Zitternd sitzt Julia im Auto neben Adamo, der sie offen mustert. Seine beiden Fahrer haben die Anweisung, auf schnellstem Weg zurück nach München zu fahren. "Wirst du mir Schwierigkeiten machen?", fragt er sie leise und Julia schüttelt den Kopf. "Gut! Ich bin kein Mann, der Frauen verletzt - aber ich werde nicht zögern es zu tun, sollte es nötig sein. Solange du dich ruhig verhältst, wird dir nichts passieren!" Die Fahrt vergeht langsam, Julia schaut nur nach draußen, während Adamo neben ihr am Laptop arbeitet und ihr nur hin und wieder einen Blick zuwirft. Der Landsitz der Marchese's liegt etwas ausserhalb von München und Julia stockt kurz der Atem. Matteos Villa ist groß, aber das hier übertrifft es noch um einiges. "Komm!" Adamo öffnet ihre Autotür und hält ihr seine Hand entgegen, die Julia nur zögernd annimmt und aussteigt. "Elda wird dir dein Zimmer zeigen. Dort wirst du bleiben, bis ich dich holen lasse". Er nickt einer älteren Dame zu, die sich sofort an Julia wendet. "Folgen Sie mir bitte".
Julia bleibt in dem Zimmer stehen, als sich die Tür hinter Elda schliesst, und sieht sich um. Es ist ein schönes grosses Gästezimmer mit Blick in den weitläufigen Garten. Eine weitere Tür führt in ein geräumiges Bad. Unter anderen Umständen könnte sie es vermutlich genießen, doch jetzt setzt sie sich erschöpft auf das Bett. Zweifel überkommen sie. Soll das wirklich ihr zukünftiges Leben sein? Auch wenn sie Adamo glaubt, dass er ihr nicht wehtun wird - psychisch ist sie im Moment am Ende. Sie schlüpft aus ihren Schuhen, rutscht aufs Bett und vergräbt sich in den Kissen. So findet sie Elda etwas später, als sie sie zum Essen holen soll. "Ich habe keinen Hunger" - "Sie sollten Signor Marchese nicht verärgern, Signora". Elda legt ihr ein dunkelblaues Etuikleid aufs Bett und stellt passende Schuhe davor. "Was ist das?" - "Ihre Kleidung für jetzt. Bitte ziehen Sie sich um, ich hole Sie in zehn Minuten ab. Bitte!" Julia entgeht der flehende Ton in Eldas Worten nicht und so nimmt sie das Kleid und zieht es an. Es passt perfekt, und sie wundert sich. Julia betrachtet sich in dem großen Spiegel, der an einer Wand hängt. Sie würde sich nie so ein Kleid kaufen - aber überraschenderweise steht es ihr gut. Sie schlüpft gerade in die Pumps, als es an der Tür klopft und Adamo den Raum betritt. Seine Augen blitzen auf, als er Julia sieht.
"Sei bellissima, Julia. Lass uns gehen". Er reicht ihr seinen Arm und Julia hakt sich widerstrebend ein. Sie will ihm keine Angriffsfläche bieten, aber alles in ihr sträubt sich gegen diesen Mann, der sie behandelt wie sein Eigentum. Nicht physisch, aber psychisch fühlt sie sich wie eine Gefangene, unterschwellig immer bedroht, selbst wenn er sie anlächelt. "Wir werden die nächsten Abende gemeinsam essen, bellezza. Morgens und Mittags bekommst du Essen auf dein Zimmer, das du nie verlässt - außer dir wird etwas anderes gesagt. Ich möchte dich nicht auf den Gängen oder im Garten sehen. Wenn du etwas brauchst, wähl die eins auf dem Telefon in deinem Zimmer". Adamo durchbohrt sie mit seinem kaltem Blick. "Capisce?" - "Ja". Er öffnet eine Tür, die zu einem kleineren Esszimmer führt und lässt sie auf einem Stuhl Platz nehmen, bevor er sich selber ihr gegenüber setzt. Julia ist froh, dass sie ihr Essen schweigend einnehmen und sie danach wieder in ihr Zimmer gebracht wird.In Matteos Villa laufen die Planungen bereits auf Hochtouren, als er ankommt. "Gio - in mein Büro!" Gio folgt ihm und schließt die Tür hinter sich, während sich Matteo in seinen Sessel setzt. "Also ... Luca und Alessio wissen Bescheid, die Männer warten nur auf deinen Befehl und ..." - "Ich will kein Blut vergießen, Gio. Adamo bekommt den Ring und ich Julia zurück ... das ist alles was ich will" - "Aber ... nun, das kommt überraschend, Don" - "Ich weiß. Aber ich bin müde, Gio, ich will das nicht mehr" - "Und deine Söhne?" - ",Sind sie hier?" - "Ja" - "Bring sie zu mir!"
Nur kurze Zeit später stehen Alessio und Luca bei Matteo im Raum. Gio zieht sich zurück und lässt die drei Männer allein. "Papa?" - "Setzt euch!" Matteo wandert zum Fenster und schaut auf den weitläufigen Garten, dann dreht er sich, angelehnt an die Mauer, zu seinen Söhnen. "Luca ... dich betrifft es am meisten. Der Ring, den euer Onkel haben will, ist ein Erbstück und sollte am Tag der Hochzeit an die Ehefrau unseres Erstgeborenen übergehen. Da eure Mutter nicht mehr lebt, meint Adamo, er hat das Recht ihn zurückzufordern. Mir persönlich liegt nichts an dem Ring, aber diese Entscheidung überlasse ich dir. Wenn du ihn behalten willst, werden wir Julia mit Gewalt rausholen ..." - "Aber eigentlich willst du das nicht, oder?" - "Nein", sagt Matteo tonlos. "Ist das dieser scheußliche Siegelring, der viel zu groß für eine Frauenhand ist?" Matteo lacht leise. "Ja, genau der" - "Ganz ehrlich Papa. Den kann er gern haben. Alessio, was meinst du?" - "Du weißt, dass ich sowieso nichts vom Kämpfen halte ... ich will den Ring auch nicht. Gib ihn Adamo und bring Julia nach Hause, Papa. Ich will sie endlich kennenlernen!" Matteo sieht seine Söhne prüfend an, dann nickt er. "Ich danke euch!" Luca und Alessio sind bereits dabei, das Büro zu verlassen, als Matteo noch etwas einfällt. "Ach ... ihr werdet nicht nur Julia kennenlernen, sondern auch ihre Tochter - eure Schwester". Schwer hängt dieses Wort zwischen den Männern, Alessio fängt sich als erster. "Schwester? Wir haben eine Schwester?" - "Ja" - "Ich wusste, dass Mutter und du euch nicht geliebt habt - aber DAS hätte ich nicht von dir gedacht!", murmelt Luca und läuft zur Tür, während Alessio Matteo fassungslos anschaut. "Sie ist älter als ihr zwei". Dieser Satz lässt Luca innehalten. "Älter?" - "Ja, älter. Sie wurde von eurem Großvater weggeschickt, ohne mir sagen zu können, dass sie schwanger ist und ich wurde zur Heirat mit eurer Mutter gezwungen" - "Und was heißt das für uns? Fürs Geschäft?" - "Im Moment bleibt alles wie es ist. Mira ist, soweit ich sie bisher kennengelernt habe, eine tolle junge Frau, die fest im Leben steht. Ich glaube nicht, dass sie irgendwas mit unseren Geschäften zu tun haben will. Wir sollten uns erstmal als Familie kennenlernen, bevor wir über solche Dinge nachdenken. Und als Allererstes müssen wir Julia da rausholen!"
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Cara Mia
RomanceMatteo & Julia Ein Paar, das auseinander gerissen wurde. Matteo, der eine Familie gründete, seine Liebe aber nie vergessen konnte. Julia, die ein großes Geheimnis hütet, um ihre erste und einzige Liebe zu schützen. Was passiert, wenn die beiden nach...