Cody
Ich bringe ihn um.
Irgendwann bringe ich ihn um.
Eigenhändig.
Erwürgen würde vermutlich gut funktionieren.
Irgendwas.
Hauptsachte tot.
Ich schlug aufgebracht mit den Flügeln. Mittlerweile wartete ich schon knappe dreißig Minuten auf Feliciano.
Es war Mittag und wir hatten angehalten damit er die Wasservorräte auffüllen konnte. Noch immer tat mir alles weh. Ich war noch nie geritten, und hatte es mir definitiv bequemer vorgestellt als diese dreieinhalb Stunden die wir durch den Wald marschiert waren.
In den dreißig Minuten die ich nun schon hier saß, hatte ich mehrfach überlegt, ob ich einen Fluchtversuch starten sollte.
Vermutlich würde es aber nichts bringen. Die Flügelsperre schränkte mich zu weit ein. Ich schnaubte wütend. Was bildete sich der Vollidiot eigentlich ein? Glaubte er wirklich, er könne mich einfach so entführen und mitnehmen, und mir wäre das gleichgültig?! Scheiße, nein!
Da der Waldboden kalt und nass war, hatte ich mich nach dem Absteigen auf einen großen Stein gesetzt, der wenigstens eine trockenere Oberfläche besaß. Ich schlang den Schweif um den Felsbrocken und drückte kräftig zu, einfach um meiner Wut etwas Luft zu machen. Es war Spätherbst und somit stieg mein zischend ausgestoßener Atem in Dunstwolken nach oben. Ich hätte schwören können, dass etwas Rauch dabei war. Ich musste mich unbedingt in den Griff bekommen, bevor ich aus Versehen die Lichtung abfackelte.
Feuer. Drachenfeuer. Gefangen im Körper eines Halbmenschen. Wahnsinn. Schöpfung, mit mir hast du echt was geschafft!
Wenn ich nicht aufpasste oder mich zu sehr aufregte, könnte ich den kompletten Wald und auch mich in Sekunden in Asche verwandeln.
Ich knirschte wütend mit den Zähnen und drückte den Stein auf dem ich saß noch etwas fester. Ein kleines Stück der Oberfläche bröselte ab. Wenn ich so weiter machte, würde ich noch den Felsen zerdrücken.
Plötzlich raschelte es im Unterholz.
Ich hob den Kopf.
Meine Nasenlöcher blähten sich und ich nahm den Geruch wahr, den ich sofort erkannte. Wie auch nicht? Immerhin hatte ich ihn die ganze Reise und den gestrigen Abend ununterbrochen in der Nase gehabt. Eine Mischung aus Harz und etwas metallischem... Bronze? Gold? Mittlerweile konnte ich ihn gar nicht mehr verwechseln. Er hatte sich regelrecht in meinen Verstand gebrannt.
Ich runzelte die Stirn. Schlich er sich wirklich so an? Uru, es war ein Wunder dass er noch lebte. Feliciano kam durch die Schatten der Bäume auf die Lichtung getreten. Der Wasserschlauch hing an seiner Seite und wirkte nun voller.
„Ich bin wieder da.", „Ich bin weder blind noch ein Idiot. Außerdem hätte ich dich auf jeden Fall gerochen.", er seufzte. „Sympathisch.", ich zischte.
„Und selbst wenn ich nichts davon gekonnt hätte. Gehört hätte ich dich auf jeden Fall. Schleichst du dich so an Feinde an? Du rennst ja durch den Wald wie ein tollwütiger Elch."
Er seufzte nur erneut und ging über die Lichtung, wo sein Haar durch den Einfall der Sonne erhellt wurde. Ich wurde immer noch jedes Mal wenn ich ihn ansah von dem extremen Kontrast seiner Haare und seiner Augen überrascht. Seine Haare hatten einen dunklen Orangeton, beinahe wirklich wie Bronze. Seine Augen dagegen... sie sahen aus wie Honigwaben mit dunkleren und helleren goldfarbenen Sprenkeln, um die Pupille etwas dunkler werdend. Ich hatte schon öfters Coal gesehen, aber er stach definitiv heraus. Nicht, dass ich ihn gutaussehend fand. Eher... außergewöhnlich.
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Die Asche des Drachen (Wird momentan überarbeitet)
FantasyDer 17-Jährige Ewan Feliciano wurde von Kindheit an elitärst ausgebildet, um später seinem Vater auf den Thron seines Clans zu folgen. Als er von eben diesem einen äußerst gefährlichen Auftrag erhält, wird sowohl sein Können als auch sein Wille...