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Matteo ist außer sich, schwankt zwischen Wut, Verzweiflung und - trotz allem - auch Stolz auf die Frau, die er liebt und die seit gestern wie vom Erdboden verschluckt ist. Gio ist mittlerweile in Berlin angekommen und zapft illegalerweise die Kameras der Bahnhöfe an. Daniel ist bei Julia in der Wohnung, während Vito und Rafael die Umgebung durchkämmen. Jan, der Arzt, in dessen Haus sie immer noch sind, versorgt gerade sein Bein, als Matteo eine Veränderung in Gios Haltung wahrnimmt. "Hast du sie?", fragt er ungeduldig und steht sofort auf, sobald der Doc fertig ist. Er stellt sich hinter Gio, der auf eine Frau mit Cap deutet. "Das könnte sie sein, oder? Sie weicht den Kameras geschickt aus, aber so von der Körperhaltung her ..." - Wohin fährt dieser Zug, Gio?" - "Das ist ja das Seltsame ... er fährt nach Norden, nach Hamburg" - "Was will sie denn in Hamburg?", murmelt Matteo. "Kannst du ..." - "Schon erledigt, Don. Schau, hier ist sie wieder, jetzt ohne Cap, aber mit dieser - sorry - bescheuerten Brille. Sie fährt Richtung Dänemark. Ich bin dran Matteo, aber das dauert dann etwas" - "Okay", brummt Matteo und legt sich auf sein Bett. Sein Bein schmerzt mehr, als er zugeben möchte, es hält ihn davon ab, aktiv nach Julia zu suchen - und das nervt ihn unglaublich! Matteo döst vor sich hin, als Gio plötzlich leise flucht und sofort ist er wieder hellwach. "Was?" - "Kristiansand ... Sie ist in Norwegen. Kennt sie dort jemanden?" - "Keine Ahnung ... bist du sicher?" Gio deutet auf ein Standbild, auf dem man Julias Gesicht gut erkennen kann. "Was zum Teufel machst du in Norwegen, cara mia?", murmelt Matteo. "Ich muss nach München, macht den Jet startklar", beschliesst er und ignoriert den verblüfften Blick von Gio. Matteo will zu seiner Tochter, vielleicht weiß die mehr ...

Als Matteo vor dem Häuschen steht, in dem Julia aufgewachsen ist und in dem er immer ein gern gesehener Gast war, bekommt er Herzklopfen. Er wird das erste Mal als Vater vor Mira stehen, die nichts von ihm weiß. Wird sie ihm überhaupt glauben? Matteo strafft die Schultern, bevor er klingelt. Da muss er jetzt durch, es ist wichtig, dass sie zusammenarbeiten - der Rest muss warten. Er hört Schritte im Haus und Mira öffnet die Tür. Sie ist bildhübsch, die Fotos von ihr werden ihr nicht gerecht und Matteo sieht in ihre dunklen Augen - seine Augen. "Ja bitte?", fragt Mira und er räuspert sich. "Hallo Mira, ich bin Matteo Conti und ich bin auf der Suche nach deiner Mutter". Mira schaut ihn misstrauisch an. "Sie ist nicht hier" - "Das weiß ich ... aber können wir das bitte drin besprechen?" Zögernd lässt sie ihn herein und ruft nach Max, während Matteo zielstrebig in die Küche marschiert und sich zu den beiden umdreht. "Okay, Mira ... das kommt jetzt etwas plötzlich ... ich bin seit ein paar Wochen wieder mit Julia befreundet" - "Wieder?" - "Ja ... sie war meine Jugendliebe und ist immer noch meine große Liebe. Leider wurden wir damals getrennt ... ich bin dein Vater, Mira!" Mira lässt sich auf einen Stuhl plumpsen und sieht ihn ungläubig an. "Was?", haucht sie und tastet nach Max' Hand. "Ich wollte dich nie so überrumpeln ... aber Julia ist gestern verschwunden und ich mach mir riesige Sorgen. Wir müssen jetzt zusammenhalten, alles andere klären wir dann in Ruhe" - "Was heisst verschwunden? Mir hat sie gestern gesagt, dass sie eine Auszeit braucht". Matteo holt tief Luft. "Ich kann dir das jetzt nicht ausführlich erklären, Mira. Weisst du, wo sie untertauchen könnte, bei wem? Irgendwo im Norden?" Mira starrt Matteo an, doch in ihrem Kopf überschlagen sich die Gedanken. "Nein, nein ich weiß nicht ..." - "Was ist mit dem Freund in ... ääh ... Dänemark? Schweden?", fragt Max und Mira nickt. "Der Norweger. Matthias? Marcus? Mags ... nein, Magnus. Ja, Magnus. Könnte sein, ja, die sind schon ewig befreundet" - "So gut, dass er ihr helfen würde?" - "Ja, ganz klar ja!" - "Weisst du den Familiennamen? Oder wo er wohnt?" - "Nein, tut mir leid. Irgendwo an der Südküste, aber wo?" Ratlos zuckt Mira mit den Schultern. "Okay, wir werden es rausfinden". Matteo setzt sich hin, sein Bein schmerzt gerade wieder ziemlich und er fragt Mira nach einer Schmerztablette, die sie ihm mit einem Glas Wasser gibt. "Und du bist mein Vater? Wo warst du die ganzen Jahre? Hat dir Mama so wenig bedeutet?" - "Oh nein, Mira. Sie war die Welt für mich und ist es heute noch. Wir werden dir unsere Geschichte erzählen - zusammen, in Ordnung? Jetzt müssen wir sie erst mal finden". Matteo fischt sein Handy, das gerade vibriert hat, aus seiner Hosentasche und liest die Nachricht von Gio. "Warum ist Mama untergetaucht? Irgendwas ist passiert, oder?" Matteo presst seine Lippen aufeinander und nickt. "Ja ... ich hab sie vor Tatsachen gestellt, die ihr nicht gefallen" - "Mama ist eine erwachsene Frau, Matteo. Sie kann für sich selber entscheiden" - "Aber nicht, wenn ihr Leben davon abhängt!" - "Ihr Leben? Warum das denn?" - "Mira, bitte, lass es gut sein. Ich muss sie finden, je eher, desto besser". Matteo steht auf und geht zur Tür. "Ich bring sie nach Hause, das versprech ich dir!"

Mira und Max sehen sich verdutzt an, nachdem die Tür hinter Matteo zugefallen ist. "Was war das denn? Meinst du, das ist wirklich mein Vater?" - "Ganz ehrlich? Ich finde, du siehst aus wie er, die dunklen Augen, dein Gesicht, die Haltung ... krass! Komm her!" Max zieht seine Freundin in eine Umarmung und küsst sie auf den Scheitel. "Ich finde, er hat eine dunkle Ausstrahlung, kalt, mysteriös ... aber wenn er von deiner Mutter redet, leuchten seine Augen. Ich hoffe, ihr gehts gut!" - "Ja, das hoffe ich auch. Sie hat ihr Handy aus und das macht sie eigentlich nur während der Arbeitszeit" - "Mach dir nicht zuviele Sorgen, ich glaube ihm, dass er sie finden will und wird!"

Matteo fährt inzwischen mit Vollgas zu Flughafen, wo sein Jet schon bereitsteht. Gio hat sich bereits um alle Genehmigungen gekümmert, so dass sie direkt in Kristiansand landen können. Er hofft, dass er Julia bald in die Arme schließen kann - und sie dann nicht mehr loslässt!

Cara MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt