Matteo setzt sich wieder auf die Couch und zieht Julia auf seinen Schoß, die sich kurz wehrt. "Ich hab dich endlich wieder, cara mia, ich lass dich so schnell nicht mehr los! Wir haben uns viel zu erzählen" - "Du bist verheiratet, Matteo. Was soll das also?" - "Meine Frau ist vor zwölf Jahren gestorben, Julia. Meine Söhne sind erwachsen, ich hab Zeit, mich wieder auf mich selbst zu konzentrieren ... und das werde ich tun" - "Wie alt sind deine Söhne?" - "Luca ist 27 und Alessio ist fast 26. Die beiden führen die ... Firma weiter, ich bin quasi schon im Ruhestand" - "Mit 57 im Ruhestand?" - "Naja, fast. Julia, du musst etwas über unsere Familie wissen, aber erst würde ich gern über dein Leben was erfahren. Was hast du gemacht, wo warst du all die Jahre, gibt es einen ... Mann in deinem Leben?" - "Wozu?" - "Weil ich denke, dass wir jetzt eine zweite Chance bekommen uns unser Leben zusammen weiterführen können, was wir vorher nicht durften, Julia. Also bitte, erzähl mir von dir ... außer du kannst dir ein 'uns' überhaupt nicht vorstellen, dann lass ich dich nach Hause bringen. Ungern, aber ich würde es akzeptieren".
Julia schweigt lange und spielt mit ihren Fingern, bis er seine Hand beruhigend auf ihre legt und sanft mit dem Daumen darüberstreicht. Sie sieht auf und direkt in seine Augen, die ihr offen und liebevoll entgegenstrahlen, holt tief Luft und beginnt leise zu erzählen. "Ich wurde vom Fahrer deines Vaters heim gebracht und hab sofort meine Sachen gepackt. Meine Mama war zum Glück nicht da, sie hätte mich nie gehen lassen. Ich hab ihr einen Brief geschrieben und wurde dann zum Flughafen gebracht. Dort hab ich einfach den nächstbesten Flug genommen. Mit dem Geld konnte ich mir eine kleine Wohnung mieten und kam die erste Zeit gut über die Runden. Ich fand eine Arbeitsstelle und konnte den Rest des Geldes gut anlegen. Und dann ...", Julia stockt in ihrer Erzählung und Matteo drückt ihr aufmunternd die Hand. Sie rutscht neben ihn, was er nur ungern zulässt, aber anscheinend braucht sie jetzt etwas Abstand. "Dann hab ich herausgefunden, dass ich schwanger bin". Matteo mustert sie lange und wartet ab. "Kannst du dir vorstellen, wie beschissen es mir ging? Allein in Berlin, der Vater meines Babys durfte nichts davon wissen und meine Mama weit weg! Nach ein paar Tagen hab ich sie dann angerufen, egal, welches Risiko ich damit einging und sie kam sofort zu mir, um mich zu unterstützen. Sie hat nie gefragt, warum ich verschwunden bin, sie war einfach nur da. Als Mira in die Schule kam, ging Mama wieder zurück nach München. All die Jahre gabs nur uns drei". Matteo zieht sie in eine warme Umarmung. "Ich wollte sie dir nie vorenthalten, Matteo ... aber ich wusste nicht, wie ..." - "Schhhh, angelo mio. Es ist in Ordnung. Sie müsste dann ungefähr 28 sein?" - "Ja" - "Ich würde sie gern kennenlernen, irgendwann, wenn wir wissen, wohin unser Weg geht. Wäre das für dich okay?" - "Natürlich. Sie weiß, dass sie ein Kind der Liebe ist und dass uns nur blöde Umstände getrennt haben". Matteo schnaubt. "Das ist eine schöne Umschreibung für unschöne Tatsachen" - "Ich konnte einem kleinen Mädchen doch nicht die Wahrheit sagen" - "Nein, da hast du recht. Ich glaube, du hast sehr gute Arbeit geleistet". Er gibt ihr einen Kuss auf die Schläfe. "Also ein Drei-Mädl-Haushalt", schmunzelt er dann. "Oder gibts einen Mann dazu?" - "Ja, seit ein paar Jahren". Julia merkt, wie sich Matteo versteift und gibt ihm einen sanften Stups. "Mira ist verlobt. Max ist ein toller junger Mann und die beiden passen gut zusammen" - "Den werd ich mir mal ansehen müssen!", grummelt Matteo. "Hey! Du kannst nicht ..." - "STOPP!" Verwundert schaut Julia ihn an. Matteo wischt sich über sein Gesicht. "Okay ... du musst etwas über mich wissen. Unsere Familie ist mächtig, Julia, sehr mächtig. Und wir haben Feinde, mächtige Feinde, die über Leichen gehen". Ungläubig sieht sie ihn an. "Verarsch mich nicht!" Matteo schmunzelt kurz. "Tu ich nicht, mein Engel. Du weißt, dass mein Urgroßvater aus Italien hierher ausgewandert ist. Das war nicht ganz freiwillig. Die ältesten Söhne führen traditionell die Geschäfte weiter, nach außen als ganz seriöse Geschäftsmänner. Meine Söhne allerdings sind gleichberechtigt. Die Frau, die ich heiraten musste, kam auch aus einer Mafiafamilie, durch die Heirat wurden beide Familien gestärkt. Das war schon lange so von unseren Vätern beschlossen, ich erfuhr allerdings erst davon, als du schon weg warst. Meine Söhne dürfen heiraten, wen sie lieben - allerdings wird die Frau zuerst genau überprüft. Wir können keinen Spion in der Familie aufnehmen. Und genauso wird dieser ... Max ... überprüft werden. Gio traut sogar dir nicht, denn auch du könntest eingeschleust sein". Julia steht auf und entfernt sich von Matteo. Sie geht ein paar Schritte in Richtung Garten und dreht dann wieder um. "Wie kann es sein, dass ich das nie mitbekommen habe?" - "Wir arbeiten still, aber effektiv" - "Wie darf ich mir das vorstellen, Matteo?" - "Das kann und das werde ich dir nicht sagen, Julia. Es ist einfach zu gefährlich - für mich und vor allem für dich! Ich werde dich und Mira immer beschützen, aber dafür musst du mir vertrauen. Ich werde dir sagen, was du wissen musst, aber NIE etwas, was dich gefährden könnte!" Julia nickt. "Gio also? Gio hält MICH für eine Spionin? Er kennt mich doch ... ich könnte das doch gar nicht ... jemanden ausspionieren oder so. Ich? Mir sieht man doch sofort an, wenn ich lüge. Ich fass es nicht!" Julia wirft ihre Hände in die Luft, was Matteo auflachen lässt. "Du nimmst das erstaunlich gut auf, Julia" - "Findest du? Ich weiß nicht, soll ich hysterisch lachen, dich anbrüllen oder schnell wegrennen. Du bringst grad alles, was ich dachte, von dir zu wissen, durcheinander, Matteo!" Nachdenklich dreht sie sich wieder Richtung Garten, weg von Matteo, der jetzt auch aufsteht und sich hinter Julia stellt. Er legt seine Hände vorsichtig auf ihrer Taille ab, hält aber trotzdem Abstand. "Ich weiß, das ist jetzt alles etwas viel. Aber ... könntest du dir trotz allem eine Zukunft mit mir vorstellen, coure mio?" Lange kommt keine Reaktion von Julia, dann dreht sie sich um. "Ich weiß es nicht, Matteo, ich weiß es wirklich nicht. Wir sind nicht mehr die Menschen von damals und ... ich brauche Zeit. Ich muss nachdenken" - "Natürlich, das verstehe ich" - "Lässt du mich nach Hause fahren, bitte?" - "Nein, ich fahre dich selber. Ich genieße jede Sekunde mit dir, mein Engel". Er beugt sich vor und gibt ihr wieder einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er nach ihrer Hand greift und sie zur Garage führt.
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Cara Mia
RomanceMatteo & Julia Ein Paar, das auseinander gerissen wurde. Matteo, der eine Familie gründete, seine Liebe aber nie vergessen konnte. Julia, die ein großes Geheimnis hütet, um ihre erste und einzige Liebe zu schützen. Was passiert, wenn die beiden nach...