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Matteo hätte Julia am liebsten sofort von Adamo weggeholt, aber Gio und seine Söhne konnten ihn überzeugen, abzuwarten. Also steht er drei Tage später bei Adamo im Wohnzimmer, Alessio und Luca stehen seitlich hinter ihm, Sandro und Daniel flankieren die Tür. Grinsend kommt Adamo auf sie zu. "Ich hatte schon angefangen zu überlegen, was ich mit Julia anstellen könnte", sagt er ohne ein Wort der Begrüssung, was Matteo knurren lässt. "Hast du den Ring dabei?" - "Selbstverständlich. Wo ist Julia?" Nach einem leichten Kopfnicken von Adamo wird Julia hereingeführt und neben ihn gestellt. Matteo mustert sie kurz - sie sieht unverletzt aus - und versucht, ihren Blick einzufangen, aber Julia schaut zu Boden. "Gehts dir gut, Julia?" - "Natürlich gehts ihr gut, das war der Deal, oder? Gib mir den Ring!" Matteo streckt seine Hand zu Luca, der ihm eine Schatulle gibt, und öffnet diese dann, um Adamo den Inhalt zu zeigen. "Lass Julia zu mir, danach bekommst du den Ring". Adamo kneift seine Augen zusammen, er beugt sich zu Julia und flüstert ihr ins Ohr. Sie zuckt zusammen und beginnt, mit kleinen Schritten zu Matteo zu schleichen. Ihm zieht es das Herz zusammen, seine mutige, aufrechte Julia kommt ihm vor wie ein verschrecktes Mäuschen. Er richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf Adamo, dessen Grinsen nicht vom Gesicht weicht, während er Julia hinter sich schiebt, wo sie sofort von Daniel übernommen und nach draussen gebracht wird. Einer von Adamos Männern kommt zu ihm und er übergibt den Ring. "Nun, da das geklärt ist ... lasst uns darauf anstossen, dass alles wieder am rechten Platz ist". Widerwillig nimmt Matteo ein Glas Whiskey entgegen und seine Söhne schliessen sich an.

Julia wird in der Zwischenzeit in ein Auto gebracht und weggefahren. Daniel versucht, ein Gespräch anzufangen, aber sie reagiert nicht auf ihn sondern sieht nur aus dem Fenster. Als er den Weg zu Matteos Villa einschlägt kommt Leben in sie. "Nein!" - "Was, nein?" - "Ich gehe NICHT in dieses Haus!" - "Matteo will ..." - "Es ist mir vollkommen egal was ER will! ICH will nach Hause" - "Aber ..." - "DANIEL! BRING MICH IN MEIN HAUS!" Daniel zuckt zusammen - er erkennt Julia nicht wieder. Er überlegt kurz, aber er kann sie nicht mit Gewalt hierbehalten, also dreht er um und fährt in die Richtung von Julias Haus. Sobald sie dort ist, wird er Sandro Bescheid geben wo sie sind.

Matteo konnte ein Trinkgelage abwehren und läuft in sein Haus, wo er nach Julia sucht, sie aber nicht finden kann. Er zückt sein Handy, um Daniel anzurufen, als Sandro auf ihn zukommt. "Daniel hat sie nach Hause gebracht, Don" - "Wie bitte? Er hat meine Anweisung ignoriert?" Wütend stürmt er zur Eingangstür, aber Sandro hält ihn zurück. "Don ... Matteo ... Julia wollte nicht hierher. Hätte er sie zwingen sollen? Mit Gewalt? Nach den letzten Tagen?" - "VERDAMMT NOCHMAL! Natürlich NICHT! Aber er hätte Rücksprache mit mir halten sollen!" - "Matteo ... denk bitte nach ... Daniel ist IHR Leibwächter, er hat mein vollstes Vertrauen, dass er nichts tun wird, was sie in Gefahr bringen könnte. Und wenn sie nach Hause will, allein sein will - was ich übrigens gut nachvollziehen kann - dann wird er dafür sorgen, dass sie in ihrem eigenen Haus sicher ist!" Gio, der im Büro war und das Streitgespräch mitbekommen hat, mischt sich ein. "Kann es sein, dass Julia immer noch nicht weiß, was es heisst, die Partnerin eines Dons zu sein? Du wolltest doch mit ihr reden" - "Ja, WANN denn? Es kommt doch immer irgendwas anderes dazwischen!", grummelt Matteo. "Gabs früher ein Urlaubsziel, das sie gerne mal besucht hätte und sie sich vermutlich nie leisten konnte?" Nachdenklich zieht Matteo seine Augenbrauen zusammen. "Warum?" - "Entführ sie ... also nicht im Bösen, sondern in einen Urlaub. Ein paar Tage fern von hier, zum Abschalten und reden - einfach nur ihr zwei. Als Paar, das sich neu kennenlernt"- "Ja, das könnte vielleicht funktionieren ... Mauritius oder die Dominikanische Republik, Neuseeland, Island, Irland ... es gab einige Ziele, die wir gemeinsam sehen wollten" - "Ich buche euch etwas, ihr nehmt Daniel und Sandro mit. Der Jet ist sowieso startklar, ich gebe den Piloten Bescheid, damit die den Rest klären. Geh und hol sie dir endgültig zurück, Matteo!" - "Und wenn sie das nicht will? Mich nicht will als der Mann, der ich nun mal bin?" Matteo klingt mutlos. "Dann musst du das akzeptieren! Aber zuerst musst du alle Karten auf den Tisch legen, Matteo. Knallhart, schonungslos ehrlich. Zeig ihr die schönen Seiten deines Lebens, die schlechten hat sie ja schon ein kleines bisschen kennengelernt. Aber versuch es! Ihr wart doch glücklich und seid es eigentlich immer noch!" - "Ja ... Gio, ich hab wirklich Angst, dass sie dieses Leben nicht führen will. Liebe kann viel bewirken ... aber ..." - "Herrgottnochmal! Wenn du's nicht versuchst, wirst du nie wissen, wie es ausgeht. Jetzt hol sie dir, packt ein paar Sachen für Sommerurlaub ein und lasst euch aufeinander ein. Ich weiß schon, wohin ich euch schicke. Es wird euch beiden guttun - und entweder kommt ihr als Paar zurück oder nicht - aber mit geklärten Fronten, so dass jeder weiß, woran er ist. Abmarsch!" Gio dreht Matteo zur Tür und gibt ihm einen leichten Schubs.

Matteo steht mit gemischten Gefühlen vor Julias Tür, sein Koffer liegt im Auto, Daniel und Sandro sind bereits unterwegs zum Flughafen. Mira öffnet ihm und lässt ihn ins Haus. "Wie geht es ihr?", fragt er seine Tochter leise. "Nicht gut. Sie ist total still ... erzählt nichts, weint nicht, ist nicht wütend ... einfach nur ganz ruhig - und das gefällt mir absolut nicht, Matteo". Er nickt. "Wo ist sie?" - "Hinten, im Wohnzimmer". Matteo macht ein paar Schritte in die genannte Richtung, dreht sich dann nochmal zu Mira. "Ich werde mit ihr für ein paar Tage wegfliegen, wir haben viel zu klären, und das können wir hier nicht. Ich hoffe, ich muss sie nicht dazu zwingen". Dann geht er weiter zu Julia, die in einem Sessel sitzt und in den Garten schaut. Er kniet sich neben sie und nimmt ihre Hand, die kalt auf der Armlehne liegt. "Julia, Schatz, wie geht es dir?" Sie zuckt nur mit den Schultern, bleibt ansonsten ohne Reaktion. Er streicht ihr sanft über die Wange und lässt seine Hand dort liegen. "Julia?" - "Hm?" - "Ich möchte, dass du ein paar Sachen packst" - "Wofür? Ich ziehe nicht zu dir" - "Nein, das meine ich auch nicht. Ich möchte mit dir ein paar Tage verreisen, nur wir beide. Ich hab dir viel zu erklären. Du wurdest in den letzten Tagen in die Seite meines Lebens gerissen, auf die ich dich noch nicht vorbereitet hatte. Und das tut mir unendlich leid. Ich möchte ganz von vorne anfangen. Und das geht am besten weit weg von hier!" Julia sieht ihm zweifelnd in die Augen, erkennt aber nur Liebe und Ehrlichkeit darin. "Wohin?" - "Ich hab keine Ahnung, Schatz. Gio hat gebucht und nur gesagt, wir brauchen Sommersachen".

Cara MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt