Kapitel 15 - Enya

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Ein lautes Klingeln riss mich aus der Traumwelt und ich öffnete verschlafen meine Augen.
Erst nach ein paar Sekunden realisierte ich, das es nicht mein Wecker war der klingelte, sondern Juans.

Während mein Kopf gerade erst noch am begreifen war, das ich mich auch in seinem Bett befand, streckte sich ein muskulöser Arm über mich hinweg und drückte auf die Schlummertaste, welche gelb auf dem Handy Display leuchtete.

Kurz darauf war es wieder still im Zimmer und Juans Arm landete sanft auf mir.
Sein Atem traf in einem ruhigen Rhythmus meinen Nacken und mein Körper entspannte sich nach einem kurzen Schock Moment.

Irgendwie fühlte ich mich in Juan's Armen geborgen und sicher, auch wenn sich das total bescheuert anhören musste.
Ich kannte ihn nicht richtig, aber musste man das, wenn man dieses Gefühl im Bauch hatte, das bei dieser einen Person alles richtig war?

Müde flatterten meine Lider zu und ich genoss diesen kurzen Moment.

Als zum zweiten Mal der Wecker klingelte, war ich diejenige die ihn ausmachte, auch wenn etwas verspätet.
Ich war anscheinend doch nochmal weggenickt.
Juan regte sich hinter mir.
Sein Daumen fuhr kurzzeitig über meinen Bauch, bevor er müde ein leises Brummen ausstieß.

Kurz darauf drückte er sich aus dem warmen Bett hoch, wobei mich auch die Wärme seines großen Körpers verließ.
Ich drehte mich auf den Rücken und sah zu ihm auf.
„Morgen"
grummelnd rieb mir durchs Gesicht.
„Gut geschlafen?"
Juans braune Augen sahen so müde aus wie ich mich fühlte.
„Mhm"
brummelte ich nur und rollte mich wieder zusammen.

Er stieg aus dem Bett und verschwand im Bad.
Mein Handy lag auf der Bettkante und ich streckte meinen Arm danach aus.
Als ich es anhob verriet mir die Uhrzeit das wir noch eine Stunde hatten, bis wir auf dem Platz sein mussten.
Es war 6:00 Uhr.

Ich erlaubte mir weitere fünf Minuten liegen zu bleiben und stand demnach auch erst auf, als Juan aus dem Bad kam.
„Wie trinkst du deinen Kaffee?"
Während er dies fragte, griff er nach seinem Handy und betrachtete mich, wie ich auf der Bettkante saß.
Mein Blick glitt von seiner schwarzen Reithose hinauf, zu einem dunkelblauem Hoddie, den er später sicherlich nicht mehr brauchen würde.
Er sah wirklich gut aus mit verwuschelten Morgenhaar.
„Mit einem Schluck Milch"
Er lächelte über meinen müden Gesichtsausdruck und entlockte mir ein schläfriges Schmunzeln.

„Ich koche uns Kaffee, du kannst dich in der Zeit umziehen"
Er hielt mir die Hand hin und als ich diese entgegen nahm, zog er mich auf die Füße.
Juan überragte mich locker um einen Kopf.
„Danke, treffen wir uns dann in der Gemeinschafts Küche?"
„Können wir, hast du Hunger?"
Ich schüttelte den Kopf.

Er erwiderte daraufhin nichts, sondern deutete auf die Tür.
„Komm"
Leise schlichen wir über den Flur.
An der Treppe trennten wir uns und ich huschte in mein Zimmer.
———
Als ich zu Juan in die Küche trat, stellte er grade die zweite Kaffeetasse auf den Tresen und gab Milch dazu.
„Hier"
Er schob mir ein Gefäß hin.
Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln und griff nach dem Henkel, schloss die Finger um die heiße Keramiktasse und beobachtete Juan wie er einen Schluck trank.

Er erwiderte meinen Blick.
„Sind die Barbies heute Wecker, statt Poltergeister?"
„Nein"
Ich grinste.
„Sie haben geschlafen wie zwei Steine"
Juan lachte leise.
„Dachte ich mir"

In angenehmer Stille tranken wir unsere Kaffes aus und machten uns auf den Weg in den Stall.
Mittlerweile war es 6:40 Uhr und wir putzten etwas eiliger, sattelten schneller und liefen über den Innenhof zum Dressur Platz.
Nino und Brezel trabten hinter Juan und mir her und fanden Spaß daran, ein Wettrennen daraus zu gestalten.
Ich erreichte als erstes den umzäunten Sandplatz und grinste vergnügt.
„Erste!"
Juan lachte bloß und saß auf.

Die Dressur Stunde verlief nicht so langsam und schleppend wie letztes Mal, sondern machte wirklich Spaß.
Ich ging davon aus, das es an Juans Energie lag, die heute auf mich überging.
———
Melli und Carlo saßen wie immer bereits in der Kantine, als er und ich zum Frühstück kamen.
„Da seid ihr ja!"
Melli klatschte erfreut in die Hände.
So wie sie es immer tat, wenn sie etwas besonders toll fand.
Ich lies mich auf den Stuhl gegenüber von Carlo sinken, der heute zufriedener aussah, als die letzten Tage.

Juan griff sich bereits eines der Brötchen aus dem Korb, welcher in der Mitte des Tisches stand.
„Hast du uns vermisst?"
Er grinste amüsiert in Melli's Richtung.
„Enya ja, dich nicht"
Kam es flapsig zurück.
Brummend schnitt Juan das Brötchen auf und griff nach dem Rest von Melli's abgepackter Butter.
„Ey! Vielleicht wollte ich das noch essen!"
Ihr Gegenüber, überging diese Aussage geflissentlich und ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

„Du bist gestern Abend garnicht mehr zurückgekommen?"
Juan warf Carlo einen herausfordernden Blick zu, welcher einen warnenden zurückschoss.
Lass es. War die überdeutliche message.
Tatsächlich beließ mein Sitznachbar es darauf und beobachtete lieber eine Auseinandersetzung von zwei Mädels, die drei Tische weiter von uns saßen.

„Streiten die sich gerade echt um das bisschen Marmelade?"
Ungläubig starrte ich zu der Gruppe herüber.
„Anscheinend"
Juan schüttelte den Kopf, Carlo lachte bevor er das Thema wechselte.
„Wir wollen heute Abend was trinken. Kommt ihr auch?"
Neugierig sah er mich an, dann den Mann neben mir.
„Ich wäre dabei. Allerdings erst nachdem ich die Pferde reingebracht habe"
Juan biss in sein Brötchen und Carlo nickte.

„Wir dürfen Alkohol trinken?"
Das war mir neu.
„Nein dürfen wir nicht, aber wir machen es trotzdem jedes Jahr"
Melli zuckte mit den Schultern.
„Bisher ist es noch nie jemandem aufgefallen"
„Zum Glück"
Carlo und sie sahen sich kurz an, bevor ein empörter Aufschrei durch die Cafeteria schoss.

Erschrocken zuckte ich zusammen und Juan drehte sich um.
Die Blicke unserer Gegenüber schossen nach vorne, Richtung der ersten Tische neben dem Eingang.
„Ist das eigentlich dein beschissener Ernst?!"
Ein Mädchen mit roten Haaren stand vor einem jungen der seine aschblonden aus dem Gesicht strich und von seinem Platz zu ihr aufsah.

„Komm runter und setz dich wieder hin"
Der Typ sprach deutlich leiser.
Wahrscheinlich war ihm die ganze plötzliche Aufmerksamkeit unangenehm.
„Auweia"
murmelte Melli vor sich hin.
„Nicht schon wieder"
Seufzend fing Carlo an weiter zu essen.
„Kennt man den?"
Juan warf mir einen Blick zu.
„Das ist Chester, der Herzensbrecher"
Er wendete dem Spektakel wieder den Rücken zu und aß weiter.
„Jedes Jahr das gleiche mit ihm. Er schleppt eine ab und betrügt sie dann mit ner anderen"
Schulterzuckend reichte Juan mir das Körbchen mit den Brötchen.
„Du solltest etwas essen"

Widerwillig griff ich mir eins und schnitt es auf.
Sonderlich Appetit hatte ich morgens noch nie gehabt, aber er hatte recht.
Ich war geritten und mein Körper brauchte dringend eine Stärkung.

Zeilen zwischen Ruhm und ErfolgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt