Kapitel 8 - Juan

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Melli entdeckte Enya als erstes und winkte ihr vom Sofa aus zu.
Als die kleine Blondine uns entdeckte kam sie uns entgegen, den Blick Richtung Boden gerichtet.
Sie musste frisch geduscht haben, denn ihre sonst hellen Haare, hingen dunkel,- in nassen Strähnen in ihrem Gesicht und als sie vor uns zum stehen kam, umhüllte mich ein sanfter Duft ihres Duschgels.
Ihre blauen Augen schimmerten im hellen Licht der Mittagssonne, die ins Zimmer hineinfiel und kurz vergaß ich wie sprechen funktionierte.

„Hey"
Ihre Stimme war nicht mehr als ein hauchen.
Als sie dies auch zu bemerken schien, räusperte sie sich kurz.
Dies brachte auch mich einigermaßen zur Besinnung und ich rutschte etwas weiter nach rechts, um zwischen mir und Melli für Enya Platz zu schaffen.
„Setz dich ruhig"
Zögerlich kam sie meiner Anweisung nach und lies sich auf den bequemen Kissen nieder.
„Herrlich hier! Nicht wahr?"
Melli wedelte fröhlich mit ihren Händen in der Luft herum, so dass Enya von ihr abrückte, um nicht von ihren Gestikulierenden Armen erschlagen zu werden.
„Ja"
Meinte ich kurz angebunden und versuchte das Wohlbefinden, das sich bei Enya's Körperwärme in mir aufbaute zu ignorieren.
„Könntest du dennoch aufhören so herumzuzappeln"
Empört drehte sich die Brünette in meine Richtung und zeigte mit einem Finger auf mich.

„Du bist ein Miesepeter aus reiner Natur, kein Wunder das Philipp es auf dich abgesehen hat! Das ist ja kaum zum aushalten."
Enya's Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
„Als ob das was neues für dich wäre, wenn du schlecht drauf bist - aus welchem Grund auch immer - kann man sich keine zehn Sekunden mit dir in einem Raum aufhalten, ohne von einem Gewitter überrollt zu werden"
Amüsiert stellte ich fest das mein Konter gesessen hatte.
„Das ist eine Lüge!"
„Ach ja?"
„Ja-"
Weiter kam Melli nicht, da Enya uns lachend auseinander schob.
Ich hatte noch nicht einmal gemerkt, wie Melli näher gekommen war.
„Genug jetzt!"
Sie zog ihre Hand von meiner Brust genauso schnell zurück wie sie gekommen war, nur ein leichtes Kribbeln verriet das ihre Berührung da gewesen ist.

„Ihr führt euch auf wie Kleinkinder"
„Das ist seine Spezialität"
„Ich habe noch ganz viele andere Spezialitäten als mich mit dir zu streiten"
Ich konnte den Schalk in meiner Stimme nicht verbergen.
„Juan!"
Erneut musste Enya lachen und diesmal stimmte ich mit ein.
„Das ist nicht lustig"
brummte Melli, musste aber selber grinsen.

Das Mädchen neben mir gähnte und drückte sich näher in die Kissen.
„Ich finde schon"
„Du hast generell einen kaputten Humor"
Schmunzelnd strich sich angesprochene eine blonde Strähne von der Schulter und schloss die Augen.
„Bin ich die einzige die so müde ist?"
„Ja"
Antworteten Melli und ich fast zeitgleich.
„Allerdings haben wir beide in der Nacht auch geschlafen, statt ein Buch zu lesen"
Enya hob protestierend mit geschlossenen Augen einen Finger.
„Es ist ein sehr gutes Buch"
Ich legte meinen Arm hinter ihr ab und stupste gegen ihren, so das er zurück in ihren Schoß fiel.
„Das streite ich auch nicht ab"
„Das will ich für dich hoffen"
Grinsend deutete Melli auf meinen Arm und dann auf Enya.
Genervt zog ich ihn zurück, was die Brünette mit einem Blick quittierte, für den ich sie am liebsten durch die Mangel gedreht hätte.

Ich beobachtete ein paar Jungs, die am Billardtisch standen und sich lachend unterhielten, Melli hatte ihr Handy hervorgezogen und tippte desinteressiert darauf herum, während Enya am weg dösen war.
Sie hatte die Beine ebenfalls aufs Sofa gezogen um bequemer liegen zu können und war dadurch näher heran gerutscht.

Eine angenehme Ruhe hatte sich über den Raum gelegt,- nicht im Sinne der Lautstärke, sondern der Atmosphäre, was eigentlich ziemlich untypisch war.
Andererseits war das Training heute hart gewesen und die meisten hatten keine Lust auf laute Musik, oder unnötige Auseinandersetzungen, wofür ich gerade durchaus dankbar war.

Es verging eine ganze Stunde, bis Melli sich aufrichtete und zu mir herüber sah.
Enya war in der Zeit tatsächlich eingeschlafen.
Dabei war ihr Kopf auf meine Schulter gerutscht und aus Angst sie wecken zu können, wagte ich es nicht mich zu bewegen.
„Ich werde nochmal in den Stall gehen und mein Pferd reinholen, soll deiner mit rein?"
„Jetzt schon?"
„Es soll ein Unwetter aufziehen"
Sie schob mir das Handy unter die Nase, als wenn ich ihr ihre Aussage ansonsten madig gesprochen hätte.
„Okay"
Kurz dachte ich nach und sah auf das Mädchen herab, welches neben mir schlief.
„Kannst du Nino auch mit reinholen?"
„Denkst du das ist für sie okay?"
„Warum sollte es das nicht sein?"
Melli schien ebenfalls kurz nachzudenken, bevor sie mit den Schultern zuckte und nickte.
„Ja kann ich machen"
„Danke"
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, welches sie erwiderte bevor sie schwungvoll aufstand.
„Wir sehen uns beim Abendessen"
„Warum erst so spät?"
Ich meinte zu erkennen wie sich ein leichter Rotton auf ihre Wangen schlich.
„Das geht dich nichts an"
winkte sie eilig ab.
Sie verschwand, bevor ich sie weiter mit fragen Löchern konnte.
Kopfschüttelnd, mit einem Lächeln auf den Lippen, zog ich vorsichtig mein Handy hervor und antwortete auf die Nachricht meiner Mutter.
Sie meldete sich jeden Tag bei mir um sich zu erkunden wie meine Zeit hier war, doch jetzt hatte sie mir ein Bild von sich und Papa geschickt.

Sie standen vor einem Restaurant welches ziemlich schick aussah und lächelten beide in die Kamera.
Dein Vater führt mich aus!
Stand in schwarzen Druckbuchstaben unter dem Foto und sofort musste ich ebenfalls lächeln.
Das sehe ich. Viel Spaß euch!
Meine Finger flogen über die Tasten bevor ich auf senden drückte und darauf wartete das die grauen Haken auf blau umschlugen.
Als sie dies taten kam eine weitere Nachricht, keine 3 Sekunden später.
Danke! Hab dich lieb und pass auf dich auf.
Ich schickte lächelnd eine kurze Textnachricht zurück und wechselte zu Instagram.
Ein paar neue Beiträge waren in dem Feed der Vorschlagsliste gelandet, die ich mir nach und nach ansah.
Teilweise waren es größere Springreiter oder meine Freunde bei denen ich das Herz unter den Fotos rot färbte, nur um zwanzig Minuten später das Handy neben mich sinken zu lassen.

Enya schlief immer noch seelenruhig und so langsam leerte sich der Raum um uns herum.
Es wurde stiller.
Nur ein paar Mädels standen in der anderen Ecke des Zimmers und unterhielten sich leise.
Durch das Fenster konnte man den Hof und den Himmel sehen, der sich tatsächlich gerade zu einem Unwetter zusammenzog, so wie Melli es vorhergesagt hatte.
Heftiger Platzregen trommelte auf das Dach herab und der Himmel wurde immer dunkler.
Bloß ein paar Blitze erhellten die Dunkelheit und wurden von einem Grollen des Donners begleitet.

Ein paar Reiter eilten über den riesigen Innenhof um zu den Weiden und Paddocks zu gelangen, auf denen ihre Pferde standen.
Andere hatten bereits einige am Strick und liefen über den Hof um dem Regen zu entkommen.
Das leise Getrappel der hinterher trabenden
Pferde drang nur leise zu uns herein und ein belustigtes Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen, bei diesem chaotischen Anblick.

Zeilen zwischen Ruhm und ErfolgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt