Kapitel 21

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Die Fahrt zu Fallons Haus war unerträglich lang. Fast dreizehn Stunden saßen sie zu viert in Javeds Auto. Die beiden älteren Vampire hatten es für besser empfunden, mitzufahren, falls etwas passierte.

Direkt nachdem sie angekommen waren und sich vergewissert hatten, dass ihnen niemand gefolgt war, hatten die beiden sich jedoch wieder verabschiedet und Mara und Will allein gelassen. Sie hatten den ersten Tag damit verbracht, ihre Zimmer auszusuchen. Viel Auswahl gab es dabei ja, denn es war ein riesiges Haus.

Mara hatte sich relativ schnell für ein viel zu großes Gästezimmer im ersten Stock entschieden. Die Wände waren schwarz gestrichen und von leuchtenden Leisten an Decke und Boden beleuchtet und das Bett, das in der Mitte stand, war mit dunkelgrauer Bettwäsche bezogen. Mehr Möbel gab es hier nicht. Dafür eine schwarze Tür, die in einen begehbaren Kleiderschrank führte. Wieso hatten Vampire so viel Geld?

Will hatte ein ähnlich großes Zimmer, jedoch stand bei ihm zusätzlich ein Schreibtisch aus dunklem Holz und der Kleiderschrank war nicht begehbar.

Mehr als in die Betten fallen konnten sie an diesem Tag jedoch nicht mehr. Die Fahrt war anstrengend gewesen und sie brauchten dringend Schlaf. Verdammt dringend.

Nun war jedoch schon eine Woche vergangen und die beiden hatten sich gut eingelebt. Oder zumindest so gut es ging. Die ständige Angst, dass die Tenebris auftauchen könnten, überschattete die Tage, egal was sie taten. Will hatte in dieser Zeit wohl so viel genäht, gestrickt und gehäkelt wie noch nie und Mara hatte sich an Fallons privater Bibliothek bedient. Natürlich redeten sie auch miteinander, aber meist nur das Nötigste. Hauptsächlich rätselten sie, was in San Francisco wohl passierte. Nachrichten von dort bekamen sie keine, aber das hatte Javed bereits von Anfang an klar gemacht. Es war zu riskant. Sie könnten geortet werden.

Also waren sie nun vollkommen abgeschottet von der Welt. Für Mara kein Problem, wäre da nicht diese schreckliche Sorge um Fallon. Was war, wenn ihr etwas passiert war? Wenn die Tenebris sie gefangen hatten? Wie sollte Mara helfen, wenn sie es nicht mitbekam? Diese Gedanken ließen sie nicht los.

Seit zwei Tagen war es so schlimm, dass sie davon Bauchschmerzen hatte. Am Liebsten wäre sie einfach im Bett geblieben und hätte geschlafen.

Doch sie kämpfte sich hoch. Sie musste etwas tun. Frühstücken zum Beispiel. Es war bereits zwölf Uhr und sie hatte noch immer nichts gegessen. Sie hatte es einfach nicht geschafft, aufzustehen.

Aber jetzt zwang sie sich dazu, ging ins Bad, wusch ihr Gesicht, zog sich um und bemerkte, als sie aufs Klo ging, dass die Sorgen nicht der einzige Grund für ihre Bauchschmerzen waren.

"Das darf doch wohl nicht wahr sein", stöhnte sie. "Warum jetzt?"

Bereits seit Monaten hatte sie ihre Periode nicht mehr bekommen, weil sie so drastisch abgenommen hatte. Das war zwar nicht gerade gesund, aber sie hatte sich nicht weiter damit beschäftigt. Im Grunde hatte sie fast schon vergessen, dass sie existierte.

Nun wo sie aber wieder gesünder lebte und normal essen konnte, hätte ihr eigentlich klar sein müssen, dass ihre Tage zurückkehren würden. Blöderweise hatte sie diese Tatsache aber verdrängt. Da hatte sie den Salat.

Genervt durchsuchte sie alle Badezimmerschränke nach Binden, aber nirgends waren welche. Und auch keine Tabletten gegen die Bauchschmerzen. Aber das hatte sie auch nicht erwartet. Vampire brauchten so etwas schließlich nicht.

Mara seufzte. Ganz toll. Notdürftig wickelte sie mehrere Lagen Klopapier um ihre Unterhose. Das musste reichen, bis sie sich Binden besorgt hatte. Wenigstens hatte sie eine dunkle Leggings an, da fiel es nicht so sehr auf, wenn sie doch zu stark blutete. Sicherheitshalber ging sie jedoch noch schnell in ihr Zimmer zurück und tauschte ihren kurzen Pulli gegen einen, der ihr fast bis zum Knie reichte.

The Light - Blut des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt