Ewan
Graue Wolken verdeckten den Himmel, genauso wie die letzten Tage.
Eine kühle Frische hing in der Luft und Nebelschwaden tanzten geisterhaft umher.
Vielleicht war eine davon sogar Michelle.
Wir liefen schon eine Weile durch ein Tal der Heide, ich vermutete, dass es spät am Morgen war.
Gegen Mittag würden wir wahrscheinlich am Schloss ankommen.
Bei der Vorstellung allein, krampften sich meine Hände um den Riemen der Tasche.
Wenn alles gut gehen würde, wären wir keine zwei Stunden später auf dem Weg zurück zur Höhle, um Cody wieder abzusetzen.
Ich war mir mittlerweile allerdings fast zu 80% sicher, dass es nicht gut verlaufen würde.
Es lag in der Familie, Dinge unnötig kompliziert zu machen. Mein Vater war da keine Ausnahme.
Mit etwas Glück war vielleicht Mutter anwesend. Sie würde vielleicht ein gutes Wort für Cody einlegen.
Ich schüttelte den Kopf und atmete durch.
Es wird schon werden.
Cody lief an der Spitze und Francis neben mir. Der Händler wirkte etwas niedergeschlagener als sonst. Ich stupste ihn in die Seite und er wandte mir den Kopf zu.
„Geht es... dir gut?"
Er zuckte die Schultern und senkte den Blick.
„Eigentlich schon. Aber...", er seufzte, „ich vermisse sie. Sehr sogar."
Ich verspürte ein schweres Gefühl in meinem Inneren. Der Geruch nach Tinte und Sumpf schlug mir von Francis entgegen.
Ich räusperte mich leise und sagte: „ich weiß. Und dazu hast du alles Recht. Du wärst verrückt, es nicht zu tun. Es geht dir momentan unfassbar schlecht und das kann ich verstehen. Ich kannte Michelle nicht lang, aber mir geht es ähnlich. Uns allen. Aber eine weise Person hat mir einmal gesagt: egal wie sehr wir es versuchen oder es uns wünschen, manche Menschen kann man nicht retten. Mach dich deshalb nicht fertig. Es ist in Ordnung zu trauern, aber wir müssen die Toten ziehen lassen. Ich hoffe, das hilft irgendwie."
Der Händler sah zu mir auf, schien zu überlegen und meine Worte zu überdenken, bevor er leicht lächelte, und nickte.
„Sag mal Francis."
Codys fast schon desinteressierte Stimme holte mich in die Wirklichkeit zurück und ließ mich nach hinten zu den beiden blicken, die mir die Führung überlassen hatten.
Der Händler wandte den Kopf in die Richtung des Größeren und machte einen summenden Laut.
Cody schnippte die Ohren.
„Wie stellst du dir das mit der Belohnung eigentlich vor? Du und... Michelle habt doch gesagt, ihr wollt sowas wie Finderlohn dafür, dass ihr Feliciano mitbringt. Willst du dann einfach so zu seinem Vater hingehen und sagen: Hallo, ich hab Ihnen Ihren Sohn mitgebracht, den ich „zufällig" bei einem illegalen Markt getroffen habe. Bekomme ich dafür Geld?"
Ich schnaubte amüsiert und grinste wegen dem Bild, das in meinem Kopf entstand.
Francis machte ein schnaufendes Geräusch und verschränkte die Arme.
„Natürlich nicht. Außerdem...", er schwieg für einen Moment und ließ den Blick schweifen, bevor er seinen Satz beendete. „Ist das gar nicht mehr der Plan."
Überrascht hielt ich an und drehte mich zu dem Händler um.
„Wieso denn nicht? Mit ein wenig Glück, könnte ich was für dich rausschlagen."
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Die Asche des Drachen (Wird momentan überarbeitet)
FantasíaDer 17-Jährige Ewan Feliciano wurde von Kindheit an elitärst ausgebildet, um später seinem Vater auf den Thron seines Clans zu folgen. Als er von eben diesem einen äußerst gefährlichen Auftrag erhält, wird sowohl sein Können als auch sein Wille...