Ich irrte schon eine ganze Weile umher und hatte mittlerweile keine Ahnung mehr, wo ich mich befand. Mir war unerträglich warm und ich fühlte mich, als würde ich zerlaufen wie ein Stück Zucker in der Sonne.
Vielleicht lag es daran, dass ich eine wandelnde Seele war, die noch nicht gestorben war; vielleicht aber auch daran, dass ich schon einmal hier war. Ich wusste es nicht. Wäre ich mit meinem Körper hier, würde ich wohl unerträglich doll schwitzen und einen Hitzschlag bekommen. Zum Glück war das allerdings nicht der Fall.
Plötzlich erhob sich ein relativ kleines Häuschen in meinem Blickwinkel. Ich brauchte eine Pause und vielleicht würde ich dort ja Felix finden. Wer wusste das schon? Kurzerhand betrat ich das schwarze Häuschen mit dem blutroten Dach. Ich schleppte mich keuchend voran und fühlte bereits die erste Erschöpfung meine Seele übermannen. Langsam öffnete ich die unheimlich quietschende Tür und betrat den dunklen Raum. Ich konnte kaum meine Hand vor Augen erkennen. Fenster gab es hier keine und es herrschten komplett andere Klimazustände. Hier drin war es eher schwül und feucht. Außerdem roch es leicht modrig und ich konnte das leise klappern von schweren Ketten aus Metall hören. Hier drin war es nicht windig, also konnte es nicht daran liegen. Verwundert drehte ich mich also in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ich wusste nicht, ob hier andere Leute waren oder ich allein war. "Hallo?", fragte ich deshalb in die Dunkelheit. Ich erhielt keine Antwort; konnte allerdings ein schwaches Zischen und einen erschöpften Atem wahrnehmen. Hier war also doch jemand.
"Hallo?", fragte ich erneut. Dieses Mal mit mehr Nachdruck in der Stimme. Plötzlich konnte ich ein erschöpftes Murmeln wahrnehmen. "Was?", fragte ich ruhig. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Auf der einen Seite hatte ich Angst. Auf der Anderen war ich aber auch besorgt - besorgt um die Person, die mit in diesem Raum war.
"Felix?", fragte ich vorsichtig. "Bist du das?", fuhr ich fort. "Hyun...", flüsterte die Stimme. Ich konnte sie zwar nicht zuordnen, war mir jetzt jedoch bewusst, dass diese Person Hilfe brauchte und womöglich gefesselt war. "Ich bin Hyunjin. Hwang Hyunjin. Ich will dir helfen", sprach ich und etwas Hoffnung machte sich in mir breit. Vielleicht hatte ich Felix ja endlich gefunden. Konnte das sein?
"Ich bin hier", flüsterte die Stimme dann. Immer und immer wieder wiederholte die Person ihre Worte und nach und nach tastete ich mich vorwärts. Ich versuchte nicht auszurutschen und gleichzeitig der Stimme näher zu kommen. Als ich schließlich in einem anderen Zimmer angekommen war, in dem es deutlich heller war, sah ich das Übel. Ein junger Mann, der mir gänzlich unbekannt war, lag schwer atmend in einer der Ecken. Seine Arme hingen schwach am Boden und waren dort mit schweren Ketten befestigt. Ich stürzte zu ihm und betrachtete ihn. Was war mit ihm passiert? Sein Körper war mit den verschiedensten Wunden übersät. Wahrscheinlich hatte er Qualen erleiden müssen. Wer hatte ihm das nur angetan?
"Was ist mit dir passiert? Wie kann ich dir helfen?", fragte ich besorgt. "Ketten", erklang die raue, erschöpfte Stimme erneut. Der Fremde bewegte seinen Kopf und blickte in meine Richtung. Sofort verstand ich, dass die Ketten das Problem sein mussten. Ich betrachtete die schweren Ketten, die aus demselben Material gefertigt wurden, wie mein Ring. Könnte ich sie zerschlagen? Ich suchte nach einem Stein, den ich benutzen konnte und fand auch recht schnell einen. Ich holte aus und schlug immer und immer wieder auf die metallene Kette ein. Nach etlichen Schlägen zersprang die Kette in zwei Teile und ein lautes Klirren erfüllte den eher stillen Raum. "Das hätten wir. Wie ist dein Name?", fragte ich den Fremden. "Hyunjae", keuchte der mir unbekannte und hustete trocken. Hallo Hyunjae. Mein Name ist Hwang Hyunjin. Ich bin hier um meinem Freund Felix zu helfen", stellte ich mich kurz vor und sah mich nach etwas zu trinken um. Leider fand ich nichts und konnte ihm dementsprechend nichts geben. "Komm mit. Wir suchen dir etwas zu Trinken", schlug ich vor und half Hyunjae dabei, auf die Beine zu kommen.
Nach einiger Zeit hatten wir ein anderes Anwesen erreicht. Dieses war deutlich größer und in einer besseren Verfassung als das, in dem Hyunjae augenscheinlich festgehalten wurde. Weit und breit konnte man niemanden sehen, also betraten wir das moderne Anwesen und hatten auch schon bald etwas zu Trinken für Hyunjae gefunden. Nach einigen Schlucken ging es dem Anderen dann auch schon sichtlich besser und ich begann erneut ein Gespräch mit ihm. "Was machst du in der Hölle und warum wurdest du dort festgekettet?", fragte ich. "Ich bin einen Pakt mit einem der Fürsten eingegangen. Ich wollte meine Freunde vor dem Tod bewahren und habe deshalb Kontakt mit Luzifer aufgenommen. Meinen Freunden wurde ewiges Leben gewährt - natürlich zu einem Preis, aber der sollte sehr gering sein. Der Pakt wurde mit Blut besiegelt und nach meinem Tod sollte ich hier als Diener meinen Platz finden. Allerdings ist daraufhin einer meiner Freunde gestorben, obwohl ihm ewiges Leben versprochen war. Ich habe den Fürsten zur Rede gestellt, meine Zeit hier unten lief daraufhin ab und ich wurde zu einem Gefangenen der Unterwelt", erklärte Hyunjae. War das damals auch mit Seungmin passiert? Wurde er auch in solche Ketten gesperrt?
Ich schlug diesen Gedanken aus meinem Kopf. Ich sollte jetzt nicht daran denken.
"Und du willst deinen Freund aus der Hölle retten? Wie ist er denn hierher gekommen?", fragte Hyunjae dann. "Lange Geschichte. Die kann ich dir ein anderes Mal erzählen. Weißt du wo Satan eine Seele gefangen halten würde?", tat ich die Frage ab und hoffte stattdessen inständig, dass Hyunjae mir eventuell helfen könnte. "Kommt drauf an, wer dein Freund ist", erklärte Hyunjae. "Wenn seine Zeit überschritten wurde, dann wurde er vermutlich wie ich weggesperrt. Wenn es das Ergebnis eines Paktes war, dann läuft er hier entweder irgendwo herum oder wurde zu denen gesperrt, die nutzlos sind. Wenn dem obersten Fürsten allerdings etwas an ihm liegt oder er deinen Freund noch braucht, dann wird er ihn wie eine Trophäe im Thronsaal festhalten", fuhr Hyunjae fort. Eine Trophäe im Thronsaal? Ich mochte mir gar nicht erst vorstellen, was das bedeuten konnte. "Das Letzte. Kannst du mich dorthin bringen? Ich muss Felix befreien", verlangte ich und hoffte, dass Hyunjae die Dringlichkeit bemerkte und mich dorthin bringen könnte.
"Das kann ich. Allerdings wird es schwer werden, deinen Freund zu befreien", sagte Hyunjae. "Das ist mir klar, aber es geht nicht anders. Ich liebe ihn", sprach ich und sah bedrückt zu Boden. "Wir schaffen das schon. Vielleicht kann dir dein geliebter Freund sogar ein klein wenig helfen. Immerhin ist er der, der dem Fürsten am nächsten ist", sagte Hyunjae und weckte somit meine Hoffnung. "Na komm. Wir müssen schnell sein. Ich habe eine Idee." Mit diesen Worten drückte Hyunjae mich regelrecht durch die Tür des Anwesens und schob mich nach draußen.
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Bloody Moon | Hyunlix
FanfictieDer Blutmond. Er war atemberaubend schön und trotzdem kannten ihn nur die Wenigsten. Hyunjin würde lebendig durch die Hölle wandern, einen Engel verärgern, Satan selbst herausfordern oder sogar sein eigenes Leben geben, um sein Ziel zu erreichen. N...