Horrific Task

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Unsere drei Höllenprinzen waren nicht wirklich schwer zu finden, immerhin waren sie die Prinzen der Hölle. Dementsprechend prunkvoll war das erste Anwesen, vor dem wir standen. Der Leviathan sollte hier zuhause sein. Angeblich war er ein Mensch, der sich in eine riesige schlangenähnliche Kreatur verwandeln konnte. Er sollte blaue und weiße Schuppen besitzen, die sogar leicht glitzerten.

Als Erstes hatten wir uns irgendwie unter die Diener mischen müssen. Das klappte relativ gut, da wir etwas Make-Up mitgenommen hatten. Wir konnten uns somit das Gesicht sehr bleich schminken und einige Konturen ziehen, damit wir den komischen Kreaturen hier ähnlich sahen. Einige alte Uniformen konnten wir uns klauen und so fielen wir fast gar nicht mehr auf. 

"Was sind das für Gestalten?", fragte Chan dann neugierig und ich zuckte nur planlos mit den Schultern. "Eine Mischung aus Skelett und Zombie, würde ich sagen", antwortete Minho. Die Diener hatten ein schmales, eingefallenes Gesicht. Es war sehr bleich und an manchen Stellen sah man schon Knochen, aber gleichzeitig wandelten sie umher wie Zombies und der Rest ihres Körpers war grün angelaufen und mit vereinzelten Wunden und Narben versehen. Ich konnte beim besten Willen nicht identifizieren, was das für Wesen sein sollten.

"Kommt, wir sehen uns in Ruhe um. Sagt Bescheid, wenn ihr eine Schuppe findet", beschloss ich dann und schon bogen wir in den nächsten Gang ab und machten uns auf die Suche nach dem Objekt unserer Begierde.

"Leute, ist das hier eine?", fragte Minho dann und zeigte auf den Boden vor sich. Schnell leisteten Chan und ich ihm Gesellschaft und sahen uns die Schuppe an, die Minho gefunden hatte. "Blau, das leicht in Weiß übergeht. Groß und leicht glitzernd. Passt doch zu der Beschreibung, oder nicht?", fragte ich Minho dann und dieser nickte nur. Chan bereitete dem ganzen Denken ein Ende, zückte eine Tüte und verfrachtete die Schuppe, die etwa die Größe meiner Hand hatte, hinein. "Und Abmarsch", befahl er, drehte sich um und fing an den Weg wieder zurück zu gehen. Einige der Wachen, die aus Skeletten und ihren kleinen Höllenhunden bestanden, sahen uns verwirrt an, doch schienen es nicht weiter zu hinterfragen. Als wir endlich den Ausgang erreicht hatten, zuckten wir kurz zusammen. Der Leviathan höchstpersönlich war dabei sein Anwesen zu betreten; in seiner menschlichen Form.

Schnell machten wir den anderen Dienern nach, verbeugten uns tief und erhoben uns danach wieder. Dabei ließen wir allerdings die Köpfe gesenkt und blickten zu Boden.

"Bringt mir meinen Mantel, lasst mir ein Bad ein und ihr drei kommt mit mir mit", sprach er, zeigte dann auf mich, Chan und Minho und lief los. Schnell folgten wir dem Wesen und achteten genau auf den Weg, den wir zurücklegten, damit wir nachher wieder nach Draußen finden würden. Irgendwann waren wir in einem großen Raum angekommen und blieben abrupt stehen, als der Leviathan das ebenfalls tat. "Nun denn. Ihr seid nicht aus dieser Welt. Ihr seid Menschen. Nun sagt mir, wie seid ihr hierhergekommen und was sucht ihr hier?", sprach der Höllenprinz und sah uns mit seinen leuchtend blau schimmernden Augen direkt in die Seele. Zumindest wirkte es so. "Denkt nicht einmal daran, mich anzulügen. Ich merke, wenn ihr lügt", sprach er eindringlich und warf uns einen warnenden Blick zu.

"Naja, unser Freund ist gestorben und wir wollen versuchen ihn wieder zum Leben zu erwecken... Dafür brauchen wir unter anderem einige Dinge aus der Hölle", murmelte Minho vor sich hin. Daraufhin lachte der Leviathan lauthals los. "Ihr seid echt dämlich. Ihr braucht eine Schuppe von mir, oder nicht? Habt ihr schon eine, oder soll ich euch eine geben?", amüsierte er sich weiter und zögernd gab Chan ihm den Beutel. "Das geht aber besser", sprach er dann nur und gab uns eine viel schönere und noch größere Schuppe, die er aus einem Schrank holte. "Oh mein- Danke. Aber warum hilfst du uns eigentlich?", fragte Minho dann. "Naja, ihr geht bei dieser Beschwörung sowieso einen Pakt mit den Fürsten der Hölle ein und das sind immerhin wir. Satan, ich, Beezlebub, Belphegor, Asmodeus, Luzifer und Mammon", sprach Leviathan daraufhin und schmunzelte nur. "Was? Aber ich dachte, dass ihr die Prinzen der Hölle seid?", fragte Chan verwirrt. "Nun ja, man kann auch einen Prinzen als Fürsten bezeichnen. Wenn man über viel herrscht, wird das zum Beispiel gern getan. Trotzdem genieße ich persönlich lieber die Bezeichnung des Fürsten. Ich verkörpere immerhin die Sünde des Neids. Ich will, dass andere mich für meine Macht beneiden und natürlich beneide ich die, die über mir stehen. Aber das ist jetzt auch egal", sagte er dann und schien kurz zu überlegen. "Ihr solltet jetzt gehen und lasst euch für die Anderen bessere Kostüme einfallen. Das ist ja lächerlich. Gerade Satan und Asmodeus werden sicher nicht so gnädig sein wie ich, wenn ihr ihnen einfach etwas stehlen wollt. Belphegor wird das nur belächeln. Er ist viel zu faul um sich um euch zu kümmern. Luzifer hingegen ist da schon kniffliger; dieser hochmütige Sturkopf", lies er sich nun über seine Verbündeten aus. Obwohl: Waren sie überhaupt Verbündete?

"Dennoch werde ich euch ein klein wenig helfen", sagte er dann und grinste uns frech an. Wie jetzt? Wieso sollte uns ein Fürst und Prinz der Hölle einfach so helfen? Wollte er nichts im Gegenzug? Oder kam das erst später?

"Nehmt den hier", sprach er und reichte uns einen Federkiel bestehend aus einer wunderschön geschwungenen langen Feder, die an einigen Stellen leicht glitzerte. "Eine Feder? Wozu brauchen wir eine Feder? Sollen wir einen Brief schreiben?", fragte Minho dann und sah den Leviathan verwirrt an. "Schon klar, Minho. Wo willst du denn Papier hernehmen?", fragte Chan dann sarkastisch und sah den Jüngeren vorwurfsvoll an, welcher sich daraufhin nur entschuldigte. "Nein, ihr sollt keinen Brief schreiben. Das ist ein magischer Federkiel, bestehend aus der Feder eines schwarzen Phönix. Schreibt ihr euch mit ihr zum Beispiel das Wort 'invisibilitas' auf den Unterarm oder die Hand, dann werdet ihr unsichtbar. Wenn ihr das Wort dann wieder durchstreicht, oder es länger als 2 Stunden dort stand, dann werdet ihr wieder sichtbar. 'Celeritate' wäre zum Beispiel die Schnelligkeit und so immer weiter. Verstanden?", bläute er uns ein und begeistert nickten wir. "Gut. Wenn ihr fertig seid und euch niemand erwischt hat, dann kommt ihr wieder zu mir und ich werde euch ein Tor in eure Welt öffnen, damit ihr so schnell wie möglich wieder da seid, wo ihr hingehört. Ihr dürft nämlich niemals länger als 3 Stunden hier sein, sonst sterbt ihr und seid hier gefangen. Das ist der Preis, wenn Lebende sich zu lang in der Hölle aufhalten. Also achtet darauf, dass ihr in spätestens 140 Minuten wieder hier seid, damit ich euch sicher zurückbringen kann", sprach Leviathan und wir nickten erneut. 

"Eine Frage hätte ich allerdings noch: Willst du nichts als Gegenleistung für deine Hilfe?", sprach ich nun misstrauisch und wieder lachte das Wesen vor uns schallend auf. "Lass das mal meine Sorge sein. Ihr werdet den Preis für meine Hilfe schon noch bezahlen, aber noch nicht jetzt", äußerte er, wandte sich dann von uns ab und deutete uns zu verschwinden. Schnellen Schrittes verließen wir das prunkvolle Anwesen und suchten Schutz hinter einem großen Felsen, wenn man das so nennen konnte.

"Das war... komisch", sprach ich meine Gedanken laut aus, doch schob sie direkt wieder beiseite, als Chan daran erinnerte, dass wir nur begrenzt Zeit hatten.

Bloody Moon | HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt