Cursed Night

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Wir waren 8 Freunde und wohnten zusammen. Immerhin waren die Preise für ein Apartment in Seoul nicht gerade günstig. Zu allem Übel verdienten die Meisten von uns aber auch recht wenig. 5 von uns waren Studenten und die anderen 3 - Chan, Changbin und Minho - verdienten in ihren Jobs leider sehr wenig. Chan arbeitete in einem Restaurant und bewarb sich nebenbei bei allen möglichen Entertainments als Producer. Bei Changbin war es fast die gleiche Situation, nur, dass er nebenbei von einem Teilzeitjob zum Nächsten sprang. Egal ob Postbote, Pizzalieferant oder Barkeeper. Er hatte das Meiste sicherlich schon einmal gemacht. Minho hingegen wollte gern ein eigenes Restaurant eröffnen, aber ohne Geld würde das nicht klappen. Deshalb arbeitete er von Montag bis Freitag bei irgendeiner Firma und half an den Wochenenden in einem kleinen Blumenladen aus.

Bei uns Studenten sah es nicht besser aus. Felix und ich studierten Tanz im 4. Jahr und kellnerten in Restaurants, soweit wir die Zeit dafür fanden. Jeongin wurde noch größtenteils von seinen Eltern unterstützt, aber wollte ihnen einfach nicht zu sehr auf der Tasche liegen, weil sein Gesangsstudium ganz schön teuer war. Für Seungmin galt das allerdings nicht. Er musste sich selbst versorgen und Wohnung und Studium selbst finanzieren, weil seine Eltern ihn nicht unterstützten. Bei Jisung war es dieselbe Situation. Immerhin wollte er, wie Chan und Changbin, ein angesehener Producer und Songwriter werden und so ein Studium plus Wohnung bezahlten sich nicht von allein.

"Hat noch jemand Bock auf einen Late-Night-Snack?", rief Changbin fragend durch die Wohnung. "Klar", antworteten ihm gleich drei Leute gleichzeitig und auch Felix und ich machten uns auf den Weg in die Küche. Dort trafen wir dann auch auf Changbin, Jisung,  Seungmin und Jeongin. Keine zwei Sekunden später schlossen sich uns auch noch Chan und Minho an.

Schnell hatten wir entschlossen, dass Zwei von uns Snacks kaufen gehen würden während zwei Andere auf die Suche nach Getränken gehen würden. Der Rest würde solange etwas aufräumen, damit wir uns danach einen schönen Abend zusammen machen konnten.

Zusammen mit meinem Freund war ich also auf dem Weg zum nächsten Laden um Snacks zu kaufen. Jeongin und Chan waren derweil in entgegengesetzter Richtung auf dem Weg um Getränke zu holen, weil dort ein großer Getränkeladen war. In Windeseile waren wir bei dem kleinen Shop angekommen und hatten unseren Korb bereits mit allen möglichen Snacks befüllt. Der ältere Mann, der heute kassierte, ließ sich Zeit um alles richtig zu machen und nichts zu vergessen und unterhielt sich nebenbei nett mit uns. Ich war ihm sehr dankbar dafür, weil es sehr angenehm und entspannend um diese Uhrzeit war.

Plötzlich kamen die Männer, die sich außer uns noch im Laden befanden ebenfalls zur Kasse. Aber nicht mit ihrer Ware, sondern der Eine mit einer kleinen Pistole in der Hand und einem Rucksack auf dem Rücken und der Andere einem Messer in der anderen Hand. "Packt das Geld aus der Kasse hier rein. Dazu noch 4 Bier und ein paar von den Snacks, die ihr hier habt", befahl der Typ mit dem Messer in der Hand und gab uns dabei den Rucksack des Anderen. Schnell händigte der ältere Mann den beiden Gangstern das Geld aus. Ich gab den Beiden solange ein paar Chips aus dem Regal, das direkt neben uns stand. Felix stand nur wie angewurzelt da. "Na los. Worauf wartest du? Gib uns das Bier, dann passiert hier auch keinem was", sprach der Größere von Beiden, der auch die Pistole hielt und sah Felix streng an. Dieser konnte sich aber noch immer nicht aus seiner Schockstarre lösen. "Alles gut. Ich übernehme das", sprach ich und wollte schon losgehen, wurde aber von dem anderen Gangster aufgehalten. "Nein. Das macht der Kleine", sprach er eindringlich und jetzt schien Felix die Situation erst zu realisieren. Mit wackeligen Beinen und vorsichtigen Schritten ging er zu dem Kühlschrank mit verschiedenen Bierflaschen darin. Nachdem er 2 herausgenommen hatte und die Gangster fragend ansah, vermutlich um sich zu versichern, dass es auch das richtige Bier war, konnte man Sirenen hören. "Scheiße! Wer von euch war das?", fragten sie aufgebracht, doch eigentlich war es klar, dass der Kassierer den Knopf unter seinem Tisch gedrückt und somit den stillen Alarm ausgelöst hatte.

"Mach hin Kleiner", schrie der Typ mit dem Messer panisch. "Du warst das", stellte der Typ mit der Pistole nun fest und fixierte den Kassierer mit seiner Pistole. Genau in dem Moment, in dem der Schuss fiel, hatte sich Felix beschützend vor den Kassierer gestellt, der vor lauter Angst auf dem Boden hockte. "Scheiße", fluchte dann einer der Beiden und schon schnappten sie sich den Rucksack und rannten weg. "Felix!", schrie ich panisch und schon fast verzweifelt versuchte ich die Schusswunde an seinem Bauch irgendwie zuzuhalten oder zuzudrücken, damit sie aufhörte zu bluten. Ich schnappte mir sogar seine dünne Jacke und versuchte so die Blutung irgendwie zu stoppen, doch es hörte einfach nicht auf. Die ehemals weiße Jacke war inzwischen blutrot gefärbt und das Blut tropfte schon von ihr auf den Boden. "Wieso hast du das gemacht?", fragte ich ihn überfordert bevor ich panisch anfing um Hilfe zu schreien. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib und schnell kamen auch ein paar Leute angerannt und verständigten den Notarzt. Erschöpft sah mir Felix in die Augen. "Ich kann nicht zulassen, dass jemandem etwas passiert. Das weißt du genau. Jinnie.... ich liebe dich. Pass...ah... auf dich auf... Sei stark. Du... musst... für die Anderen... da... sein...", wisperte er leise und dann schlossen sich seine Augen allmählich. "Nein, Felix. Bleib wach. Bitte! Du kannst mir das nicht antun. Was soll ich denn ohne dich machen?! Ich liebe dich doch, verdammt", schrie ich panisch und meine Stimme überschlug sich schon fast beim Reden. Ich hatte das Gefühl, dass ich an meinen Tränen ersticken würde.

Den Rest des Abends und die nächsten Tage hatte ich nur noch verschwommen in Erinnerung. Der Rettungsdienst kam und hatte mir mitgeteilt, dass Felix soeben gestorben war. Dann kam die Polizei und brauchte direkt eine Aussage von mir. Das Nächste, an was ich mich erinnere, sind die verweinten Gesichter meiner Freunde, als sie zum Tatort gerannt kamen, weil die Polizei Chan angerufen hatte, damit mich jemand abholt. Sein Name war der Erste, der mir in den Sinn gekommen war. Jedem flossen Tränen die Wangen hinunter und ich wurde in stürmische Umarmungen gezogen. Ich war nicht einmal in der Lage gewesen diese zu erwidern. Ich war wie erstarrt und pausenlos waren mir Tränen über die Wangen geflossen. 

Dann fand ich mich auf einer Beerdigung wieder. 

Als nächstes hatte ich immer wieder mit Minho geredet und er hatte mir von einem Gerücht erzählt. Seitdem ging ich nahezu jeden Tag mit ein paar meiner Freunden zum Friedhof und sah mir Felix' Grabstein an, brachte ihm Blumen oder wunderschöne Kerzen, die ich anzündete.

Bloody Moon | HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt