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Zitternd wirft Julia ihren Schlüssel auf die Kommode im Flur, bevor sie sich auf ihre Couch fallen lässt. Dieser Clubbesuch heute war ein großer Fehler. Hätte sie gewusst, dass sie dort Matteo treffen würde, wäre sie nie hingegangen. Sie brauchte doch nur eine kurze Pause, eine kleine Ablenkung ... Als sie zur Beerdigung ihrer Mutter zurückgekommen war, hatte sie mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber dieses Treffen riss alte Wunden wieder auf. Julias Augen werden feucht.

Matteo, ihr Matteo.

Ihre erste und einzige Liebe. Eine Träne rollt über ihre Wange, als sie sein Gesicht wieder vor ihrem inneren Auge sieht. "Mama? ... Hey, alles gut bei dir?" Ihre Tochter setzt sich neben Julia und nimmt sie tröstend in den Arm. Mira wechselt einen kurzen Blick mit ihrem Verlobten Max, der daraufhin wieder nach oben geht und die beiden alleine lässt. Julia lehnt sich kurz in die tröstende Umarmung ihrer Tochter, bevor sie sich wieder aufrafft. Sie atmet tief durch. "Ja, geht schon wieder. War nur etwas viel die letzten Tage". Sie erntet einen skeptischen Blick von Mira, die jedoch nicht weiter insistiert. Sie kennt ihre Mutter und weiß, dass sie fast alles mit sich alleine ausmacht - aber so durcheinander hat sie sie noch nie gesehen. Mira ahnt, dass heute etwas passiert sein muss, was ihre Mama aus der Bahn geworfen hat, aber solange sie nicht von selber reden will, kann sie ihr nicht helfen. "Wir sollten schlafen gehen, Mama" - "Ja, geh nur, Schatz. Ich brauch noch ein bisschen" - "Ist das wirklich in Ordnung für dich?" - "Natürlich! Gute Nacht, Mira!" - "Gute Nacht, Mama". Mira gibt Julia einen Kuss auf die Wange, am Treppenabsatz wirft sie noch einen besorgten Blick zurück zu ihrer Mutter, die tief in Gedanken versunken scheint, bevor sie auch nach oben geht.

Gio arbeitet schnell und effektiv. Als er am nächsten Morgen bei Matteo im Büro aufschlägt, kann er ihm schon Neuigkeiten berichten. "Wusstest du, dass ihre Mutter vor kurzem gestorben ist?" - "Nein. Ich habe vor langer Zeit aufgehört, ihre Familie zu beobachten". Matteo greift nach dem dünnen Ordner, den Gio ihm zuschiebt. "Das ist alles?", fragt er ungläubig. "Im Moment ja. Ich hatte noch nicht viel Zeit, weisst du? Also, Julia ist wegen der Beerdigung hier, die vor zwei Tagen war. Sie wohnt mit ihrer Tochter und deren Verlobtem im Haus ihrer Mutter. Einen Mann konnte ich bisher nicht finden und ihre Vergangenheit ist ... naja ..." Matteo schaut ihn fragend an. "Ja ... sie hat quasi keine. Ich konnte auf die Schnelle weder herausfinden, wo sie lebt noch habe ich einen Hinweis auf ihre Tochter gefunden" - "Wieso denkst du, es ist ihre Tochter?" - "Sie sieht ihr sehr ähnlich, bis auf die Haare, die Augen und den Mund". Matteo zieht ein Foto aus der Mappe und sein Herz beginnt zu rasen. Er wechselt einen Blick mit Gio. "Du denkst das Gleiche wie ich?" - "Sie könnte deine Tochter sein, ja. Allerdings kann man Haare färben und Augen wirken auf Fotos oft anders als sie sind" - "Im Haus ihrer Mutter, sagtest du?" Gio nickt. "Gut. Danke Gio, gute Arbeit. Du suchst weiter!" - "Matteo?" - "Ja?" - "Sei vorsichtig! Du weißt nicht, warum sie dich verlassen hat und ob das wirklich deine Tochter ist. Es könnte auch eine Falle sein. Ihr habt immer noch Feinde, die alles tun würden um euch zu schaden!" - "Das weiß ich, Gio. Aber ich glaube nicht, dass Julia sich benutzen lässt, so war sie nie und sie war wirklich erschrocken gestern. Wäre sie auf mich angesetzt, hätte sie gewusst, dass ich im Club bin. Ich muss mit ihr reden". Matteo zieht ein Foto von Julia hervor und streicht sanft darüber, sein Gesichtsausdruck wird weich. Gio beobachtet diese Veränderung verwundert. Er war auch damals schon mit Matteo befreundet und hatte gesehen, wie zerstört er war. Dass er jetzt so reagieren könnte, hätte er nie gedacht. 'Wahre Liebe vergeht nie', denkt Gio und wünscht sich für seinen Freund, dass sich alles zum Guten wendet. "Matteo! Lass diesen Gesichtsausdruck nie deine Feinde sehen, das ist gefährlich - für dich, für sie, für die Familie!" Matteo schmunzelt. "Du BIST Familie, deshalb darfst du das sehen. Du kennst mich, ich halte Geschäft und Privates strikt getrennt. Maria war auch nie in Gefahr" - "Die hast du auch nie so angesehen wie jetzt das Foto. Du liebst Julia immer noch". Nachdenklich betrachtet Matteo seinen Freund. "Ja ... aber es gibt noch viele Fragen. Und ja, ich werde alles daran setzen, sie wieder an meiner Seite zu haben, als meine Frau, für den Rest des Lebens - da wo sie schon immer hingehört hat!"

Cara MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt