"Da wären wir", sagte Hyunjae nach einer Weile. Sofort versuchte ich mithilfe meiner Gedanken, ein Signal an Seungmin zu schicken und konnte nur hoffen, dass er es auch empfing. "Danke", äußerte ich. Hyunjae hielt mich jedoch vom Gehen ab und zog mich am Arm hinter eine Ecke. "Ich muss dir noch den Plan erklären, den ich hatte. Sonst gehst du drauf", erklärte er und sah mich spöttisch an. "Dachtest du echt, dass du einfach so in das Anwesen von Satan höchstpersönlich marschieren kannst? Er ist der oberste Fürst der Hölle. Wenn du so denkst, dann bist du wirklich lebensmüde", äußerte Hyunjae.
"Na dann klär mich mal auf", erwiderte ich nur und wartete darauf, dass der Andere mir seinen tollen Plan erklärte. "Satans Schwachpunkt ist seine Krone. Sie gibt ihm all seine Macht. Wenn du also seine Krone oder auch nur einen ihrer Steine besitzt, ist er geschwächt. Je mehr du ihn schwächst, desto leichter wird es für dich. Versuch also, seine Krone zu stehlen, wenn du deinen Freund gefunden hast. Ich werde ihn so lange ablenken", erklärte Hyunjae. "Aber wenn du ihn ablenkst... Das wäre Selbstmord! Das kannst du gar nicht überleben! Solange ich die Krone nicht habe, wird er seine volle Kraft haben und dich töten", protestierte ich und sprach das Offensichtliche aus. "Hyunjin. Das ist meine Entscheidung und ich werde sie auch nicht ändern. Ich bin doch sowieso schon tot. Er kann nur meine Seele auslöschen oder Ähnliches. Außerdem könnte ich so oder so nicht zurückkehren... Verstehst du das? Ich habe nichts zu verlieren!", meinte Hyunjae und wurde mit jedem Wort etwas wütender.
"Ich soll deine Entscheidung respektieren und mich damit anfreunden, dass du dich für mein Glück opferst!? Sicherlich nicht. Es gibt immer einen anderen Weg! Wieso lenken wir ihn nicht anders ab?", antwortete ich ebenso wütend. "Es geht nunmal nicht anders. Satan wird mich sofort entdecken, wenn ich dieses Gebäude betrete. Dich wird er erst einige Minuten später bemerken. Somit hast du noch Zeit, um deinen Freund zu finden und die Krone an dich zu reißen. Ihr müsst dann nur noch fliehen. Mein Opfer ist das Zeitfenster, das ihr benötigt, um da lebend rauszukommen!", erklärte Hyunjae.
"Wieso gehe ich dann nicht allein rein? Wenn er mich sowieso erst nach einigen Minuten bemerkt, dann musst du dich doch nicht opfern", widersprach ich weiter. "Nein. Wenn du allein reingehst, dann wird er dich sofort bemerken. Andersrum ist er zuerst auf mich fokussiert. Außerdem würde er sonst den Thronsaal nicht verlassen und du hättest keine Chance zu deinem Freund zu gelangen. Wir müssen nur hoffen, dass der die Krone dort lässt. Immerhin bin ich kein gefährlicher Gegner für ihn - eher ein nerviges Insekt. Dafür braucht er nicht seine ganze Macht", sagte Hyunjae dann. Dieses Mal widersprach ich ihm nicht. Er hatte ja Recht. Dennoch wollte ich nicht, dass er für mich ausgelöscht wurde.
Nachdem Hyunjae also das Gebäude betreten hatte, wartete ich einige Sekunden und betrat das riesige Anwesen dann ebenfalls. Es war aus pechschwarzem Stein und wirkte auf mich eher wie eine Burg. Die Dächer waren aus einer Art rotem Kristall. An einigen Mauern und Wänden floss eine rote Flüssigkeit herab. Ich vermutete, dass es das Blut seiner unzähligen Opfer war. Allerdings konnte ich das nicht mit Sicherheit sagen und dennoch schüchterte es mich ein.
Beim letzten Mal konnten wir ein solches Gebilde nicht finden. Vielleicht hatte Satan es vor unseren Augen versteckt...
Ich musste nicht lange suchen, um einen so riesigen Raum wie den Thronsaal zu finden. Direkt nach den ersten Minuten hatte ich ihn gefunden und mit Vorsicht betreten. Glücklicherweise war niemand anwesend und Hyunjaes Plan war aufgegangen. Kurz blickte ich mich genauer um und fand daraufhin meinen Freund. Felix lag erschöpft auf dem Boden und hatte sichtlich Probleme beim Atmen. Beide Arme und Beine waren mit blutroten Ketten an der Wand hinter dem Thron festgemacht. Um seinen Hals konnte ich außerdem ein dünnes Band aus einem samtenen Stoff entdecken. Es war ebenfalls blutrot, wurde aber von einem kleinen, schwarzen Zeichen geziert. Ich wusste nicht, was es zu bedeuten hatte, allerdings musste es sehr mächtig sein, wenn es Felix so zusetzte. Oder war das Satans Werk? Egal, was es war, es änderte nichts daran, dass mir dieses Zeichen bekannt vorkam.
Ich rannte zu ihm und ließ mich vor ihm auf den Boden fallen. "Felix! Lix! Geht es dir gut? Was hat er mit dir gemacht? Wie kann ich dich befreien? Schnell! Wir müssen hier weg, bevor er wiederkommt. Wir haben nicht viel Zeit", ratterte ich runter und ließ der Verzweiflung freien Lauf. "Jinnie...", röchelte Felix und Freude blitzte in seinen Augen auf. Allerdings nur für einen kleinen Moment, denn im nächsten fing mein Freund bitterlich an zu weinen. "Ich hatte doch gesagt, dass du auf dich und die Anderen aufpassen sollst. Sie brauchen dich. Warum bist du hier? Du bringst dich noch um! Und dann gehst du auch noch einen Deal mit den Dämonenfürsten ein und hörst nicht einmal auf Seungmin! Ich hatte doch gesagt, dass du stark sein sollst... Ich wollte dich doch genau vor solch einer Aktion schützen...", sagte Felix und blickte mich enttäuscht an. Am liebsten hätte er mich wohl für mein unüberlegtes Handeln verprügelt und angeschrien, aber das war einfach nicht Felix' Art. Er war süß, lieb, rücksichtsvoll, beschwerte sich fast nie, nahm immer alles einfach so hin und wollte stets das Beste für sein Umfeld. Eine Sekunde lang bereute ich es, dieses Ritual durchgeführt zu haben und mich dafür mit dem Teufel angelegt zu haben. In der nächsten Sekunde verschwand diese Reue allerdings auch schon wieder. "Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nicht ohne dich sein kann und das auch nicht will. Hilflos, verletzt, verzweifelt, gebrochen, verrückt, lebensmüde... Nenn es, wie du willst. Hauptsache ich habe dich wieder", sagte ich und drückte Felix einen sanften Kuss auf die Stirn. Ergeben nickte dieser nur.
"Jetzt muss ich eine Krone stehlen. Entschuldige mich kurz", sagte ich und erhob mich wieder. Auch Felix schien es mittlerweile etwas besser zu gehen. Er konnte sich hinsetzen und anscheinend wieder atmen. Fragte sich nur, warum eine tote Seele atmen muss, aber das war wohl einfach eines der Rätsel, die auf ewig ungelöst bleiben würden.
Mit eiligen Schritten erreichte ich den Thron und die darauf liegende Krone. Sie war schwarz und glitzerte im Licht. Die schwarzen Steine in den unterschiedlichsten Größen zierten ihre Zacken und ließen sie noch anmutiger wirken. In der Mitte befand sich ein blutroter Stein, der das bedrohliche Reich, das man mit dieser Krone regierte, perfekt widerspiegelte. Ehrfürchtig griff ich nach dem Schmuckstück und trug es vorsichtig zu Felix. "Wirst du jetzt das Ritual durchführen, das euch geschickt wurde?", fragte Felix und ich konnte einen Hauch von Angst in seiner Stimme wahrnehmen. Wovor hatte er Angst?
"Welches Ritual? Geschickt?", fragte ich verwirrt und verstand nur noch Bahnhof. Wir hatten ein Ritual geschickt bekommen, das mit der Krone von Satan zu tun hatte? Wieso kannte ich es dann nicht?
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Bloody Moon | Hyunlix
FanfictionDer Blutmond. Er war atemberaubend schön und trotzdem kannten ihn nur die Wenigsten. Hyunjin würde lebendig durch die Hölle wandern, einen Engel verärgern, Satan selbst herausfordern oder sogar sein eigenes Leben geben, um sein Ziel zu erreichen. N...