"Chan?", rief ich fragend nach dem Anderen und sah mich planlos in dieser mir unbekannten Welt um. "Hwang Hyunjin?", fragte plötzlich eine unbekannte Stimme und panisch drehte ich mich zu ihr. Dort stand ebenfalls jemand, der offensichtlich gestorben war. Zumindest wies er dieselben Merkmale auf wie ich. Fast völlig durchsichtig, Kutte, keine Beine und schwebend. "Ja?", fragte ich verwirrt und sah den älteren Mann fragend an. Was wollte er von mir? War ich hier falsch? "Hier entlang bitte", sagte er und wies mir den Weg zu einer schwarzen Treppe. Die Stufen glitzerten leicht und waren so sauber, dass sie im Licht glänzten. Ich hätte mich selbst darin betrachten können, wenn ich die Zeit dazu gehabt hätte.
Nach einer Weile kamen wir auf einem großen Platz an. Überall befanden sich andere Leute und alle schienen sie auf etwas zu warten. Meine Begleitung verließ mich und gesellte sich zu einigen Leuten, die etwas am Rand standen. Vielleicht waren sie diejenigen, die das Ganze hier beaufsichtigen sollten.
"Nun denn. Wie Sie vermutlich alle wissen, sind Sie gestorben. Hier wird nun entschieden, was mit jedem Einzelnen von Ihnen geschehen wird. Einige von Ihnen werden in die Unterwelt geleitet, Andere werden zu Engeln erkoren und dürfen aufsteigen. Allerdings liegt diese Entscheidung nicht in unserer Hand", sprach eine Frau, die auf einer Art Podest stand und uns friedlich anlächelte. "Hyunjin", hörte ich auf einmal eine Stimme neben mir flüstern. Panisch zuckte ich zusammen, drehte mich dann aber zu der Person, die mich angesprochen hatte. Freudig blickte ich in Chans Augen und war erleichtern, dass ich ihn doch noch gefunden hatte. "Wir müssen hier weg", sprach der Andere aufgebracht. "Aber wieso denn? Wir müssen doch erst zu Engeln aufsteigen um andere Engel zu finden. Das hier ist bestimmt das himmlische Gericht oder so", sprach ich verwirrt und sah wie Chan immer ungeduldiger wurde. "Verflucht! Das ist genau, was ich meine. Die sortieren hier aus. Wir sind schon längst im Himmel. Sieh dich doch mal um. Überall befinden sich Engel. Siehst du ihre Flügel nicht? Die kontrollieren deinen Verstand, damit du das mitmachst. Ganz einfach", plapperte der Ältere und betrachtete mich aufgewühlt. "Jetzt komm", sagte er dann und zog mich durch die Massen von Leuten. Schnell hockte er sich mit mir hinter eine der großen Statuen und gab mir eine saftige Backpfeife. Ich wusste gar nicht, dass so etwas möglich war.
"Jetzt komm endlich wieder zu dir, Hyunjin. Wir sind hier wegen dem Plan und nicht, um uns in die Hölle verfrachten zu lassen", flüster-schrie mich der Andere an. Plötzlich realisierte ich, was hier passierte. Erschrocken sah ich mich um und erkannte die vielen Leute, die große weiße Flügel auf dem Rücken trugen. Unter ihnen befand sich auch der Mann, der mich hierhergebracht hatte und die Frau, die zu uns gesprochen hatte. Ein Toter nach dem Anderen betrat einen Kreis, der in den Boden geritzt war. Die kleine Vertiefung leuchtete dann entweder in einem hellen Weiß oder einem dunklen Rot auf. Doch egal, welche Farbe der Kreis hatte, die Leute verschwanden immer einige Sekunden, nachdem der Kreis aufleuchtete. "Wohin verschwinden die?", fragte ich Chan. "Ich habe keine Ahnung, aber es kann nichts Gutes bedeuten", antwortete mir mein bester Freund. "Dann los. Wir haben nur circa 10 Minuten Zeit, bevor wir nicht mehr in unsere Körper zurück können", hetzte ich nun und blickte mich um. Wir könnten die Wachen zu einem Kampf anstacheln und versuchen, dass sie sich gegenseitig umbringen... Oder sollten wir sie gegeneinander ausspielen?
"Ich bin für eine Mischung aus Beidem", sagte Chan plötzlich. "Ich-", fing ich verwirrt an, doch er unterbrach mich: "Du hast mit dir selbst geredet." Okay, das erklärte Einiges.
Schnell teilten wir uns auf und mischten uns wieder unter die Leute. Mit höchster Anstrengung versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, dass sich das betäubende Gefühl von vorhin nicht wieder in meinem Kopf festsetzte. Ich wollte nicht, dass mein Verstand erneut kontrolliert wurde. Leider wusste ich nicht, wie ich es verhindern könnte. Immerhin kannte ich die Quelle für diese Macht nicht.
"Hört her. Ihr werdet von den Engeln um euch herum kontrolliert. Sie werden euch vernichten oder allesamt in die Hölle schicken - keine Ahnung. Allerdings ist es nichts Gutes. Kommt zu euch und verschwindet von hier. Ihr alle seid bereits im Himmel. Zusammen können wir diese Engel um uns herum besiegen. Seht genau hin. Ihr könnte ihre Flügel sehen. Das sind keine toten Seelen", vernahm ich plötzlich die laute Stimme von Chan. Er holte mich erneut aus der Trance, in die ich fast wieder gefallen wäre. Nun sahen sich auch einige der anderen Leute verwirrt um und schienen die Situation schnell zu verstehen. Bereits Sekunden später wurden die ersten Engel angegriffen und ruckartig zu Boden gerissen. Es brach ein riesiges Chaos aus und hier und dort konnte man die erschrockenen Gesichter der Engel erkennen. Dass jemand ihrer Hypnose widerstehen konnte, hatten sie wohl nicht erwartet.
"Was macht ihr denn hier?", vernahm ich plötzlich eine bekannte Stimme. Verwirrt drehte ich mich zu ihr und erschrak. "Seungmin? Was machst du denn hier? Wir dachten, dass Leviathan dich in einen Hund verwandelt und zu uns geschickt hat? Bist du tot? Was ist passiert?", fragte ich aufgebracht und hatte das Chaos um mich herum für einige Momente vergessen und bemerkte dementsprechend nicht direkt, dass die Engel anfingen sich mit aller Kraft gegen die Seelen der Toten zu wehren. Als ich mich für eine Sekunde umsah, sah ich es dann doch. Die Engel schlugen die Seelen mit ihren Flügeln von sich und stießen sie nacheinander in den Kreis, der sich auf dem Boden befand. Immer mehr der Seelen verschwanden so in dem grellen Licht des Kreises. Alles ging schief.
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Bloody Moon | Hyunlix
FanfictionDer Blutmond. Er war atemberaubend schön und trotzdem kannten ihn nur die Wenigsten. Hyunjin würde lebendig durch die Hölle wandern, einen Engel verärgern, Satan selbst herausfordern oder sogar sein eigenes Leben geben, um sein Ziel zu erreichen. N...