Black Blood

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"Gib mir eins der Handtücher", befahl Minho als er endlich damit fertig war, Chans Wunde zu reinigen. Schnell reichte ich ihm eins der schwarzen, gefalteten Handtücher neben mir. Ebenso schnell griff Minho nach dem weichen Stoff und trocknete damit Chans Arm vorsichtig ab. Dann wandte er sich von ihm ab und widmete sich seinem Laptop. Als er diesen hochgefahren hatte und einige Male darauf herumgeklickt hatte, öffnete sich eine Seite. Schnell schrieb er irgendwas ab und auf einen kleinen Zettel. Dann schloss er den Laptop wieder und stellte ihn beiseite. "Sag Jisung, dass er das alles raussuchen soll. Die Packungen sind jeweils beschriftet", sprach der Ältere und hielt Changbin den kleinen rosa Zettel hin. Dieser nahm ihn schnell an und verschwand damit aus dem Raum.

Minho schüttete etwas Wasser in die Schale und mischte es mit verschiedenen Pulvern, die er bereitgestellt hatte. Einige Sekunden später kamen Changbin und Jisung in die Küche gestürmt. In ihren Armen trugen sie eine Reihe an verschiedenen Flüssigkeiten, Kräutern und Pulvern. Schnell überreichten sie alles wieder Minho und verließen dann wieder die Küche. Minho mischte dann verschiedene Zutaten davon und fügte es der merkwürdigen Mischung in der Schüssel hinzu. Dies drückte er dann mir in die Hand und befahl mir, die Mischung so lange zu rühren bis sie sich verfärbte. Schnell griff ich also nach einem Schneebesen und rührte in der trüben Flüssigkeit herum. Langsam wurde die Flüssigkeit immer dicker und nach kurzer Zeit war es zu einer dickflüssigen Masse geworden, die sich nur noch mit Mühe umrühren ließ. Auch die Farbe änderte sich allmählich. Von dem ursprünglichen milchigem Weiß verfärbte es sich in einen Türkis-Ton. Schnell gab ich Minho die Schale wieder und zeigte ihm, dass ich offensichtlich fertig war. Kurz nickte der Andere und wandte sich dann wieder zu Chan. "Das wird jetzt vermutlich sehr weh tun, Chan... Das ist die Formel, die ich schon vorhin bei euch angewandt habe. Allerdings bin ich nicht allzu sicher, ob sie jetzt auch funktioniert. Soll ich es versuchen?", erklärte Minho unserem verwundeten Freund vorsichtig. Seine Stimme war leise und dennoch konnte man die Aufregung in ihr erkennen. Chan nickte nur, brachte aber keine Worte zustande.

Ohne weiter nachzufragen, schmierte Minho ihm also die türkise Masse direkt in seine Wunde. Leidend schrie Chan laut auf und krümmte sich vor Schmerzen. Immer und immer wieder wand sich der Älteste hin und her. Seine Schreie wurden währenddessen immer lauter und schienen kein Ende zu haben. Ich erkannte, wie sich die Masse auf Chans Arm bewegte und immer weiter in die Wunde hineinglitt. Zu guter Letzt sprach Minho einige komische Worte. Die Sprache, die er dabei sprach, kannte ich nicht. Demzufolge wusste ich auch nicht, was er gerade tat. Dann griff er wieder nach der inzwischen leeren Schale und einer Pinzette. 

Chan wand sich unter Schmerzen als Minho mithilfe der Pinzette die anscheinend lebendige Masse wieder herauszog und in die Schale verfrachtete. Dort bewegte sich das türkise Zeug dann auch nicht mehr und sah somit aus wie vorher.

Chan sackte erschöpft zurück auf den Tisch, von dem er sich teilweise erhoben hatte. Er war außer Atem und hielt sich schmerzlich den Arm. "Nimm mal die Hand weg, Chan. Ich muss gucken", bat Minho den Ältesten und dieser nahm daraufhin vorsichtig seine Hand beiseite. Erstaunt sah ich auf seinen Arm. Die Wunde sah normal aus. Nirgendwo konnte ich schwarze Adern ausmachen oder Ähnliches. Die Wunde war etwas kleiner geworden und begann nun sich in einem enormen Tempo zu schließen. Schnell bildete sich neue Haut und neues Gewebe. Nach wenigen Sekunden sah der verletzte Arm wieder aus wie vorher und man konnte keine Spur einer Verletzung erkennen. 

"Chan? Wie fühlst du dich? Sieht aus, als hätte es geklappt", fragte ich vorsichtig und sah meinen besten Freund besorgt an. Minho war immerhin kein Arzt und bestimmt auch kein Magier, also konnte es auch gut sein, dass etwas schief gegangen war. "Es tut noch weh, glaube ich. Ich kann es mir auch einbilden, aber auf jeden Fall ist es besser als gerade eben. Danke, Minho", äußerte der Kleinere seine Gedanken und setzte sich vorsichtig auf. Schnell eilte ich also näher zu ihm und stützte ihn vorsichtig. Langsam setzte Chan sich auf einen der Stühle, die neben dem Tisch standen. "Channie", schrie plötzlich eine laute, weinerliche Stimme. "Jeongin", lächelte Chan erschöpft und ein leichtes Lächeln erschien augenblicklich auf seinem Gesicht. Der Jüngere stürmte in das Zimmer und stürzte zu dem Ältesten. Direkt schlang dieser seinen rechten Arm um ihn und zog seinen Schwarm näher zu sich. Jeoning schmiegte sich an Chan und vergrub seinen Kopf in dem Stoff von Chans Shirt. Schnell schloss der Jüngste ebenfalls seine Arme um unseren verletzten Freund und fing an bitterlich zu weinen. "Hey, alles ist gut. Ich bin doch jetzt hier und dank Minho geht es mir wieder besser. Wein doch nicht", sprach Chan mit beruhigender Stimme und strich Jeongin immer und immer wieder über den Rücken. Er wollte ihn beruhigen. "Das sagst du so leicht. Du bist hier nicht der, der dachte, dass du nie wieder zurück kommst. Ich habe mir Sorgen gemacht!", meckerte der Andere mit seiner erstickten Stimme. Immer wieder unterbrach er sich durch Schluchzten und atmete dann wieder hektisch ein, weil er durch die ganzen Tränen und seine leicht verstopfte Nase nach Luft ringen musste. "Shh. Jetzt bin ich doch da und ich gehe auch nicht mehr, okay? Ich lasse dich nicht allein, Innie", flüsterte Chan und strich dem Kleineren durch seine verwuschelten dunkelbraunen Haare.

Bloody Moon | HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt