Bloody Requirements

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Okay, keine Panik schieben. Alles wird gut. Seungmin finden wir schon noch. Er ist bestimmt einfach nur in irgendeinem Busch aufgetaucht und noch nicht bei Bewusstsein. Kein Grund zur Panik, Hyunjin. 

Ich versuchte mir verzweifelt einzureden, dass alles gut war; dass Seungmin nicht gerade spurlos verschwunden war und wir nicht gerade aus der Hölle kommen. Nein, alles super. Was soll sein?

"Okay, ich würde vorschlagen, dass einige von uns hierbleiben, falls Seungmin doch noch irgendwo auftaucht. Der Rest beschäftigt sich wieder mit dem Plan, okay?", äußerte Changbin seine Idee und sah sich besorgt um. Natürlich machten wir uns alle Sorgen um unseren Freund. Immerhin war er offensichtlich noch in der Hölle obwohl unsere Zeit dort schon lange abgelaufen war. "Sehe ich auch so", stimmte Minho dann zu und nahm seinen Rucksack vom Boden. "Also Hyunjin muss auf jeden Fall mit mir mit. Es geht immerhin um Felix. Ansonsten ist es eigentlich egal wer mitkommt", sagte Minho dann und zog mich schon sachte zu sich. "Ich wäre ja dafür, dass Changbin und ich mitkommen. Wir können bestimmt helfen", beschloss Chan dann. "Das ist unfair! Wieso solltet ihr gehen? Jisung und ich wollen auch Teil des Abenteuers sein. Wir langweilen uns schon seit Stunden. Außerdem durften wir schon nicht mit in die Hölle", protestierte unser Jüngster direkt und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. "Okay, dann bleibe ich halt hier und dafür geht Jisung mit", gab Chan dann nach. Jedoch schien das Jeongin noch immer nicht in den Kram zu passen. "Nein. Wieso soll ich hierbleiben? Ich will auch was machen und helfen", motzte der Kleinere und drehte sich wütend von dem Ältesten weg. "Nein, Jeongin. Ich will nicht, dass dir etwas passiert", sprach Chan nun ruhig und umarmte den Anderen vorsichtig von hinten. "Ach, aber uns darf was passieren, oder wie?", musste nun auch Minho seinen Senf dazugeben. "Nein!", protestierte Chan und sah Minho entgeistert an.

"Was ist denn der Unterschied?", stocherte ich und wollte den Älteren offensichtlich ärgern. Er hatte mir nämlich erst vor Kurzem erzählt, dass er wohl etwas mehr als nur einen kleinen Crush auf den Jungen in seinen Armen hatte. Kurz gesagt: Chan hatte sich in Jeongin verliebt, wollte es ihm aber noch nicht sagen. Warum wusste ich selbst nicht.

"Kommt, wir gehen", unterbrach dann Changbin die offensichtlich angespannte Situation und rettete Chan somit vorerst aus der Not, Jeongin die Situation erklären zu müssen. 

Nach einer Stunde waren wir endlich zuhause angekommen und ließen uns erschöpft auf das alte Sofa fallen. "Wir haben sicherlich keine Zeit zum rumsitzen", sagte Minho dann, rannte förmlich in die angrenzende Küche, holte seinen Laptop und stellte ihn vor uns auf den Wohnzimmertisch. "Lies", befahl er Changbin und dieser setzte sich sofort auf und starrte auf den Bildschirm des Laptops. "Wie soll ich das lesen? Kann ich Latein oder was?", regte sich der Kleinere auf und ließ sich missmutig zurück in die Kissen fallen. "Achso, falsche Seite. Warte- Jetzt", fiel Minho auf. Dann klickte er ein paarmal auf seinem Laptop herum und drehte ihn dann wieder zu uns. Dieses Mal lehnte ich mich nach vorne und begann zu lesen: "Einer der schwarzen Edelsteine aus der Krone des obersten Höllenfürsten."

"Und jetzt das darunter."

"Alternativ ginge auch das Herz eines Engels und das zugehörige Schwert, mit dem es von einem seiner Artgenossen durchbohrt wurde. Bedingungen: Herz darf nur von einem Engel mit Schwert durchbohrt worden sein, nicht älter als 10 Minuten", las ich weiter vor und wunderte mich selbst immer mehr über die schrägen Bedingungen dieses Rituals und den seltsamen Zutaten. Ein Engelsherz und dazu das Schwert, das es durchbohrt hat. Dazu ein Haar von Belphegor,eine Schuppe von Leviathan, eine Feder von Luzifer und ein Stück des Mantels von Asmodeus. Dazu kamen noch einige komische Kräuter und verschiedene Flüssigkeiten, die Minho beschafft hatte. Das klang nicht wie ein Zauber sondern eher, als ob wir einen Zaubertrank brauen würden.

"Also sollen wir jetzt in den Himmel fliegen, einen Engel einen anderen töten lassen, am besten noch lieb danach fragen, innerhalb von 10 Minuten wieder hier sein und Minho irgendwas zusammenmischen lassen, dass eher jemanden umbringen als wiederbeleben würde oder wie?", setzte Changbin die Bruchteile, die er kannte, zusammen und fuchtelte wild mit seinen Händen herum. "Naja, nicht ganz, aber so ähnlich", stellte Minho fest und verfrachtete seinen Laptop wieder in die Küche. "Klingt ja positiv", sprach Jisung seine Gedanken aus und erhob sich dann von der Couch. "Na dann... Wohin müssen wir?", sagte er dann übermotiviert und sah Minho abwartend an. "Das ist schon etwas komplizierter...", murmelte ich nur und Minho nickte zustimmend. Seufzend setzte Jisung sich wieder zu uns. "Na dann berichtet mal", sprach er.

"Also den Himmel bezeichnet man auch als Jenseits. Es ist der Ort, an den die reinen Seelen gehen nachdem sie im Diesseits gestorben sind. Die unreinen Seelen oder jene, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, kommen in die Hölle, wie du wissen müsstest. Allerdings ist niemandem so wirklich klar, wie man als Lebender den Himmel betreten kann. Deshalb hatten Hyunjin und ich uns auch eigentlich für die Methode mit dem Stein aus Satans Krone entschieden gehabt", sagte Minho und langsam dämmerten mir die Erinnerungen an unser Gespräch vor einer Woche. "Ja, schon klar, aber wie kommen wir jetzt dahin?", sagte Changbin genervt. "Naja... Eine Variante wäre es, dass eine Person mit einer reinen Seele stirbt und sich ins Jenseits begibt. Allerdings bleibt dann nur ein bestimmtes Zeitfenster um wieder in den Körper zurückzukehren. Außerdem müsste der Rest von uns solange den leblosen Körper heilen, damit die Person nicht erneut stirbt, sobald sie ihren Körper betritt. Die zweite Möglichkeit wäre, dass wir versuchen, auf anderem Weg dahinzukommen. Allerdings bräuchten wir dann sowas wie ein Portal und eine Rakete, Flügel oder etwas Ähnliches", ratterte Minho unsere Möglichkeiten runter.

"Was eine wundervolle Auswahl", sprach Changbin seine Gedanken aus. "Wir haben wohl eher nicht die Zeit um uns Flügel wachsen zu lassen oder eine Rakete zu besorgen. Außerdem weiß wohl niemand hier wie man ein Portal ins Jenseits öffnet... Da bleibt ja nur die erste Variante", schlussfolgerte Jisung. "Ja", stimmte ich ihm zu und wusste, dass sich jemand von uns in mehr als nur Gefahr begeben würde.

Angst. Das war die einzige Emotion, die die aktuelle Situation am besten beschreiben könnte.

Bloody Moon | HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt