Kapitel 30 - Juan

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Es war dunkel, nur das Mondlicht schien durch die Äste der Bäume auf unsere kleine Gruppe herab.
Enya, Carlo, Melli und ich bahnten uns einen Weg durch den Wald- in welche Richtung auch immer.
Ich wusste nur, dass Fräulein dunkle Wälder nicht mochte.
Bei jedem noch so kleinen Geräusch sprang sie mir fast auf die Füße.

„Ich möchte nicht von einem Wildschwein attackiert werden"
„Wirst du nicht"
das war bereits meine sechste Erwiderung auf ihre panische Aussage.
„Das kannst du nicht wissen!"
„Enya! Es sind nur Tiere"
Melli drehte sich zu uns um.
„Ja! Tiere die mich umbringen können!"
Ich beäugte sie.
„Das können Pferde auch"
„Aber die springen nicht aus Gebüschen und spießen mich auf"
Ich musste mir ein Lachen verbieten, grinste stattdessen bloß und zog sie näher an mich.

„Wo gehen wir überhaupt hin?"
„Wissen wir auch noch nicht"
erwiderte Carlo.
„Ehm? Wir rennen bereits seit einer halben Stunde durch die Gegend und haben garkein Ziel? Haben wir uns verlaufen?"
Nun musste ich doch lachen.
„Nein. Wir rennen im Kreis"
gab Melli bekannt und drehte sich um.
„Warum das?"
„Ich suche Glühwürmchen"
Enya sah die Brünette perplex an.
„Aha? Und wann werden wir fündig?"
„Keine Ahnung?"
Carlo und ich tauschten einen Blick.

Dann sah ich im Augenwinkel was helles und drehte mich um.
„Da!"
Ich deutete auf einen kleinen Busch, etwa drei Meter von uns entfernt und Melli sah begeistert den grünen Lichtern beim flattern zu.
„Endlich!"
vorsichtig trat sie näher heran und die Blätter unter ihren Füßen raschelten.
„Willst du eins fangen?"
fragte Enya sarkastisch und angesprochene hockte sich hin.
„Nein"
Einfach nur dasitzend und die Tierchen musternd verweilte sie dort und das Fräulein gesellte sich nach gewisser Zeit zur ihr.
„Faszinierend oder?"
Enya nickte nur, Carlo und ich standen hinter den beiden und ich fragte mich ob Melli heimlich getrunken hatte.
„Ich mag Glühwürmchen. Sie leuchten auch in der dunkelsten Nacht"
Ich musste lächeln, als ich die Brünette das sagen hörte.
Deswegen also.

Nach einer Weile richtete Enya sich auf und kam zu mir.
Ihre Finger umschlossen meine und ich sah zu ihr herab.
Ich bildete mir ein ihre blauen Augen im Mondlicht glitzern zu sehen, bevor sie ich auf die Zehenspitzen stellte.
Rechtzeitig erkennend was sie in Begriff war zu tun, beugte ich mich zu ihr und unsere Lippen trafen sich.

Behutsam erwiderte ich Enya's vorsichtige Küsse, bevor ihre Zunge sanft über meine Lippen glitt, welche ich kurz darauf leicht öffnete.
Für einen Moment fühlte es sich so an als würde sie stoppen, bevor sie mutiger wurde und anfing meinen Mund zu erkunden.
Ihre Finger glitten in mein Haar und meine an ihre Hüfte.
Dann fing ich an den Kuss etwas interessanter zu machen und heizte diesen etwas auf.
Enya's empörtes Keuchen zog sich mit einer Gänsehaut über meinen Körper.

„Echt jetzt Leute?"
ertönte Melli's Stimme hinter uns und wir lösten uns grinsend voneinander.
„Lasst uns zurück, es wird langsam spät und es fällt bestimmt auf wenn wir solange weg sind"
Auf meine Worte hin seufzte Melli nur, lies sich jedoch von Carlo nach oben ziehen und gemeinsam suchten wir uns einen Weg zurück zum Hof.
———
„Alle mal herhören"
Fünf Tage später standen Jane und Philipp in der Mitte des Frühstücksaals und sahen uns lächelnd an, als wir uns zu ihnen umdrehten.
„Die Zeit hier neigt sich langsam dem Ende zu, wie ihr alle wisst und deswegen haben wir uns eine Kleinigkeit überlegt"
Neugierig sah Enya mich an, doch ich zuckte bloß unwissend mit den Schultern.

„Wir hatten die Idee eine Party in der Reithalle zu veranstalten und wollten eure Meinung dazu hören. Es wird Musik, bunte Lichter und ja- auch Alkohol geben"
Der Saal brach in Gejubel aus und klatschten in die Hände.
Jane hob beschwichtigend ihre in die Höhe, was nur soweit half, dass man sie wieder einigermaßen verstand.
„Das nehme ich als ein klares ja"
Erneut ging der Jubel los um ihre Aussage zu unterstreichen.

Grinsend setzten sich die beiden wieder und Enya sah mich begeistert an.
„Wie cool ist das denn bitte?"
„Es überrascht mich, dass die das echt machen"
„Gehen wir hin?"
Ihre Augen glitzerten so sehr vor Vorfreude, dass ich selbst wenn ich gewollt hätte, nicht hätte nein sagen können.
„Natürlich gehen wir"
warf Carlo ein und Melli stimmte ihm zu.
„Das wird mega! Ich kann's nicht abwarten"
Grinsend legte ich eine Scheibe Käse auf mein Brötchen.
„Und am Ende des Tages liegt ihr heulend im Bett, weil die Zeit hier um ist"
„Wer weiß? Vielleicht bin ich ja auch froh dich los zu sein"
Melli nahm ein Schluck von ihrem Kakao, während Carlo belustigt die Augenbrauen hochzog.
„Ich werde dich auf dem Heimweg daran erinnern"

Wir beendeten langsam das Frühstück und machten uns auf den Weg in den Stall.
Heute war frei. Kein Training und kein Stalldienst.
Deswegen hatten wir beschlossen als Gruppe eine große Runde ausreiten zu gehen und Enya das Gelände weiter hinten, mit den riesigen Stoppelfeldern und Baumstämmen zu zeigen.
Ich baute Brezel die dreckigsten Gamaschen an die Beine die ich finden konnte und sattelte ihn mit einer nicht weniger schmutzigen Schabracke.
Als es zur Trense kam, zog ich ihm gelbe Fligenohren drunter, damit er sich nicht auf die paar Stunden mit den Viechern rumschlagen musste.
Als Enya das sah, musste sie lachen.
„Das sind die hässlichsten Dinger, die ich je gesehen habe"
„Naja, sie erfüllen ihren Zweck"
Schulterzuckend grinste ich sie an.

Lachend machte sie Nino fertig und kurze Zeit später verließ unsere Gruppe den Hof.
Wir ritten über weite Graswege und galoppierten querfeldein über Felder hinweg.
Als wir zu einem besonders breiten und langem Sandweg kamen, ließen wir unsere Pferde einfach laufen und vergnügten uns damit den jeweils anderen zu überholen.

Nach dem Sandweg, folgte einer mit Gras auf dem Baumstämme standen.
„Willst du rüber?"
während ich das fragte, ritten Enya und ich im Galopp nebeneinander her.
„Klar, ist ja nicht hoch"
gemeinsam steuerten wir den ersten an und sprangen drüber hinweg, kurz danach folgte ein etwas höherer, bei dem Nino sich so sehr übersprang, dass ich lachen musste.

„Whoa Nino!"
als er anfing zu bocken musste Enya ebenfalls lachen, jedoch verging das schnell als er richtig ausholte und sie nach einem gemeinem Haken und anschließenden wegspringen verlor.
Sofort hielt ich an und sprang ab, um ihr Pferd einzufangen.
Zwar stand der Apfelschimmel still, jedoch wollte ich es ungern darauf anlegen das er weglief.

„Hast du dir wehgetan?"
Sie richtete sich auf und musterte ihre Gerte.
„Ich weiß grade nicht ob ich lachen oder heulen soll"
lächelnd hielt ich ihr die Hand hin.
„Es wäre erstmal ein Fortschritt aufzustehen"
grinsend griff sie nach meiner Hand und lies sich hochziehen.
„Naja immerhin wissen wir jetzt das Springen auf jeden Fall drin ist, aber ja; es ist alles gut"
mit diesen Worten nahm sie Nino's Zügel und führte ihn an einen kleinen Baumstumpf um aufzusteigen.
„Dann los, es folgen noch ein paar"

Melli und Carlo hielten neben uns an und musterten Enya's dreckiges Outfit.
„Also bei eurem Tempo hat mich dein Abgang wirklich nicht überrascht"
Gespielt genervt schlug Enya mit der Gerte nach Carlo und lies ihn lachend zurück als sie  los ritt.
„Kommt, ich habe das Bedürfnis mit meinem Schimmel wieder loszulegen"

Zeilen zwischen Ruhm und ErfolgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt