Gruesome Victim

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"Was denkt ihr, wer von uns die reinste Seele hat?", fragte ich vorsichtig; wusste nicht wirklich, wie ich es am besten ausdrücken sollte. "Ich bestimmt nicht. Hyunjin würde ich auch ausschließen. Er will immerhin seinen toten Freund zurückhaben und macht alles dafür. Das würde ich persönlich nicht als reine Seele bezeichnen. Also einer von euch", sprach Minho und sah dabei Jisung und Changbin an. "Das kannst du vergessen", schrie Changbin den Älteren an und stolzierte demonstrativ aus dem Raum. "Ich-", fing Jisung an, wurde aber von Minho unterbrochen. "Denk gar nicht erst darüber nach! Dich bringt hier niemand um", fauchte Minho aufgebracht und verließ dann ebenfalls den Raum.

"Wunderbar. Irgendwer muss es aber machen. Jeongin oder Chan können nicht, weil sie nicht hier sind und Seungmin... kann auch nicht", sprach der Jüngere dann und sah mich niedergeschlagen an. "Aber Minho will nicht, dass du es machst. Ich verstehe ihn da echt gut. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich das auch nicht wollen", versuchte ich dem Anderen die Situation zu erklären. "Aber Changbin will es doch auch nicht machen! Du und Minho können auch nicht", sagte Jisung und setzte sich wieder auf das weiche Sofa. Schnell hatte er sich ein Kissen geschnappt und umarmte es. Sofort setzte ich mich zu ihm, legte das Kissen beiseite und nahm ihn stattdessen in den Arm. Fest drückte ich den Kleineren an mich und merkte erst jetzt, dass mir die Umarmung mindestens genauso gut tat wie ihm. Ich war so mit dem Plan beschäftigt, dass ich gar keine Zeit hatte um mich auf meine Gefühle oder Gedanken zu konzentrieren.

"Wieso weinst du denn?", fragte Jisung dann plötzlich und verwirrt realisierte ich, dass mir tatsächlich einige Tränen die Wange nach unten liefen. Schnell löste ich mich von Jisung, strich mir mit dem Ärmel meines Pullis über die Augen und entfernte somit die Tränen von ihnen. "Alles gut", sprach ich nur. Meine Stimme war leicht weinerlich und ich musste mich zusammenreißen um nicht zu schluchzen. "Wenn du weinst, kann nicht alles gut sein", sagte mein Gegenüber und tastete nach meiner linken Hand, die sich noch immer auf seinem Knie befand. "Sicher geht dir die ganze Sache zehnmal näher als mir. Du liebst Felix und er hat dich mindestens genauso doll geliebt. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem es scheinbar nicht weiter geht, aber das wird es. Wir finden einen Weg, okay?", versuchte Jisung mich zu beruhigen, was erstaunlich gut klappte. "Ich gehe kurz zu Minho, okay?", sprach ich dann und sah den Jüngeren nur verständlich nicken. 

"Minho?", fragte ich, als ich auf der Terasse angekommen war. Er verzog sich immer hierher, wenn er allein sein wollte oder über etwas nachdenken wollte. "Hyunjin", sprach der Andere und ich konnte die Überraschung aus seiner Stimme erkennen. "Ich wollte nach dir sehen und mit dir reden", sagte ich dann und gesellte mich zu ihm. Der Ältere stand an das silberne Geländer aus Metall gelehnt und sah zu der Straße unter uns. "Ich werde Jisung das sicherlich nicht tun lassen. Das ist nicht verhandelbar", rechtfertigte sich der Andere direkt und kurz zuckte ich zusammen. Diese Rechtfertigung kam so plötzlich. "Minho. Deshalb bin ich doch gar nicht hier. Ich weiß, dass du das nicht willst. Wenn ich du wäre, würde ich das auch nicht zulassen. Alles gut!", sagte ich nur und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Ich selbst würde es ja machen, allerdingt weißt du genauso gut wie ich, dass Jisung das auch bloß nicht wollen würde; egal ob meine Seele rein ist oder nicht. Changbin streikt und du solltest das auch nicht machen müssen... Chan und Jeongin schließe ich auch aus. Immerhin sind die Zwei auch fast zusammen und du hast Chan vorhin gehört...", äußerte Minho somit seine Bedenken. 

"Ich mach's", hörte ich plötzlich eine Stimme. Erschrocken drehten wir uns rum und erblickten Chan, der an der Terassentür lehnte und mich mit einem festen Blick ansah. "Aber Chan-", fing ich an. "Nichts da! Ich mache das. Jeongin ist bei euch in guten Händen; daran zweifle ich kein bisschen. Minho und Jisung müssen sich nicht trennen, Changbin wird das Risiko auch nicht eingehen und du auch nicht, Hyunjin", befahl der Älteste und duldete offensichtlich keinerlei Widerspruch. Sein Ton verbat es.

"Du gehst sicherlich nicht alleine", sagte ich dann und widersetzte mich ihm somit. "Hyunjin! Du wirst sicher nicht mitkommen. Du bleibst hier und wartest darauf, dass ich wiederkomme. Ich tue das für Felix und dich, also untersteh dich mit mir zu kommen", sprach mein bester Freund und sah mich warnend an. "Das war keine Bitte, Chan. Ich werde dich nicht allein gehen lassen. Du musst zurückkommen. Für Jeongin; für unsere Freunde. Dafür werde ich sorgen", sagte ich streng und stellte mich vor ihn. "Hyunjin", flüsterte nun auch Minho und ich konnte die Panik in seiner Stimme hören. Natürlich hatte ich selbst Angst, dass wir es nicht schaffen würden, aber ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich Chan nicht allein gehen lassen würde. Somit konnte mich auch niemand umstimmen.

Ein lautes Bellen unterbrach die angespannte Stille, die zwischen mir und meinen beiden besten Freunden entstanden war. "Seit wann haben wir einen Hund?", fragte Minho verwirrt und sah dann zu dem kleinen Hündchen, dass auf uns zu gerannt kam. "Chan?", fragte ich verwirrt und betrachtete den kleinen braunen Hund, der sich seelenruhig von Minho kraulen ließ. "Naja... Also wir denken, dass das Seungmin ist... Er kam auf einmal aus einem der Büsche zu uns gerannt nachdem ihr weg wart. Außerdem... naja", stammelte er etwas überfordert und blickte zu Boden.

Kurz betrachtete ich das Hündchen und erst jetzt fiel es mir auf. Er war verletzt. Seinen ganzen Rücken zierten blutige Wunden in den verschiedensten Formen. Es war fast so, als hätte ihm jemand Worte hineingeritzt. Außerdem konnte ich ein dunkles Zeichen auf seiner Stirn erkennen. Es sah sehr antik aus; so verschnörkelt. 

Bloody Moon | HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt