Antwort auf diese berechtigte Frage zu finden. Er selbst konnte sein Handeln auch nicht komplett nachvollziehen, da er dafür nicht tief genug in seine Zwischenmenschlichkeit eintauchte und dennoch hatte Vincent da ein ganz bestimmtes Gefühl, welches so paradox wahr, dass es ihn nur noch mehr voran trieb.

"Liebe."

Fest sah der junge Vater den dunkelblonden Britin an.
"Liebe?!", überrascht weiteten sich Henry's Augen. Er konnte verstand nicht recht. "Ja, Liebe.", bestätigte Vincent, "Ich kann mir vorstellen, wie absurd das klingen mag, aber so ist es. Ich liebe Elliott so sehr, dass ich ihn von seinem Leiden befreien will!" "Und wieso genau jetzt? Warum denn nicht schon viel früher, zum Beispiel als ihr erfahren habt, das euer Sohn nicht ganz-", Henry unterbrach sich selbst. "Dicht ist?", belustigt lachte Vincent auf, "Sind wir das nicht alle? Aber ich hätte es wirklich schon viel früher zu Ende bringen sollen, aber es hat mich etwas daran gehindert. Wie absurd, wenn ich jetzt so bedenke, dass ich meinen Sohn immer nur vor dem Schlimmsten beschützen wollte, dabei wahr/bin ich das Schrecklichste, was ihn vernichten wird."

Traurig viel Vincent's Blick erneut aus dem Fenster und sah dem Regen dabei zu, wie er an die Glasscheibe trommelte. "Aber ist es bei dir und Liam nicht genauso? Du erzählst ihm auch nichts von dem, was hier gerade geschieht und das wegen tiefer Verbundenheit zu ihm; weil du dich selbst in ihm siehst - genau wie ich dies bei Elliott tue."
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Es wird langsam immer spannender. Was glaubt ihr, wo Vincent seinen Sohn hinbringen lässt?

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