Kapitel 30

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Entschlossen reckte Mara das Kinn. Wenn sie jetzt starben, dann nicht, ohne sich zu wehren. "Ich denke nicht, dass wir das tun werden", sagte sie unbeeindruckt.

"Dabrio hat also nicht gelogen. Du bist wirklich ein dummes, naives Kind", meinte ein Mann und richtete sein Gewehr auf sie. "Erhaltet sie am Leben, wir haben noch einiges mit ihr vor."

Will fixierte jede einzelne Person vor ihnen feindselig mit den Augen und Mara richtete ihre Pistole auf den Mann vor ihr. "Gut, dass ich nichts weiter mit euch vorhab. Da muss ich mir nicht die Mühe machen, euch leben zu lassen."

Mit diesen Worten feuerte sie den ersten Schuss ab. Ihre Hände zitterten, deshalb verfehlte sie den Mann, traf dafür aber eine Frau hinter ihm am Arm.

Diese schrie schmerzerfüllt auf und dieser Schrei war es, der den Kampf beginnen ließ. Die Lautstärke war unerträglich und Mara verlor ständig den Überblick. Der Einzige, den sie nie aus den Augen verlor, war Will, der Seite an Seite mit ihr auf die Tenebris schoss.

Sein Gesicht war angespannt und er hatte schon jetzt einige Blutflecken abbekommen. Ob es sein Blut oder das von jemand anderem war, konnte man unmöglich sagen. Dafür konnte Mara ihn nie lange genug anschauen.

Denn entweder musste sie sich wieder voll auf die Schießerei konzentrieren, oder Will wich den Kugeln aus, die in seine Richtung flogen.

Plötzlich schrie Mara auf und stolperte einige Schritte zurück. Ihre Brust schmerzte und sie ließ unbeabsichtigt ihr Gewehr fallen, um mit der Hand an die betroffene Stelle zu fassen. Irgendwer hatte sie getroffen. Die Weste hatte zwar verhindert, dass die Kugel größeren Schaden anrichtete, doch der Aufprall war trotzdem schmerzhaft. Und vor allem überraschend.

"Mara!", rief Will gegen den Lärm an und zerrte sie in einen angrenzenden Raum, dessen Tür er zuschlug. "Was ist passiert? Ist alles in Ordnung?"

Sie nickte und versuchte, flach zu atmen. Ihr Brustkorb schmerzte höllisch. "Leben wir noch?"

"Ja, aber keine Ahnung, wie lange noch." Der Vampir versuchte, die Tür geschlossen zu halten, aber ewig würde er das nicht durchhalten.

Mara schaute sich im Raum um. Es war das Bad, also gab es hier nichts, was sie irgendwie als Waffe nutzen konnten. Sie zog eine Pistole aus der Halterung an ihrem Gürtel. Dann eben so.

"Runde zwei", meinte sie und richtete die Waffe auf die Tür.

Will nickte. "Dann mal los."

Sobald er aus dem Weg getreten war, wurde die Tür aufgerissen und die Schießerei ging weiter. Der Flur war bereits voller Blut und nun begann es, auch die weißen Fliesen des Badezimmers zu bedecken. Und Wills Kopf.

Mara wurde schlecht. Irgendjemand hatte ihm durch den Kopf geschossen. Wie tot brach er zusammen. Scheiße, scheiße, scheiße. Er lebte noch, das wusste sie. Die Kugel waren zwar aus Holz, aber solange sie nicht in sein Herz gingen, passierte nichts. Außer, dass er das Bewusstsein verlor. Für eine ganze Weile.

"Ach, jetzt nicht mehr so mutig?", spottete da ein Mann. Diese Stimme hätte sie überall erkannt. Kalt lief es ihr den Rücken hinunter. Dabrio.

Verdammt. Wieso konnte sie sich nicht bewegen, wie konnte sein Anblick sie so lähmen? Nein, nein, nein, das durfte nicht sein. Sie musste sich beruhigen. Sofort! Was würde Fallon tun?

Die rothaarige Vampirin vor Augen streckte sie den Rücken durch und warf ihrem Onkel einen abfälligen Blick zu. "Sagt wer?"

Dabrio lachte bloß. "Jetzt tu doch nicht so. Wir wissen beide, dass du keine Chance mehr hast. Deine Freunde gehören mir und du jetzt ebenso. Du hast verloren."

The Light - Blut des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt