Kapitel 2

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Hustend wachte Mara auf. Ihr Hals kratzte und sie wusste nicht, was los war. Geschweige denn, wo sie war. Dieses Zimmer hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen.

Mühsam setzte sie sich auf. Der Raum war dunkel. Zumindest kam kein natürliches Licht hinein. Dort, wo Mara Fenster vermutete, hingen dicke schwarze Vorhänge. Das Einzige, was das Zimmer erhellte, war ein goldener Lampenständer in der Ecke. Wo zum Teufel war sie bloß?

"Gut, du bist wach", sagte plötzlich jemand.

Mara drehte ihren Kopf und entdeckte einen Mann im Türrahmen stehen. Wobei... Er war fast noch ein Junge, so jung sah er aus. Er schien keinen Tag älter als 16 zu sein. Seine Stimme jedoch... er war der Fremde von gestern.

"Was hast du mit mir gemacht?", fragte sie und rutschte zurück. Er sah jetzt zwar nicht mehr so bedrohlich aus wie gestern, aber sie kannte ihn nicht. Also wollte sie nicht zu nah bei ihm sein.

"Ich habe dein Leben gerettet", erklärte er ruhig. "Du bist gegen einen Radfahrer gerannt und hast das Bewusstsein verloren. Hätte ich dich dort liegen gelassen, wärst du erfroren. Und das ist ein Fakt."

"Wo bin ich?"

"Immer mit der Ruhe. Willst du mir nicht erst deinen Namen verraten?" Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich mit gebührendem Abstand zu Mara darauf.

"Nein", sagte diese entschieden und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei fiel ihr etwas auf. "Hast du mich umgezogen?"

"Angezogen", korrigierte er. "In dem, was du anhattest, wäre dir nie warm geworden."

Mara nickte und späte unter die Decke, die nur noch halb über ihr lag. Sie trug eine Jogginghose und einen Pulli, beides viel zu groß. Aber es war warm, also beschwerte sie sich nicht. Bedanken würde sie sich aber auch nicht. Schließlich war sie trotz allem noch gegen ihren Willen hier.

"Wer bist du?", fragte sie.

"Ach, du willst also meinen Namen wissen, verrätst mir deinen aber nicht. Das klingt nicht gerade fair." Er legte den Kopf schief.

"Entführt zu werden ist auch nicht gerade fair. Und trotzdem bin ich hier."

Er seufzte und schüttelte den Kopf. Das zerzauste sein blondes Haar noch mehr, als es es ohnehin schon war. "Also gut. Ich verrate dir meinen Namen, wenn du mir dafür deinen sagst."

"Deal."

"Will Grant. Freut mich, dich kennenzulernen."

"Mara", erwiderte sie knapp. "Also, wo sind wir hier."

"Bei mir Zuhause. Eine Art Freund wohnt normalerweise auch hier, aber er ist noch eine Weile weg", erklärte Will. "Ich bin dran mit fragen. Wieso warst du mitten im Winter in Unterwäsche auf der Straße?"

Sie reckte ihr Kinn und bemühte sich, verbarg jegliche Gefühlsregung. "So läuft das nicht. Ich stelle die Fragen."

"So werden wir nicht weiterkommen. Du fragst etwas, dann frage ich etwas. Einverstanden?"

Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Er hatte einen Fehler begangen. "Einverstanden. Und jetzt bin ich dran. Warum hast du mich gerettet?"

Er lachte. "Gut gespielt. Und ich habe dich gerettet, weil jeder das machen sollte. Jemanden einfach da liegen zu lassen ist in meinen Augen einfach Mord."

"Also bist du wohl doch kein Serienkiller."

"Stimmt. Also gut, ich bin dran. Was hast du dort draußen gemacht?"

"Mein Boss hat mich rausgeworfen." Gut, eine so knappe Antwort war schon unfair, aber mehr Details wollte sie nicht geben.

"Wieso?"

The Light - Blut des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt