"Mira, kommst du mal?" Überrascht steht Mira vom Boden auf, wo sie Bücher sortiert hat, und läuft nach unten. Max steht in der Tür und schaut zu ihr. "Guten Morgen", sagt der Mann, der davor steht, "ich möchte zu Julia Berger. Ist sie da?" - "Guten Morgen, Herr ...?" - "Oh, Verzeihung, ich bin Adamo Marchese" - "Meine Mutter ist nicht da. Kann ich ihr etwas ausrichten?" - "Nein, das ist ... persönlich. Wie kann ich sie am besten erreichen?" - "Ich weiß nicht, wann sie wiederkommt" - "Würden Sie ihr meine Karte geben, Signorina? Es ist wichtig. Sagen Sie ihr, es geht um die Familie Conti". Zögernd nimmt Mira die Visitenkarte, die er ihr reicht. "Grazie, bellezza. Einen schönen Tag noch!" - "Auf Wiedersehen", murmelt Mira und schliesst die Tür. "Das war komisch, oder?" Sie dreht sich zu Max, der genauso irritiert dreinschaut wie sie sich fühlt.
Als Julia am Abend wieder zuhause ist, erzählt ihr Mira von dem Besuch und gibt ihr die Karte. Verwundert schaut sie sich die Visitenkarte an, schüttelt dann aber den Kopf und legt sie in eine Schublade. "Ich kenne diesen Mann nicht, warum sollte ich ihn anrufen", murmelt sie und wendet sich dann an ihre Tochter. "Na, wie weit seid ihr?" - "Mama?" - "Ja?" - "Was ist letzte Woche passiert?" - "Nichts, mein Schatz". Mira ist nicht sehr überzeugt, aber sie spürt, dass Julia nicht in der Stimmung ist, darüber zu reden. Ihre Mama war so glücklich an dem Tag, an dem dieser Mann sie abgeholt hatte, aber als sie spät in der Nacht heimkam, hat sie geweint und seitdem ist sie traurig - was sie versucht zu überspielen. "Du hast wieder Blumen bekommen, Mama". Mira deutet in die Küche, wo ein wunderschöner, in verschiedenen Rottönen gehaltener Strauß steht. "Langsam gehen uns die Vasen aus". Jeden Tag, seit er sie weggeschickt hat, kam ein Strauß, immer mit Karte, die sie aber ungelesen weggeworfen hat. "Ich muss hier weg", sagt Julia leise. "Was hat er dir getan?" - "Das ist egal, Mira. Es sollte damals nicht sein und heute auch nicht". Fragend sieht Mira zu ihrer Mutter, die sie müde anlächelt. "Sag mal, willst du das Haus wirklich verkaufen?" - "Ja, ich dachte schon. Warum?" - "Ach ... Max hat ein Jobangebot für München bekommen" - "Ehrlich? Das ist ja prima" - "Ja ... und die Mieten hier sind enorm" - "Ja, das weiß ich ...". Julia überlegt kurz. "Würdet ihr denn hier wohnen wollen?" - "Ja klar. Das Haus ist zwar nicht riesig, aber es hat einen tollen Garten, Max hätte nur ungefähr zwanzig Minuten zur Arbeit und ich könnte im Kindergarten um die Ecke anfangen". Julia sieht ihre Tochter staunend an. "Ihr habt das schon durchgeplant, oder?" - "Ja, Mama, es wär perfekt!" - "Dann zieht hier ein - aber ein Zimmer hätte ich gern als Raum für mich, wenn ich euch besuche!" - "Mama, du bist toll! Natürlich hast du hier immer Platz! MAX!!!!" Julia hält sich lächelnd die Ohren zu, während Mira die Treppe nach oben stürmt und sie selber in ihr Schlafzimmer geht, um zu packen. Sie wird am nächsten Tag zurück nach Berlin fahren und ihre Vergangenheit endgültig hinter sich lassen.
"Wie lange willst du hier noch rumgeistern?", fragt Gio Matteo genervt, der unruhig in seinem Büro auf und abgeht. Er hält kurz inne, dann läuft er weiter. "MATTEO!" - "WAS?" - "SO wird das nichts mit euch beiden. Was ist überhaupt passiert?" - "Ich hab Scheiße gebaut ... und sie reagiert nicht auf meine ... Entschuldigungen" - "Entschuldigungen?" - "Ja ... ich hab ihr unzählige Nachrichten geschickt, Blumen jeden Tag, Anrufe blockt sie ... ich weiß grad nicht weiter" - "Warum?" - "Weil ich dumm bin", sagt Matteo leise. Er setzt sich in seinen Stuhl und seufzt. "Diese Frau kennt mich besser als ich mich selber - und das hat mich erschreckt. Ich hab sie weggeschickt" - "Du hast was? Ich dachte, ..." - "Ja, sie ist mein Leben, Gio. Mein Herz, meine zweite Hälfte. Ich wollte nie wieder das Gleiche durchmachen wie damals ... und doch hab ich mir das selber angetan. Und jetzt lässt sie mich eiskalt auflaufen" - "Matteo ... Adamo lungert seit ein paar Tagen vor ihrem Haus herum. Er hat sie aber noch nicht persönlich getroffen" - "Was? Aber ... warum?" Matteo runzelt die Stirn. Adamo ist der Bruder seiner Frau, die beiden Familien hatten nach ihrem Tod kaum noch Kontakt. Warum also taucht sein Schwager gerade jetzt auf? Und noch dazu bei Julia? "Okay, ich muss zu ihr" - "Soll ich dir den Jet bereit machen lassen?" - "Den Jet? Wo soll ich denn landen? Im Garten?" - "Matteo ... Julia ist wieder in Berlin" - "Wie bitte? Warum weiß ich das nicht?" - "Du warst kaum ansprechbar die letzte Woche". Ein leichter Vorwurf liegt in Gios Stimme. "Ist Daniel bei ihr?" - "Nicht direkt ... " - "Soll heißen?" - "Er ist in ihrer Nähe, okay? Wir wussten nicht, ob er sie beschatten oder begleiten soll" - "Ist vermutlich auch besser so. Wenn sie ihn bemerkt, wird sie ihn wegschicken. Gut, dass ich mich auf meine Männer verlassen kann!" Matteo klopft Gio dankend auf die Schulter. "Was macht sie?" - "Ich würde sagen, ihr Leben weiterführen. Sie geht zur Arbeit, einkaufen und wieder in ihre Wohnung - die nicht unbedingt in einem Viertel liegt, in dem ich meine Frau alleine wohnen lassen würde. Aber sie ist günstig". Nachdenklich schaut Matteo ihn an. "Eine Mietwohnung?" Gio nickt und Matteo holt tief Luft. "Ich dachte, sie hat ein Haus dort", murmelt er. "Okay, lass den Jet klarmachen ... ich muss meine Frau nach Hause holen!"
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Cara Mia
RomanceMatteo & Julia Ein Paar, das auseinander gerissen wurde. Matteo, der eine Familie gründete, seine Liebe aber nie vergessen konnte. Julia, die ein großes Geheimnis hütet, um ihre erste und einzige Liebe zu schützen. Was passiert, wenn die beiden nach...