Ewan
Langsam klärte sich der Nebel der meine Gedanken umfangen hatte.
Ich war mir zwar komplett darüber im Klaren gewesen, was ich getan hatte, mein Körper hatte aber mehr oder weniger ohne nachzudenken gehandelt.
Ich verfestigte meinen Griff um die Zügel ein wenig. Meine Fingerkuppen waren voller Blut, genauso wie die Innenseite der Hände.
Ich atmete schwer aus. Es war nicht das erste Mal, dass ich einen Menschen tötete. Es war nur das erste Mal, das ich kaum etwas dabei fühlte.
Ich war der festen Überzeugung dass ich das Richtige getan hatte. Der Mann hätte es vielleicht nicht wirklich geschafft Cody etwas anzutun, aber der Halbdrache war erschöpft und außerdem noch leicht verwundet und orientierungslos. Einige Wunden hätte er auf jeden Fall eingesteckt, und mit meinem erbärmlichen Wissen über Sachen wie Heilung, wollte ich es lieber nicht drauf ankommen lassen.
Ich biss die Zähne zusammen, als eine erneute Schmerzenswelle durch meinen rechten Arm jagte. Das ging so, seitdem ich dem Mann das Leben genommen hatte. Natürlich wusste ich, was es bedeutete. Der Kerl war ein Coal gewesen. Die Schmerzen bedeuteten, dass die goldenen Blütenblätter meines Abzeichens sich soeben auf meiner Haut umfärbten und ein tief dunkles Rot annahmen. Gleichzeitig wurde im nächsten Büro der Gesetzeshüter eine Nachricht durchgeleitet: Ewan Feliciano ist ein Blutsverräter.
Toll. Jetzt war ich auch noch ein gesuchter Schwerverbrecher. Der Trip wurde immer besser.
Ich seufzte. Hoffentlich würden wir den meisten Trupps aus dem Weg gehen können. In dieser Gegend war mir kein Gesetzeshütersitz bekannt, demnach mussten die aus dem benachbarten Kreis soeben die Benachrichtigung erhalten haben. Es würde vermutlich eine Weile dauern bis sie herausfanden wo ich mich ungefähr aufhielt.
Entnervt schnaubte ich. Das warf meinen ganzen Plan über den Haufen. Jetzt würden wir uns doch beeilen müssen um zu mir nach Hause zu gelangen. Aber vorerst würde ich noch an der Planung für heute festhalten, in der Hoffnung Cody würde nichts bemerken.
Mein Begleiter war schon die ganze Zeit recht still, ich hatte mich bis jetzt aber noch nicht wirklich getraut ihn anzusprechen.
„Alles in Ordnung... bei dir?"
Er schwieg kurz, bevor er mit monotoner Stimme mit einer Gegenfrage antwortete. „Wie lange ist es denn noch?" Mich auf diese andere Frage einlassend, streckte ich meine Aura um mich herum aus, um zu ertasten wie weit wir von den Leuten des Dorfes entfernt waren. Tatsächlich zupfte etwas sanft am Rande meines Bewusstseins. Ich blinzelte und zog meine Ausstrahlung wieder zurück.
„Nicht mehr so weit. Vielleicht noch eineinhalb Stunden." Er schwieg, was ich als eine Art Zustimmung auffasste. Erneut war es kurz still, bis ich ein neues Gespräch begann.
„Geht es dir gut?" Er schnaubte, was ich im Genick zu spüren bekam. Damit war dieser Austausch auch schon wieder beendet. Ich schloss kurz die Augen und atmete aus, innerlich beschließend, den Rest des Ritts in dieser Stille zu verbringen.
Einige Zeit später, in der nur das leise Auftreffen der Pferdehufe auf dem weichen Erdboden zu hören gewesen war, streckte ich erneut meine Aura aus.
Ich wäre beinahe aus dem Sattel gefallen.
Ich spürte wie meine Finger sowie die Beine komplett an Körperspannung verloren und ich drohte, seitlich nach unten zu kippen. Hinter mir hörte ich dumpf einen verschreckten Laut meines Begleiters, der mich mehr oder weniger in die Wirklichkeit zurückholte. Ich zuckte zusammen und versteifte mich im Sattel, was das Pferd ein wenig erschreckte. Instinktiv hob ich daraufhin die Zügel an und brachte uns zu einem abrupten Stopp.
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Die Asche des Drachen (Wird momentan überarbeitet)
FantasyDer 17-Jährige Ewan Feliciano wurde von Kindheit an elitärst ausgebildet, um später seinem Vater auf den Thron seines Clans zu folgen. Als er von eben diesem einen äußerst gefährlichen Auftrag erhält, wird sowohl sein Können als auch sein Wille...