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Julia schaut durch die Heckscheibe, zu dem Chaos, das dort herrscht und das schnell hinter ihnen zurückbleibt. "Bist du okay?", fragt Matteo mit zusammengebissenen Zähnen. "Ja ... nein ... Oh Gott!" Julia dreht sich zu Matteo. "Scheisse". Matteo steht der Schweiß auf der Stirn und er blutet stark am Oberschenkel. "RAFAEL! Wir brauchen ein Krankenhaus!" - "Einen Arzt, ja, ich weiß", antwortet dieser ruhig. Julia atmet tief durch, sammelt sich kurz und schaltet dann auf Schwesternmodus. "Du musst mir helfen Matteo! So kann ich die Blutung nicht stoppen. Kannst du dich ein bisschen aufrichten, dass ich dir die Hose ausziehen kann?" - "Glaubst du, das ist der richtige Moment für einen Striptease?" Matteos Stimme ist schwach. "Mir ist nicht nach Scherzen grade! Hilf mir, verdammt nochmal!" Sie stützt ihn und hat ihm die Hose fast ausgezogen, als Rafael eine scharfe Kurve fährt und Matteo gegen sie knallt. "Willst du ihn umbringen?" - "Ich bin doch schon im Himmel", murmelt Matteo, der an Julias Brust liegt und sie sieht ihn fassungslos an, dann lehnt sie ihn zurück in den Sitz und zieht seinen Gürtel aus der Hose und anschließend um den Oberschenkel fest. Julia schaut sich im Auto um, findet aber nichts brauchbares. "Gib mir deinen Schal, Rafael!" Rafael reicht ihr den Schal und wirft ihr einen Verbandskasten nach hinten. "Woher hast ... egal". Hastig öffnet sie ihn, nimmt Verbandsmaterial heraus und legt einen Druckverband an. Als sie aufsieht, trifft ihr Blick auf Matteos. In seinen Augen steht neben dem Schmerz auch Stolz. "Komm her!" - "Du bist angeschossen worden!" - "Komm trotzdem her!" Matteos Stimme ist leise und angespannt, aber immer noch bestimmt. Julia lehnt sich vorsichtig an ihn, doch er zieht sie grummelnd fest an sich. "Du musst ..." - "... meine Medizin bei mir haben" - "Wir sind da, Boss!" Rafael parkt vor einem unscheinbaren Haus. "Rafael... das ist KEIN Krankenhaus!" Julia ist entsetzt, aber Matteo beruhigt sie. "Aber hier ist unser Arzt, Schatz. Es ist alles in Ordnung". Matteo hieft sich schwerfällig aus dem Auto und in den Rollstuhl, der für ihn bereitsteht. Er sieht Julia an, die blass und zitternd im Auto sitzt. "Rafael ... hilf ihr. Bring sie rein, gib ihr was zu trinken und eine Decke. Es wird nicht lange dauern".

Rafael kümmert sich fürsorglich um Julia. Im Moment kniet er vor ihr und hält ihre Hände fest. "Du warst toll, Julia!" - "Da war soviel Blut ... das Auto bekommt ihr nie mehr sauber", flüstert sie. "Du machst dir Sorgen um das Auto? Das ist kein Problem, Julia ... aber ich mach mir etwas Sorgen um dich" - "Mir gehts gut, Rafael. Ich seh sowas öfter ... aber wenn es einen direkt betrifft, ist es halt noch eine Nummer härter". Rafael will gerade antworten, als ein Arzt den Raum betritt und auf sie zugeht. "Wer hat die Erstversorgung gemacht?", fragt er ernst. "Ich", sagt Julia leise und steht auf. Der Mann mustert sie, dann wird sein Gesichtsausdruck weich. "Sie haben fantastische Arbeit geleistet. Er wäre verblutet, wenn Sie nicht abgebunden hätten" - "Ja ... wie geht es ihm?" - "Er ist wach und will Sie sehen. Wir haben die Blutung gestoppt und versorgt. Sind Sie Ärztin?" - "Nein, Krankenschwester in der Notaufnahme" - "Wenn Sie mal einen Job brauchen - ich nehm Sie sofort! Sie haben richtig reagiert, obwohl Sie persönlich betroffen sind, das sieht man nicht oft. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie sich waschen können und dann bringe ich Sie zu Don Matteo". Er deutet auf ihre Hände, die voller Blut sind, und Julia schluckt. Die Anspannung lässt schlagartig nach, jetzt, wo sie weiß, dass es Matteo gut geht, und ihre Beine geben nach. Rafael kann sie gerade noch abfangen und sie auf einen Stuhl setzen. Zitternd nimmt sie das Glas Wasser, das wie aus dem Nichts vor ihr auftaucht und trinkt ein wenig davon. "Geht es Ihnen gut?" Der Arzt greift nach ihrem Handgelenk und fühlt ihren Puls, der immer noch sehr schnell ist. "Ich kann Ihnen etwas zur Beruhigung geben, wenn Sie möchten" - "Nein ... nein, danke, das geht gleich wieder". Skeptische Blicke streifen Julia, als sie langsam aufsteht und in Richtung Tür geht. "Wo ist unser Patient?" - "Ich bringe Sie zu ihm".
Schnell schliesst der Arzt zu ihr auf und geht voran.

"Na endlich! Wo wart ihr so lang?" Matteo sieht den Arzt finster an, doch als sein Blick auf Julia fällt, wird sein Ausdruck weich. "Komm zu mir, tesoro" Matteo streckt ihr seine Hand entgegen, die Julia gerne nimmt. Sie will sich auf den Stuhl neben dem Bett setzen, aber Matteo hat andere Pläne und zieht sie neben sich auf die Matratze in seine Arme. "Geht es dir gut? Bist du verletzt?" - "Ob es mir ...? Verdammt nochmal, DU wurdest angeschossen, nicht ich" - "Für mich ist das Alltag". Julia wird blass und Matteo merkt, dass ihn das heute einen Riesenschritt nach hinten geworfen hat. "Julia ... Alltag heißt nicht, dass ich dauernd angeschossen werde. Aber ich habe Feinde, die anscheinend wissen, wer du bist, wo du wohnst ... und auch, was du mir bedeutest. Schhh ...", er legt ihr einen Finger auf die Lippen, als sie etwas entgegnen will. "Ich weiß, dass du nicht damit einverstanden sein wirst, was ich jetzt tun muss ... du wirst mit mir noch heute nach München fliegen ..." - "Ich kann doch meine Kollegen nicht im Stich lassen!" Unbeirrt spricht er weiter. "Das ist keine Bitte, sondern unumgänglich!" - "NEIN! Matteo - du kannst mich nicht aus meinem Leben reissen!" - "Ich kann, ich muss ... und ich werde es tun. Weil ich dich liebe und hier dein Leben nicht mehr sicher ist!" Julia windet sich aus seinem Griff und läuft zur Tür. Dort dreht sie sich nochmal zu ihm um. "Das ist keine Liebe, Matteo!", sagt sie leise, Tränen schimmern in ihren Augen. "Das ist ein Machtspiel ... und ich spiele nicht mit!" - "JULIA!"
Matteo reisst sich die Infusion, an der er noch hängt, aus der Hand und steht taumelnd auf. Sein Blutverlust ist enorm, doch er muss Julia aufhalten, die bereits verschwunden ist. Er tastet sich langsam an der Wand entlang in Richtung des Warteraums, wo ihm Rafael entsetzt entgegenstürmt und ihn stützt. "Wo ist sie?" - "Bei dir?" - "Wäre ich dann hier?", knurrt Matteo. "Das letzte Mal hab ich Julia gesehen, als der Doc sie zu dir gebracht hat. Was ist denn passiert?" Matteo geht nicht auf diese Frage ein. "Ihr müsst sie finden! Sie ist Freiwild da draussen!" Erschöpft lässt sich Matteo auf einen Stuhl sinken. Auch wenn er Julia selber suchen sollte, ist er im Moment dazu nicht in der Lage und muss sich jetzt auf seine Männer  verlassen.

Cara MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt