•4 Jahre später•
~Enya~Nino's Hufe kamen mit dem vertrauten Geräusch auf dem Grasboden unter uns auf und hoben direkt nach einem weiteren Galoppsprung wieder ab.
Dem Schwung perfekt folgend überwanden wir ohne Probleme den riesigen Oxer, welcher sowohl als Aussprung der Kombination, wie als Abschluss des gesamten Parcours in Aachen diente.
Noch während der Landung fiel ich meinem Schimmel strahlend um den Hals und lobte ihn, während wir im vollen Galopp den Platz herunter rauschten, von tosendem Applaus begleitet.
Von diesen Moment hatte ich all die Jahre geträumt und kostete jetzt jede Sekunde davon aus, schaffte es auch nicht das breite Lächeln aus meinem Gesicht zu vertreiben als ich durch den Ausritt in die andere Halle trabte, während der Kommentator eine neue Bestzeit verkündete.Mein Herz schlug mir bis zum Hals und Tränen schossen mir in die Augen als ich Juan in der Abreithalle entdeckte.
Er kam um die Ecke gelaufen um mich abzufangen und ich schwang eilig mein Bein über den Sattel, nur um ihm im gleichen Moment um den Hals zu fallen.Meine Schwester kam lächelnd auf uns zugelaufen und nahm mir Nino ab.
„Super geile Runde! Ich schwöre dir, du holst das Ding nach Hause"
Sie entfernte sich von uns, um Nino noch etwas abzureiten und ich klammerte mich an meinen Freund, welcher mich ebenso doll an sich drückte.„Du bist gekommen"
„Natürlich bin ich gekommen! Was glaubst du denn?"
Ich sah zu ihm hoch und lächelte.
Wir hatten uns nun gut zwei Monate nicht gesehen, Verpflichtungen und Arbeit kamen ständig dazwischen.
Ihn jetzt hier zu haben erdete mich.
Auch er war viel auf Turnieren unterwegs, hin und wieder fuhren wir zusammen, jedoch in meinen Augen viel zu selten.„Komm"
Er zog mich vom Platz und drückte mir einen Kaffee in die Hand, welchen Melli bereits geholt hatte.
Carlo und sie waren bereits seit der Abreise nach Aachen dabei und zu viert mit meiner Schwester, hatten wir alles im Griff.
Spaß und Frotzeleien durften natürlich nicht fehlen und hielten mich davon ab in alte Muster der Selbstzweifel und Zwickmühlen zu verfallen.Nach dem Sommer in dem ich Juan kennengelernt hatte, ging es nochmal rasant auf und ab.
Ich hatte viel scheiße durch und war direkt in die selbe scheiße zurückgekehrt, als mein Vater Nino und mich abgeholt hatte.
Juan hatte mir viel geholfen, konnte jedoch mit unserer weiten Entfernung nicht viel ausrichten und als es zwischen mir und meinen Eltern nochmal richtig gekracht hatte, bin ich während meiner Ausbildung in Therapie gegangen.Die Beziehung zu meinen Eltern war schon immer nicht die beste und ich war empfindlich was die Meinung anderer über mich betraf.
Das hatte mich auf Dauer ziemlich kaputt gemacht, doch meine Freunde hatten mich gut über Wasser gehalten und mittlerweile ging es mir wieder gut.Ich war mit 19 in meine eigene Wohnung gezogen, wohnte dort mittlerweile seit zwei Jahren, doch wirklich richtig fühlte es sich nicht an.
Generell hingen meine Zukunftspläne ziemlich in der Luft.
Nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte, wurde ich von meinem Betrieb übernommen und verdiente gutes Geld was mir eine gute Wohnung sicherstellte, so wie den Unterhalt meines Pferdes.
Zwar blieb nichts für wegfliegen im Urlaub, doch das brauchte ich ohnehin nicht.„Wie viele Starter kommen noch?"
Carlo begutachtete die Startliste auf seinem Handy.
„Einige, aber keine Sorge, du gewinnst das eh"
Ich lachte leise und schüttelte den Kopf.
„Deswegen frage ich nicht, können wir zurück zu den Stallungen?"
„Ich glaube das wird eng"
„Hm"
Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee und grinste Juan an.
„Wie läufts mit deinem Jungspund?"
„Ganz gut"
Er schmunzelte über die Frage.Dann beugte er sich zu mir herunter und küsste mich.
Die Augen geschlossen erwiderte ich den Kuss, genoss das vertraute Gefühl und als er vorsichtig den Helm öffnete und diesen abnahm löste ich mich lächelnd.
Juan strich mir blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht, welche sich während des rasanten Ritts gelöst hatten und nun in mein Gesicht fielen.
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Zeilen zwischen Ruhm und Erfolg
Teen FictionSommer, Pferde und für kurze Zeit vergessen. Das ist Enya's Plan für die Ferien, welche sie in einem Trainingslager, fernab ihres Zuhauses verbringt. Mit ihrem Schimmel und etwas zu vielen Selbstzweifeln im Gepäck, flüchtet sie sich gradezu in das T...