"Also dachtet ihr, dass ihr einfach mal so hierherkommt, uns ein paar Sachen stehlt und in eure Welt zurückkehrt? Nur, um dann einen Pakt mit uns einzugehen, wenn ihr euren Freund wiederhaben wollt? Euch ist klar, dass die Formel, die ihr benutzt, Blutmagie verwendet, oder? Und dann wollt ihr noch bei den Idioten im Himmel anklopfen, damit euch die ach-so-lieben Engelchen reinlassen und helfen? Entweder seid ihr lebensmüde, töricht, dumm oder gleich alles zusammen. Ihr habt keine Ahnung, was ihr hier macht, oder?", lachte Luzifer uns aus und erhob sich von dem steinernen Sitz, den ich eher als eine Art Thron betrachten würde, so verziert, wie er dort stand. Doch wieso lachten uns alle aus und verspotteten uns? Erst Leviathan und jetzt Luzifer? Waren wir wirklich dämlich? Ich meine, Minho und ich kannten das Risiko. Dachten sie alle, dass wir nichts wussten?
"Mit Verlaub, aber wir sind uns der Risiken bewusst. Wieso macht ihr euch alle über uns lustig?", sprach ich dann meine Gedanken aus und sah dem Höllenfürsten direkt in seine schwarzen Augen. Seine Augen waren wirklich schwarz. Die Iris, die ja normalerweise zum Beispiel blau, grau auch grün war, war bei Luzifer pechschwarz. Man konnte sie nicht von der Pupille unterscheiden. Dadurch sah er nur noch gefährlicher aus.
"Ach, alles gut. Macht nur", antwortete Luzifer und schmunzelte trotzdem vor sich hin. Anscheinend hatte er heute einen guten Tag; oder wir waren tatsächlich einfach eine Lachnummer für die Prinzen der Unterwelt. "Da ihr einfach so in mein Anwesen geplatzt seid, werdet ihr wohl etwas von mir gebraucht haben, oder nicht? Eure Freunde habe ich hier nämlich nicht gesehen", sprach er dann und sah uns abwartend an. "Wirklich nicht? Wir müssten sie eigentlich dringend finden... Aber da wir schon hier sind: Wir bräuchten eine deiner Federn", äußerte Minho unser Anliegen und augenblicklich wunderte ich mich. Seungmin und Changbin waren nicht hier? Wir waren in Luzifers Anwesen und nicht in dem von Belphegor? Hatte Minho sich geirrt? Hatten wir im Internet falsche Informationen gelesen oder hatten die Forscher einige Dinge falsch übersetzt? Ich verstand es einfach nicht. Die ganzen neuen Informationen wollten so nicht in meinen Kopf.
Plötzlich wurde eine kleine Truhe vor unser Füße gestellt mit den Worten: "Sucht euch eine aus, die eurem Freund gefallen hätte." Schnell öffnete ich die Truhe also und schob alle vorherigen Gedanken beiseite. Dafür hatten wir keine Zeit. Kurz überlegte ich und griff dann nach einer etwas kleineren Feder, die weich wie Samt war. Sachte streichelte ich mit meinen Fingern darüber und musste leicht lächeln. Sie erinnerte mich wirklich an Felix - seine weichen Hände, die zarten Sommersprossen auf seinem schmalen Gesicht, sein helles und fröhliches Lachen und sein unglaublich großes Herz. Kurz musste ich aufpassen, dass ich nicht anfing zu weinen, doch das hatte sich schnell geklärt. Immerhin würde ich ihn wiederbekommen.
"Wie ich sehe, hast du etwas gefunden", sprach Luzifer dann und schon war die Truhe mit den restlichen Federn wieder verschwunden. "Trotzdem muss ich mich noch etwas mit euch amüsieren. Ich wäre nicht ich, wenn ich euch einfach so gehen lassen würde", sagte der Fürst dann und direkt schoss mein Blick zu ihm. Er stand auf und kam auf Minho zugelaufen. Keine zwei Sekunden später schrie dieser schmerzerfüllt auf und ich war mir sicher, dass ich ihn noch nie so laut schreien gehört habe; schon gar nicht so leidend, als ob er gerade die Schlimmste aller Qualen erleiden müsste. "Minho", schrie Chan panisch und ging schnell zu dem Jüngeren, der auf den Boden gesackt war und sich dort vor Schmerzen krümmte und immer wieder laut schrie. "Bitte hör auf", flehte Chan Luzifer an. Dieser hörte aber natürlich nicht auf ihn; im Gegenteil. Minho schrie plötzlich sogar noch viel lauter und rollte sich in sich zusammen. Dann verstummten seine Schreie plötzlich und er lag nur noch da. Sein lauter Atem, der erschöpft klang und nur stoßweise ging, machte mir Angst.
Endlich konnte auch ich mich aus meiner Starre lösen und stürzte ebenso zu meinem besten Freund. "Minho? Hörst du mich? Bitte antworte. Was hat er dir angetan? Hat er dich verletzt?", sprudelten die Worte nur so aus mir heraus und verzweifelt kniff ich die Augen zusammen und ruckelte immer wieder leicht an Minho, welcher einfach nicht antwortete. "Halb so wild. Ich habe lediglich etwas mit dem Verstand eures Freundes gespielt; mich ein wenig ausgetobt. Ihm geht es soweit ganz gut, würde ich meinen", sprach der Höllenprinz und lachte verächtlich. Im nächsten Moment hatte er sich auch schon aus dem Staub gemacht und wir waren allein. Schnell halfen wir Minho auf die Beine und schleppten ihn aus dem Gebäude. Die unendliche Finsternis war verschwunden, weswegen wir auch schnell den Ausgang fanden. Besorgt lehnten wir unseren Freund an einen großen Felsen und verzweifelt fuhr ich mir durch meine schulterlangen, schwarzen Haare.
"Leute? Was macht ihr denn hier? Solltet ihr nicht bei Asmodeus sein?", fragte plötzlich eine viel zu bekannte Stimme und verwirrt drehte ich mich rum. Dort kamen doch wirklich Seungmin und Changbin auf uns zugelaufen. "Solltet ihr nicht eigentlich hier sein?", fragte Chan dann. "Wieso? Wir waren als Erstes bei Belphegor. Wie wir es gesagt hatten", antwortete Seungmin nur und sah uns verständnislos an. "Ach du- Was ist denn mit Minho passiert? So habe ich ihn ja noch nie gesehen", bemerkte Changbin dann auch die Situation. "Ach, wir haben euch nur gesucht und dachten, dass ihr hier wärt, weil Belphegor laut allen möglichen alten Schriften hier vermutet wird. Dann haben wir Luzifer getroffen, der uns ausgelacht, eine Feder gegeben und sich noch ein wenig mit Minho amüsiert hat", sagte Chan trocken und kniete sich dann zu Minho. "Ich sagte doch, dass wir in die falsche Richtung gelaufen sind und so bestimmt keine Bruchbude aussieht", fauchte Seungmin Changbin an. "Wie kann man in die falsche Richtung laufen, wenn wir es euch gezeigt haben? Außerdem habt ihr doch einen Kompass mitgenommen", fauchte nun Chan zurück und regte sich sichtlich darüber auf, dass unsere Freunde nicht hier gewesen waren um uns zu helfen. Aber hätten sie überhaupt etwas tun können? Vermutlich nicht. Außerdem war es wahrscheinlich besser gewesen, dass sie noch nicht hier gewesen waren, denn das hätte schlimm ausgehen können.
"Leute", ertönte plötzlich ein leises Krächzen. "Minho", schrie ich panisch. "Was ist passiert? Wie geht es dir? Kann ich etwas tun?"
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Bloody Moon | Hyunlix
FanfictionDer Blutmond. Er war atemberaubend schön und trotzdem kannten ihn nur die Wenigsten. Hyunjin würde lebendig durch die Hölle wandern, einen Engel verärgern, Satan selbst herausfordern oder sogar sein eigenes Leben geben, um sein Ziel zu erreichen. N...