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Matteo drückt sie noch fester an sich, dann fängt er an.

"Julia ... du weißt, dass ich dich gern als meine Frau an meiner Seite hätte. Die Frau eines Dons zu sein ist meistens eine gute Sache. Du bist beschützt, hast Geld, Ansehen und kannst selber auch viel Gutes tun, als Schirmherrin oder Gründerin einer Stiftung zum Beispiel. Und als Frau, die geliebt wird, bist du tausendmal besser dran als in einer arrangierten Ehe. Wir beide haben auch noch den Vorteil des Alters auf unserer Seite - es wird kein Thronfolger erwartet, wir können uns auf uns konzentrieren. Allerdings funktioniert das alles nur, wenn du - so blöd sich das vielleicht jetzt anhört - meinen Anweisungen folgst. Denn der Schutz kann nur dann gewährleistet werden, wenn ich mich auf dich genauso verlassen kann wie du dich auf mich. Julia ... Adamo konnte dich genauso wie ich finden, weil wir auch illegale Dinge tun, unsere Leute für die verschiedensten Sachen haben. Du warst schlau, gar keine Frage, die Kleidung zu wechseln oder diese Brille, die Gio übrigens potthässlich findet, aber für Experten, die zum Beispiel deinen Gang analysieren, warst du ein leichtes Objekt. Du warst ein paar Tage bei Adamo ... es gibt Frauen, die nach ein paar Stunden bereits verstümmelt sind und den Männern in Einzelteilen überbracht werden. Und das ist die hässliche Seite ... du wirst immer Ziel sein, weil du mich erpressbar machst - erst recht, weil ich dich liebe und das jetzt, nach dem Deal mit Adamo, jeder weiß".
Matteo gibt Julia etwas Zeit, um das zu verarbeiten. "Und wenn wir kein Paar sind? Uns trennen und nie mehr wiedersehen?" - "Dann bist du in noch grösserer Gefahr. Denn dann kann ich dich nicht mehr für deinen Schutz sorgen und trotzdem würdest du als die Frau, die ich liebe, bekannt sein. Liebe kann man nicht einfach abstellen, Schatz, das wissen selbst Mafiabosse. Außerdem ist das, ehrlich gesagt, für mich keine Option".

Julia sagt lange nichts und je länger es dauert, desto mulmiger wird das Gefühl in Matteos Bauch.
"Wie lange ist man Don?" Matteo schluckt. "Ein Leben lang" - "Und wie stellst du dir das vor? Willst du mich immer einsperren? Ich habe einen Beruf, der mir Spass macht. Ich habe Freunde, mit denen ich was unternehme. Ich kann und will das nicht aufgeben" - "Das weiß ich, Schatz. Und das verlange ich auch gar nicht. Aber vielleicht wäre es eine Option, bei einem Arzt zu arbeiten, der zu uns gehört? In München?" - "Hm". Julia ist skeptisch.
"Denkst du wirklich, du wärst eingesperrt? Julia ... ich werde zwar mein Leben lang ein Don sein, aber die nächste Generation ist bereit. Sobald meine Söhne die Geschäfte übernehmen, bin ich nicht mehr so interessant. Theoretisch könnten wir uns hier ein Haus kaufen und für immer bleiben. Ich muss nicht zurück" - "Ich schon", sagt Julia leise und Matteo dreht ihren Kopf zu sich, um ihr in die Augen sehen zu können. "Ich werde nie verlangen, dass du unsere Tochter verlässt, cara mia! Ich möchte sie ja richtig kennenlernen - Luca und Alessio übrigens auch. Darf ich dir erzählen, wie ich mir unser Leben vorstelle?" Neugierig schaut Julia ihn an. Er lässt seinen Blick aufs Meer wandern. "Wir arbeiten beide nicht mehr, unser Hauptwohnsitz ist in der Toscana. Wir reisen viel - weisst du noch, wie viele Pläne wir damals hatten? Wir können alles ansehen - durch Paris flanieren, Geysire in Island bestaunen, eine Safari in Afrika machen, eine Schiffsreise mit  Hurtigruten, Flitterwochen auf Mauritius, nach Prag fahren, ..." - "Hast du gerade Flitterwochen gesagt?" - "Ja! Wenn du meine Frau bist, dann richtig" - "Das war jetzt hoffentlich kein Heiratsantrag?" Matteo lacht laut auf und beugt sich zu Julia. "No, tesoro, ti meriti una vera proposta di matrimonio". Tief sieht er ihr in die Augen, dann küsst er sie zärtlich.
Der Kuss beginnt langsam und innig, doch Matteo vertieft ihn schnell, bis sich Julia von ihm löst. "Alles okay, Liebes?" - "Ja ... nur ..." - "Julia ... du musst mit mir reden, ich kann nicht in deinen Kopf sehen". Julia schmunzelt. "Das wär auch blöd für mich". Dann wird sie ernst. "Matteo ... ich weiß doch selbst nicht, was mit mir los ist. Ich fühl mich gut bei dir, sicher, geliebt, geborgen ... und doch ist da immer dieses unterschwellige Gefühl einer Bedrohung, die keiner von uns greifen kann. Und das macht mir Angst ... große Angst ... und ich hab keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll". Matteo mustert Julia lange, bevor er spricht. "Darf ich dir eine Frage stellen, Schatz?" - "Natürlich". Er steht auf und zieht Julia mit hoch, legt einen Arm um ihre Taille und die andere Hand in ihren Nacken. "Wenn du jetzt deinen Kopf einfach mal abschaltest, deine Augen schliesst und in dich hineinhorchst - was fühlst du?" Julia macht ihre Augen zu und konzentriert sich ... auf seine Hand, seinen Arm, der sie sicher hält, das Rauschen des Meeres, seine Brust, die sich regelmässig hebt und senkt ... und auf ihr Herz, dass fest für den Mann schlägt, der hier mit ihr steht und ihr Halt und Sicherheit gibt, den Mann, der immer ihr Seelenpartner war, egal wie weit sie voneinander entfernt waren, der Mann, wegen dem sie sich nie auf einen anderen einlassen konnte.
Julia öffnet die Augen und schaut Matteo an, der den Blick nicht von ihr abgewendet hat. "Ich liebe dich, Matteo. Und ich will dich nicht mehr verlieren. Aber du musst mir helfen, mich in deiner Welt zurechtzufinden". Matteo studiert ihr Gesicht genau, bis ein Lächeln sein Gesicht erhellt. "Ich werde dir helfen, wann immer du mich brauchst, tesoro, solange du bei mir bist. Ti amo amore mio". Er lässt sie kurz los, beugt sich nach unten und hebt sie wie eine Braut in seine Arme. "Und jetzt, Liebes, haben wir ein paar Jahre nachzuholen!" Lachend schlingt Julia ihre Arme um seinen Nacken, als er sie schnell in den Bungalow und dort ins Schlafzimmer trägt, wo er sie aufs Bett wirft und sie mit Küssen überhäuft.

Cara MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt