15 - Reden... Sollte doch eigentlich ganz einfach sein, oder? (Ist es nicht)

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𝔼𝕧𝕖𝕣𝕪𝕓𝕠𝕕𝕪 𝕙𝕒𝕤 𝕒 𝕤𝕥𝕠𝕣𝕪 𝕥𝕠 𝕥𝕖𝕝𝕝... 𝕒𝕝𝕝 𝕥𝕙𝕖𝕪 𝕟𝕖𝕖𝕕 𝕚𝕤 𝕤𝕠𝕞𝕖𝕠𝕟𝕖 𝕥𝕠 𝕝𝕚𝕤𝕥𝕖𝕟 𝕥𝕠 𝕚𝕥 𝕤𝕚𝕝𝕖𝕟𝕥𝕝𝕪

Lou weinte, bis keine Tränen mehr kommen wollten. Ihr war durchaus danach zu Mute, einfach noch weiter zu heulen, aber all ihre Tränen waren aufgebraucht. Eigentlich sollte sie jetzt in Verwandlung sitzen. Professor McGonagall würde sich wundern, wo sie blieb.

Lou wusste, es gäbe mehr als genug Menschen in ihrem Leben, mit denen sie über ihre Probleme reden könnte. Einerseits wären da Lily, Marlene und Mary, ihre besten Freundinnen. Andererseits war da noch Professor McGonagall, oder Minerva, wie sie sie in den Ferien noch genannt hatte. Aber aus irgendeinem Grund konnte sie es nicht. Sie wusste, sie würden sich um sie sorgen, sich um sie kümmern, sie alle - aber verstehen würden sie nicht, nicht wirklich.

Ihr war  aber auch klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie musste mit jemandem reden, oder sie würde unter all dem Druck der auf ihren Schultern lastete, unter all den Selbstzweifelnd, den Schuldgefühlen und dem Gefühl, einfach nicht genug zu sein, in kleine Stücke zerbrechen. Nur, mit wem sollte sie reden?

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als jemand den Wandteppich zur Seite schob. Dieser Jemand zuckte zurück, als er Lou entdeckte, wie sie wie ein Häufchen Elend in ihrem Versteck saß.

"Oh, tut mir leid, ich hab nicht damit gerechnet, dass jemand hier ist...", murmelte Peter und wollte sich gerade wieder zum Gehen wenden, als Lou etwas auffiel.

Er wirkte irgendwie anders als sonst, noch viel nervöser und blasser und der gehetzte Ausdruck, der über seine blauen Augen huschte gefiel ihr überhaupt nicht. Bei genauerem Nachdenken wurde ihr klar, dass diese Veränderung schon seit geraumer Zeit von Statten ging, sie war nur zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen, um es richtig zu bemerken.

Aber jetzt, da sie es bemerkt hatte, konnte sie nicht einfach wieder wegsehen. So war sie nicht, noch nie gewesen. Leute trösten, ihnen zuhören, einfach freundlich sein, das konnte sie. Und wenn sie in ihrem Leben im Moment auch sonst nichts auf die Reihe brachte, darin war sie gut.

"Warte! Geht's... geht's dir gut?", fragte sie und verfluchte ihre Stimme dafür, dass sie sich so brüchig anhörte.

Sie konnte es sich jetzt nicht leisten, an ihre eigenen Probleme zu denken. Die mussten warten, wie sie das immer mussten, wenn jemand anderes sie brauchte.

"Klar, warum nicht?"

Die Antwort kam viel zu schnell, um wahr zu sein. Lou setzte ihren ich-weiß,-dass-du-lügst,-aber-ich-bin-zu-freundlich-um-es-zu-sagen-Blick auf. Das war zugegeben gar nicht so einfach, wenn man sich selbst hundeelend fühlte und auch so aussah, aber sie bekam es ganz gut hin. Peter wich ihrem Blick aus, setzte sich aber trotzdem neben Lou.

Nachdem sie beide eine Weile geschwiegen hatten, begann er schließlich ohne Lou anzusehen zu sprechen: "Es ist nur gerade alles sehr... schwierig. Ich... Also... jemand... will etwas von mir... und ich weiß einfach nicht, was ich tun soll, verstehst du? Eigentlich geht das schon länger so, aber der Druck wird immer größer und-"

Als er sich dann doch zu Lou umdrehte, schien er das Gefühl zu haben, vielleicht sogar schon zu viel gesagt zu haben.

"Äh, was ist überhaupt mit dir? Einfach aus dem Unterricht zu stürmen sieht dir ja gar nicht ähnlich. Und hast du etwa geweint?", fragte er wild drauflos.

Lou verstand sofort, was los war. Angriff war die beste Verteidigung. Sie war sich sicher, dass es besser wäre zu reden - für Peter und sie geleichermaßen. Aber über manche Dinge konnte man einfach nicht mit jedem reden. Oder doch?

Denn wenn sie den richtigen Riecher hatte, was Peter bedrückte, dann war sie vielleicht genau die richtige Ansprechperson. Und dann könnte er sie vielleicht auch verstehen. Ja, vielleicht... aber vielleicht auch nicht. Und was dann?

Hidden ChangersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt