Kapitel 2 - Enya

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Als ich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe im Stall auftauchte, sahen mir bereits mehrere verschlafene Reiter entgegen.
Einige grüßten mich recht verhalten, die anderen schenkten mir bloß ein Nicken.
Vermutlich war deren Sprach Zentrum noch nicht wirklich wach.

Nino aus der Box zerrend - da er es kein Stück einsah jetzt zu arbeiten; kramte ich den Schlüssel für meinen Schrank hervor.
Einer Blondine ausweichend stakste ich Richtung Putzplatz, der am Ende des Ganges lag.
Zwar fragte ich mich wozu man einen Indoor Putzplatz benötigte, wollte mich allerdings auch nicht beschweren da es ziemlich praktisch war.

Genervt musste ich feststellen das bereits die beiden Mädchen von gestern am Anbinder standen und sich lautstark darüber unterhielten, welches Outfit für heute besser sei.
Seufzend zog ich den Strick durch den Ring, zog Schlaufe für Schlaufe hindurch und verließ mein Pferd um meine Sachen zu holen.

Ich brauchte nicht zu erwähnen das es äußerst praktisch war, die Sattelkammer direkt am Putzplatz angrenzend zu haben.
Müde schloss ich meinen Schrank auf und kramte all das Zeug heraus, dass ich brauchte.
Ohne wirklich hinzusehen griff ich nach einem paar alter schwarzer Gamaschen, die ich von meiner Trainerin geerbt hatte und nach meinen Stiefeln, so wie meinem Helm.
Irgendwie noch meinen Putzkoffer, samt Gerte unter den Arm klemmend, trat ich den Rückzug an.

Nino spähte bereits um die Ecke, als ich auf ihn zukam und all meine Sachen vor seinen Hufen fallen lies.
Meinen Helm und den Putzkoffer, stellte ich vorsichtig ab und wurde dabei kritisch von Barbie 1 und Barbie 2 beäugt.
Dies ignorierte ich geflissentlich, während ich anfing mein Pferd zu putzen.

Ihm stand allerdings heute bloß eine Katzenwäsche zu, da ich mies verpennt hatte.
Also war ich bereits nach fünf Minuten dabei, die dreckigen Gamaschen, an die nicht besser aussehenden Schimmelbeine zu befestigen.
Auch der hintere Beinschutz fand schnell seinen Platz und innerlich verfluchte ich den Oldenburger für die Mistflecken an seinen Hinterläufen.

Kurz darauf eilte ich in die Sattelkammer und zog meinen Sattel aus meinem viel zu kleingeratenen Schrank.
Kurz überlegte ich, wie sich das rot mit meiner olivgrünen Reithose verhielt, kam dann aber zu dem Schluss das es sowieso egal war.
Nach der Trense greifend drehte ich mich noch in der Bewegung um und eilte zurück.

Keine fünf Minuten später folgte ich den zwei Barbies, mit ihren perfekten Outfits, nach draußen.
Einige Reiter waren bereits auf dem Weg zum Springplatz, weswegen ich mich beeilte hinterher zu kommen.
Der große Sandplatz, mit den bunten Hürden erstreckte sich vor meinen Augen wie ein Paradies.
Vorfreude stieg in meinem Pferd auf, wie ich feststellen musste, als er mir fast auf die Füße sprang.
Leise vor mich hin fluchend drückte ich Nino wieder auf Abstand und lies ihn neben mir her tänzeln.
Augenverdrehend wechselte ich von Asphalt, zu angenehmen Sandboden, der unter meinen Stiefeln etwas nachgab und Platz für meinen Fußabdruck machte.

Routiniert zog ich die Bügel runter, gurtete nochmals nach und hievte mich kurz darauf auf meinen Apfelschimmel.
Dieser stand mit gespitzten Ohren still und betrachtete die Pferde um uns herum.
Erst als sich meine Sporen sanft in seine Flanken gruben, setzte er sich in Bewegung.
Hier und da wich ich ein paar Reitern aus und wartete auf unseren Trainer.
Dieser kam auch wenig später heran geeilt und entschuldigte sich mehrfach für seine Verspätung.

Er wies uns an eine Abteilung zu bilden und fing an die Sprünge herunter zu bauen.
Sofort gab es einige Kabbeleien wer vorne Ritt und wer nicht.
Dessen entzog ich mich, indem mein Schimmel sich ganz hinten einreihte.
Genervt beobachtete ich die Barbies, wie sie mit einem Typen darüber stritten, wer das Recht hatte die TeTe zu übernehmen.
Das nicht beide nebeneinander her dümpeln konnten, schienen sie noch nicht verstanden zu haben.
Allerdings schien auch keiner gewillt es ihnen zu erklären.
•••
Erschöpft von einer langen Unterrichtsstunde, in der Barbie 1 und 2 mehr hübsch aussahen als sie geritten- und dadurch geflogen- waren, zog ich den Sattel von meinem großen Schimmel.
Dieser fing kurz darauf an sich an der Sattelgurtlage zu kratzen.

Während ich den Sattel wegbrachte, hörte ich einige Gesprächsfetzen der anderen Reiter und entspanntes lachen.
Einige schienen sich zu kennen und wenn ein paar andere doch zu Anfang allein gewesen waren, so hatten sie jetzt eine Gruppe gefunden, der sie sich anschließen konnten.
Plötzlich fühlte ich mich endlos verloren auf dieser riesigen Anlage und beeilte mich zu Nino zurückzukommen.

Er sah mich bereits erwartungsvoll an, als ich die letzten Meter zu ihm überwand und den Strick löste.
Meine Kleidung klebte an mir und am liebsten wäre ich direkt unter die Dusche gesprungen.
Doch vorher bemühte ich mich, möglichst vor den anderen zum Waschplatz zu gelangen, der nur eine Wand hinter dem Putzplatz lag.

Noch bevor sich jemand dazwischen schieben konnte, führte ich den Wallach herein und warf den Strick über seinen Hals.
Unter den ungeduldigen Blicken einer kleinen Brünette und ihrem riesigen Schecken, spritzte ich mein Pferd zügig- dennoch sorgsam ab.
Wortlos sah ich dabei zu wie der Schweiß aus Nino's Fell quoll und kurz darauf schoss der vorwurfsvolle Blick einer damaligen Freundin durch meinen Kopf.

Ich hätte mein Pferd bei diesen Temperaturen niemals mit aufs Turnier geschleppt.

Gequält drehte ich den Wasserhahn zu und brachte Nino in die Box.
Während ich über den Innenhof lief, um zu meinem Zimmer zu gelangen, fuhr ein Jeep auf den Hof, ein Hänger hinten dran der nicht gerade billig aussah.
Verwirrt blieb ich kurzzeitig stehen und beobachtete wie der Fahrer einparkte und Ausstieg.
Sein braunes Haar aus dem Gesicht streichend, lies er die Tür ins Schloss fallen und öffnete den Hänger.

Als ein Huf gegen diesen krachte, kam ich zur Besinnung, schüttelte mich und eilte in das Haupthaus davon um mich endlich frisch machen zu können.

Zeilen zwischen Ruhm und ErfolgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt