Bloody Moon | Hyunlix

Divided Minds

"Und wie willst du mich in die Hölle bringen? Sollte jemand mitkommen? Schaffen wir das alleine?", wollte ich von Seungmin wissen. "Ich kann nur eine Person mitnehmen. Wir müssen es also alleine schaffen. Es kann niemand mitkommen", erklärte Seungmin. Verständnisvoll nickte ich nur und bereitete mich schonmal auf das pure Chaos vor. "Zu deiner anderen Frage: Wir gehen genauso dorthin, wie ich hergekommen bin", fügte Seungmin hinzu. "Ihr schafft das schon", motivierte Chan uns.

Ich hatte mich mittlerweile beruhigt und Felix' Körper hatten wir mit einer Decke verdeckt, damit wir uns auf seine Rettung konzentrieren konnten. Trauer würde uns immerhin jetzt nicht weiterbringen.

"Eine Frage hätte ich noch, bevor ihr verschwindet", rief Chan irgendwann. Wir saßen mittlerweile in der Küche. Nachdem Minho Jisung hinter dem Sofa hervorgeholt und beruhigt hatte, erklärte mir Chan die Situation noch einmal genauer. So konnte ich mich ebenfalls beruhigen. Die Lichtpartikel verschwanden für eine Weile. Seungmin wollte wohl die Reise vorbereiten. Chan hatte dann also ein schnelles Mittagessen gekocht und uns in die Küche geschleppt. Wir wollten uns erst einmal einen halbwegs vernünftigen Plan überlegen, bevor ich mal wieder direkt in die Hölle spazierte. Dieses Mal würden die Höllenfürsten mich allerdings nicht dort dulden. Da war ich mir sicher.

"Und die wäre?", antwortete ich aufs Chans Frage. "Ihr wisst doch noch, dass damals etwas auf dem Rücken von dem kleinen Hund stand, den wir für Seungmin gehalten haben... Denkt ihr, dass das eine Warnung von ihm war? Oder vielleicht eine Drohung der Dämonen?", sagte Chan dann. "Ich weiß nicht so recht...", murmelte ich überlegend. "Wir konnten die Sprache ja nicht lesen und die Bedeutung von dem antiken Symbol auf seiner Stirn konnten wir auch nicht finden. Ich denke nicht, dass es eine Nachricht von Seungmin oder Felix war...", fing Minho an. "Also war es wohl eine Drohung von den Prinzen...", schlussfolgerte Jisung. "Das wäre logisch", ergänzte auch Jeongin. "Trotzdem ergibt das keinen Sinn. Wieso sollten sie uns eine Nachricht schreiben, die wir eh nicht lesen können? Außerdem wollten sie uns doch hintergehen. Da wäre es sehr dämlich, wenn sie uns vorher noch schreiben, dass sie das tun werden. Vielleicht hat noch jemand anders seine Finger im Spiel...", rätselte ich dann weiter. "Welche Nachricht?", erklang nun Seungmins Stimme und wieder tänzelten die kleinen Lichtpartikel durch den Raum. "Nachdem wir aus der Hölle zurückgekehrt sind, haben wir einen kleinen Hund gefunden. Wir dachten, dass du das wärst. Er war verwundet. Ihm wurden antike Worte und ein Zeichen in die Haut geritzt. Wir vermuten, dass die Prinzen der Hölle uns eine Drohung überreichen wollten", erklärte Minho. "Von dir war sie definitiv nicht, wenn du nichts davon weißt", merkte Chan an.

"Habt ihr ein Foto?", fragte Seungmin dann. Wir schüttelten allerdings nur mit dem Kopf. "Uns war es wichtiger, dass seine Wunden verheilen. Da haben wir nicht daran gedacht, sie zu fotografieren", gestand Jisung. "Verständlich", murmelte nun auch Seungmin. Die Lichtpartikel flogen sanft durch den Raum und wirkten so anmutig. Seungmin hingegen schien zu überlegen und seine Silhouette bewegte sich immer weiter durch den Raum. Es machte mich nervös. "Hast du es dann endlich mal? Wenn du hier weiter so rumfliegst dann bekomme ich noch mehr Panik", beschwerte sich nun auch Jeongin und schmiegte sich liebevoll an Chan. Besagter schloss den Jüngsten vorsichtig in seine Arme und ließ ihn auf seinem Schoß platz nehmen. "Ihr solltet los", murmelte Minho dann. Zustimmend nickte ich und sah dann wieder zu unserem toten Freund dessen Lichtpartikel nun endlich stehen geblieben waren. Endlich konnte ich kurz erleichtert durchatmen.

"Ich erkläre dir kurz, wie das funktionieren wird", fing Seungmin an. "Ich werde dich nicht in deiner menschlichen Form mitnehmen. Ich werde deine Seele von deinem Körper trennen und sozusagen entführen. Dein Körper bleibt hier. Dadurch hast du keine Zeit, die ablaufen kann. Es ist also im Prinzip egal, wie lange wir da unten bleiben. Der Haken dabei ist, dass sich dein Körper währenddessen in einer Art Koma befindet. Erst, wenn deine Seele in ihn zurückkehrt, wachst du daraus auf. Da deine Seele spüren kann, was mit deinem Körper passiert, wirst du verschiedene Dinge gleichzeitig wahrnehmen. Jeder, der hier redet und alles, was man hier hört, hört deine Seele ebenfalls. Wenn etwas mit deinem Körper passiert, wirst du das spüren. Das könnte dich ablenken und dich eventuell traumatisieren oder Ähnliches. Diese Situation, in der du dich dann befinden wirst, kann ich dir nicht genau beschreiben. Auf jeden Fall könnte es schmerzhaft und verwirrend werden", fuhr Seungmin mit seiner Erklärung fort. "Ist es denn gefährlich?", fragte nun auch Minho und mischte sich somit in unser Gespräch ein. "Das kann ich nicht ausschließen. Ich habe das noch nie gemacht und bin auch noch nicht sonderlich lange in der Lage dazu. Ich weiß nicht genau, wie das ablaufen wird und was dabei mit Hyunjin passiert", gab Seungmin zu. Er war ehrlich und wusste offensichtlich selbst nicht so genau, was er da tat.

"Ich werde es trotzdem tun", beschloss ich. Für Felix. Für meinen Geliebten. Ich war bereits für ihn durch die Hölle gegangen, hatte mich mit Dämonen angelegt, war für ihn gestorben, hatte einen Engel umgebracht, wurde quasi wiederbelebt und hatte meine Seele für ihn verkauft. Es gab nichts, das ich nicht für diesen Jungen tun würde.