Scary Death

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"Irgendwer muss es ja machen", erbarmte sich Minho letzten Endes. Wir hatten lange diskutiert. Immerhin würden wir uns irgendwie umbringen müssen. Schnell und effektiv, aber trotzdem so, dass Minho den entstandenen Schaden mit seiner gefundenen Zauberformel wieder richten konnte. "Ich vertraue darauf, dass du das schaffst, Minho", sprach ich meine Gedanken aus. Er musste uns umbringen und dann unsere Wunden so schnell wie möglich heilen. Ich hatte vollstes Vertrauen in meinen Freund, aber trotzdem war das, was wir hier taten, alles andere als sicher. Es war waghalsig, mehr als nur lebensmüde, verrückt und einfach nur unverständlich für jeden, der die Situation nicht kannte. Trotzdem tat ich es; für Felix.

"Jetzt macht schon. Wir haben nicht ewig Zeit", beschwerte sich nun Minho und wartete genervt darauf, dass Chan und ich uns endlich zu ihm in das geräumige Bad begaben. Schnell setzten wir also die letzten Schritte durch den Türrahmen und ich setzte mich auf einen der beiden Stühle, die Changbin dort aufgestellt hatte. Wir wollten immerhin nicht tot umfallen und uns dabei noch mehr verletzten. Sitzen verhinderte das zumindest.

Mit zitternder Hand stand Minho vor uns; hinter ihm Changbin und direkt daneben Jisung. Jeongin hatten wir kurzzeitig in seinem Zimmer eingeschlossen, damit er sich das nicht mit ansehen musste. "Minho, wir haben keine Zeit", flüsterte Chan mit einer beruhigenden Stimme und griff nach der Hand unseres Freundes. "Entschuldige, dass es schwer ist, meine besten Freunde mit einem von meinen Küchenmessern zu erstechen. Übrigens tut es im Herzen weh, meine Küchenmesser für sowas zu benutzen", beschwerte sich der Ältere bei Chan. "Ist ja schön und gut, Minho, aber wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Blutmond", beschwerte ich mich dann auch. Als Minho endlich realisierte, dass es wirklich schnell gehen musste, weiteten sich seine Augen.

Fest umgriff er das spitze Messer in seinen Händen und schloss die Augen. "Augen auf, sonst triffst du nicht oder stichst ihnen am Ende nur die Augen aus", sagte Changbin dann. Direkt öffnete unser zukünftiger Mörder seine Augen wieder und drehte sich dann kurz zu Changbin. Dieser schien die unausgesprochene Bitte verstanden zu haben und zog Jisung näher zu sich. Dann hielt er ihm die Augen zu. Ab da ging alles recht schnell. Minho atmete noch einmal tief durch und rammte mir dann das glänzende Messer mitten ins Herz. Ich schrie vor Schmerz laut auf und krallte mich fest in die beiden Armlehnen des Stuhls, auf dem ich saß. Dann spürte ich schnell wie ich immer schwächer wurde. Das Blut, das ich verlor, lief an mir herunter und tränkte mein weißes Shirt in einem dunklen Rot. Ich spürte die warme Flüssigkeit an meinem Arm herunterlaufen und wie sie von meinen Fingern auf den Boden tropfte. Minho lehnte sich mit Tränen in den Augen zu mir vor und umarmte mich vorsichtig. Nebenbei zog er das Messer aus meiner Brust und dieses Mal stöhnte ich schmerzerfüllt auf. Mein Atem ging nur noch stoßweise und mit letzter Kraft hauchte ich meine letzten Worte in Minhos Ohr. "Du schaffst das. Ich vertraue dir." Dann schlossen sich recht schnell meine Augen und alles wurde schwarz. Ich konnte nur noch Chans spitzen Schrei hören, ehe sich auch mein Verstand und meine restliche Wahrnehmung verabschiedete.

Als mir bewusst wurde, dass ich gerade wirklich gestorben bin, öffnete ich vor Schreck meine Augen. Augen? Was? Erstaunt blickte ich mich um und erkannte, dass ich mich noch immer in unserem Bad befand. Der einzige Unterschied war, dass ich meinen leblosen Körper betrachten konnte. Direkt daneben befand sich ein schwer-atmender Chan, der noch irgendwas murmelte und dann ebenfalls die Augen schloss. Nun hing auch sein Körper leblos da und seine Atmung hatte gestoppt. Augenblicklich sackte Minho auf dem Boden zusammen und schmiss das Messer achtlos beiseite. Bitterlich weinte er. Es sah aus, als würden seine Tränen niemals ein Ende finden.

Plötzlich erschien eine Gestalt neben mir. Ich konnte durch sie hindurch sehen. Ebenso wie ich, trug auch diese Gestalt eine graue Kutte. Beine konnte man nicht erkennen. Ab der Hüfte abwärts sah man nur noch Fetzen der Kutte; sonst war da nichts mehr. Als die Gestalt ihre Kutte abnahm, erkannte ich Chans Gesicht. "So fühlt sich also der Tod an...", murmelte er vor sich hin. "Los, lass uns gehen", sprach er dann weiter und schwebte aus dem Raum.

Die Situation war genauso abstrus wie sie klang. Wir waren Geister, Seelen oder was auch immer, schwebten hier durch unsere Wohnung und durchquerten ganz einfach Gegenstände und Wände. Anfassen konnten wir auch nichts und reden hörte uns auch niemand.

"Und woher weißt du, wo wir hin müssen?", fragte ich verwirrt und schwebte meinem besten Freund hinterher. "Keine Ahnung. Ich habe da nur so ein Gefühl, dem ich folge...", sagte der Ältere ehrlich und stieg dann auch schon weiter nach Oben. Immer weiter folgte ich ihm und irgendwann befanden wir uns auf Höhe der Wolken. Plötzlich befand sich vor uns eine leicht lila schimmernde Wand. Sie sah aus, als wäre sie aus Wasser. Mutig flog Chan einfach hindurch, tauchte aber auf der anderen Seite nicht wieder auf. Ich wollte noch ansetzten ihn etwas zu fragen, aber da war er schon weg gewesen.

Schnell folgte ich meinem Freund also durch die wasser-ähnliche Wand und plötzlich befand ich mich in einer riesengroßen Stadt. Alles war modern und überall konnte man glückliche Gesichter erkennen. War das der Himmel?

Bloody Moon | HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt