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Am nächsten Morgen sitzt Julia mit der Tageszeitung und einer großen Tasse Kaffee auf der Terrasse, als Mira und Max von ihrer Joggingrunde zurückkommen. "Schau mal, Mama. Der wurde grade abgegeben". Verwundert sieht Julia auf den bunten Strauß in den Händen ihrer Tochter. "Hier!" Mira zieht eine kleine Karte aus dem Strauß und gibt sie ihrer Mutter.

'Danke für gestern, Liebes'

Fragend sieht Mira ihre Mutter an, die ihr mit glasigen Augen, aber einem Lächeln im Gesicht die Blumen abnimmt. "Ein Verehrer?" - "Vielleicht ..." - "MAMAAAA" - "Ich sage nix dazu, Mira". Julia steht auf, sucht eine Vase und stellt sie dann im Wohnzimmer auf den Tisch, das Kärtchen hält sie fest in ihrer Hand. Sie setzt sich auf die Couch und grübelt wieder, so wie sie es die ganze Nacht schon getan hat.

Haben sie wirklich noch eine Chance? Kann und will sie ihr Leben in Berlin aufgeben und Mira dort alleine lassen? Ja, natürlich ist ihre Tochter erwachsen und braucht sie eigentlich nicht mehr ... München ist auch nur ein paar Autostunden entfernt ... aber Matteos Leben ist nicht ihr Leben, es scheint gefährlich zu sein ... kann sie damit umgehen, immer überprüft und bewacht zu werden - denn das wird sie, das ist ihr jetzt schon bewusst.

Julias Handy gibt einen kurzen Ton von sich und reisst sie aus ihrer Grübelei. 'Kannst du dir die nächsten Tage mal einen Tag für mich Zeit nehmen, gioia mia?' - 'Warum?' - 'Ich will Zeit mit dir verbringen. Dir zeigen, wie das Leben mit mir aussehen könnte ...' - 'Eigentlich muss ich das Haus ausräumen ...' - 'Einen Tag, bitte! Ich helf dir auch beim räumen'. 
Julia lacht leise. Ein Mafiaboss, der Möbel schiebt?
'Das will ich sehen ;). Okay, auf einen Tag kommts wahrscheinlich nicht an. Wann?' - 'Ich hol dich morgen früh gegen acht Uhr ab, wenn dir das passt?' - 'Ja ... was soll ich anziehen?' - 'Ganz normal, bellezza. Bequem, am besten eine Hose, keine Highheels ...' - 'Was willst du denn machen?' - 'Das, meine Liebe, bleibt mein Geheimnis! Wir sehen uns morgen, ich freu mich auf dich!' - 'Ich freu mich auch ... und danke für die Blumen!' Matteo schickt ihr einen Kussmilie, den sie unbeantwortet lässt.

Gio sieht Matteo prüfend an, der sein Handy lächelnd zur Seite legt. "Weiß Julia, dass sie da nicht mehr rauskommt?", fragt er. "Wie meinst du das?" - "Du hast dir in den Kopf gesetzt, dass sie bei dir bleibt, und dafür würdest du über Leichen gehen!" Nachdenklich schaut Matteo seinen Freund an. "Nein, nicht über Leichen, aber ... wir sind beide frei, unsere Kinder erwachsen ... warum sollten wir nicht unsere Liebe leben können? Wir machen doch nur einen Ausflug morgen" - "Ja, und du zeigst sie wie auf einem Präsentierteller. Matteo, du musst ihr sagen, auf was sie sich einlässt! Glaubst du wirklich, deine Feinde sind blind?" - "Natürlich nicht. Gio ... ich bin vorsichtig und ..." - "...verliebt und uneinsichtig!", unterbricht ihn Gio. "Matteo, ich kenne dich so nicht! Die Sicherheit kam immer an erster Stelle. Hast du schon mal dran gedacht, dass nicht nur Julia sondern auch ihre Tochter gefährdet ist?" - "Unsere ...", murmelt Matteo. "Was?" - "Unsere Tochter. Mira ist meine Tochter" - "Noch schlimmer, ein Druckmittel mehr". Gio schiebt seinen Stuhl zurück, steht auf und geht aufgebracht hin und her. Er macht sich große Sorgen, Matteo scheint blind in eine Katastrophe zu steuern. "Matteo ... ich bin dein Freund und glaub mir, ich wünsch dir nichts mehr, als Julia wieder bei dir. Ich weiß, wie sehr du sie verehrst - das ist mehr als Liebe, das ist Seelenverwandtschaft. Aber du hast Feinde, denen jedes Mittel recht ist. Du musst Julia aufklären und am besten Mira gleich mit!" - "Ich rede morgen mit Julia, versprochen!"

Schwer aufseufzend wendet sich Matteo wieder den Geschäften zu, die er mit Gio besprechen muss. Auch wenn seine Söhne den größten Anteil erledigen, steht doch immer sein Name dahinter. Er fällt ihm schwer, sich zu konzentrieren. Er weiß, dass er ehrlich zu Julia sein muss - auch auf die Gefahr hin, sie wieder zu verlieren.
"Okay, Matteo, wen nimmst du morgen mit?", fragt Gio, als sie soweit fertig sind. "Ich dachte an Sandro". Gio nickt zustimmend, runzelt aber gleichzeitig die Stirn. "Nur einen? Nimm noch Daniel mit. Der Junge hat was drauf und Julia wäre sicher bei ihm" - "Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie in Gefahr ist?" - "Nein, momentan noch nicht. Aber je eher sie sich dran gewöhnt, desto besser". Matteo grinst seinen Freund an. "Du glaubst an mich, oder?" - "Ich kenne dich. Du gibst nicht auf, bis du gewonnen hast".

Cara MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt