Lurking Darkness

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Das Nächste, was wir taten, war, uns so schnell wie möglich auf den Weg zu Seungmin und Changbin zu machen. Wir mussten sie dringend finden und ihnen von der Begegnung mit Leviathan berichten. Immerhin mussten sie davon erfahren, was er uns erzählt hatte und, dass wir nur begrenzt Zeit in der Hölle hatten.

"Sind wir hier richtig?", fragte ich dann misstrauisch, als Minho zielstrebig auf ein schäbig aussehendes Anwesen zulief. "So wie ich Changbin und Seungmin kenne, haben die Zwei sich schon wieder gestritten und Seungmin hat am Ende gewonnen. Und Seungmin würde wohl zuerst zu Belphegor gehen wollen. Immerhin ist er nicht dumm und weiß, dass er die Sünde der Faulheit verkörpert", sprach Minho dann und verstehend nickte ich nur. Das leuchtete mir tatsächlich ein. "Aber wohnen die Prinzen oder Fürsten der Hölle nicht in eleganten Anwesen und tollen Schlössern mit hunderten Dienern?", fragte Chan dann und sah verstört das heruntergekommene Haus vor uns an. "Ja, die Meisten vermutlich schon. Beplhegor verkörpert allerdings die Sünde der Faulheit. Demzufolge ist er zu faul sich um seine Unterkunft zu kümmern und sich Bedienstete zu suchen. Deshalb beschützen ihn die anderen Prinzen abwechselnd. So stand es zumindest in einigen alten Schriften, die man gefunden hat", antwortete Minho und ehe ich mich versah, standen wir bereits vor dem großen Haus, dass ich schon als Bruchbude bezeichnen würde.

"Hast du die Feder?", fragte Chan dann an mich gerichtet. Zustimmend nickte ich und zog besagten Gegenstand aus meiner Tasche. Schnell schrieben wir alle uns 'invisibilitas' auf den Arm. Die Tinte, mit der die Feder schrieb, war pechschwarz. Das Wort brannte sich förmlich in meine Haut und ich musste die Zähne fest zusammenbeißen und Minho fast die Hand zerquetschen, damit ich es aushielt. Das war die reinste Qual gewesen.

Chan erklärte uns dann, dass es sich bei den Worten um Latein handelte. "Endlich weiß ich, warum ich diesen Mist in der Schule lernen musste. Nur hierfür nützt es was", beschwerte er sich theatralisch und fuchtelte dabei mit seinen Armen wild in der Luft herum. 

Schnell waren wir in das Gebäude gehuscht und sahen uns nach Seungmin und Changbin um. Hier drinnen war es sehr stickig, staubig und vor allem sehr düster. Leider war der Lateinunterricht von Chan zu lange her, deshalb konnte er sich nur noch an einige Bruchstücke erinnern und wusste nicht, was Nachtsicht heißen könnte. Demzufolge tappten wir wortwörtlich im Dunkeln umher und es wunderte mich sehr, dass ich nicht schon längst vor eine der Wände gestoßen war oder einen der Anderen umgerannt hatte.

Plötzlich konnte ich ein neues Geräusch wahrnehmen, das vorher definitiv nicht vorhanden war. Es erinnerte mich an jemanden, der einen großen Stoffsack schleppte. Jemand oder etwas schleppte sich voran und musste sich dabei mächtig anstrengend. Das Geräusch kam immer näher. Plötzlich wurde mein Arm gepackt und ich wurde ruckartig in eine Richtung gezogen. Verängstigt schloss ich die Augen, schaffte es nicht einmal vor Überraschung zu schreien und ließ mich einfach mitziehen. Wieso sollte ich mich auch wehren? Belphegor wurde von einem der anderen Höllenprinzen bewacht. Was hatte ich dem schon entgegenzusetzen?

Ruckartig stand ich wieder auf meinen beiden Beinen und traute mich auch endlich meine Augen wieder zu öffnen. Ich stand in einem schwach beleuchteten Raum und überall konnte man kleine schwebende Kugeln entdecken. Sie sahen aus, als würden sie brennen. Vielleicht waren das schwebende Feuerkugeln?

"Wer seid ihr und was wollt ihr hier?", wurde ich dann aus meinen Träumereien gerissen. Die sprechende Stimme war atemberaubend tief und klang warnend, fast schon eindringlich und ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. Schnell sah ich neben mich und bemerkte, dass dort Chan und Minho standen. "Mein Name ist Lee Minho und das sind Hyunjin und Chan - Freunde von mir. Wir sind hierhergekommen um unsere Freunde zu suchen", ergriff Minho dann das Wort und sagte sogar die Wahrheit, wenn man es genau nahm. Es ertönte ein kurzes, abschätziges Geräusch von dem Wesen vor uns. Ein menschlich aussehender Körper mit riesigen schwarzen Flügeln auf dem Rücken. Schwer aussehende silberne Ketten wunden sich um den muskulösen Oberkörper und auch an beiden Armen konnte man solche Ketten erkennen. Der gesamte Körper des Wesens wurde durch Narben in den unterschiedlichsten Formen und Größen verziert. Allesamt sahen sie sehr schmerzhaft und traumatisierend aus. An den Fingern konnte man elendig lange Fingernägel erkennen, insofern man das so nennen konnte. Ich würde es eher als lange schwarze Krallen beschreiben, die einem mit Leichtigkeit die Kehle aufschneiden konnten. "Nun, eure Freunde sind aber offensichtlich nicht hier, oder seht ihr sie?", sprach das Wesen abschätzig.

Wir standen Luzifer höchstpersönlich gegenüber und dieser hatte offensichtlich nicht die beste Laune.

"Außerdem seid ihr hier in der Unterwelt; der Hölle; dem puren Verderben; dem Ort der Verdammnis und der ewigen Qual; dem Schattenreich. Wieso sollten eure Freunde ausgerechnet hier sein, wenn sie nicht tot sind?", sprach Luzifer und verhöhnte uns offensichtlich mit seinen Worten. Ja, wir waren hier in der Hölle. Das war mir auch schon aufgefallen. Ich war immerhin nicht blind und nicht dumm.

"Nun ja. Eigentlich sind wir hierhergekommen um einen guten Freund von uns wieder zum Leben zu erwecken... Er ist vor einigen Wochen gestorben...", murmelte nun auch Chan und hob vorsichtig seinen Kopf um den Höllenprinzen anzusehen. "Jetzt wird es interessant", sprach dieser allerdings und ich bekam es augenblicklich mit der Angst zu tun.

Bloody Moon | HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt