"Sicherlich hat Satan seine Krone nicht im Schlafzimmer. Der Thronsaal, oder was denkst du?", fragte ich an meinen besten Freund gewandt. "Seh' ich genauso", antwortete Chan. Zusammen liefen wir weiter durch die großen Flure, die nicht gerade hell erleuchtet waren. Ich war froh, dass ich meinen beiden besten Freunden nicht auf die Füße trat oder vor eine der Wände stieß. Immer wieder öffneten wir eine Tür nach der Anderen; versuchten etwas Thronsaal-Ähnliches zu finden.
Nirgends waren Wachleute zu sehen. Auch keine elendig dunklen Ecken oder Flure wie bei Luzifer. Hier sah es fast schon verlassen aus. Möbel oder Ähnliches konnte ich auch nirgendwo erkennen. Entweder hier war tatsächlich lange niemand mehr gewesen oder noch nie. Die letzte Möglichkeit war, dass Satan sich irgendwo versteckte. Aber war er nicht sowas wie der König der Hölle? Wieso sollte er sich vor uns erbärmlichen Menschen verstecken? Er könnte uns doch hundertpro mit einem Fingerschnipsen umbringen oder nach sonst wo befördern.
"Also hier ist ein riesiger Raum mit einer Art Podest, auf das man locker einen Thron stellen könnte. Denkt ihr, dass könnte der Thronsaal sein?", rief Minho irgendwann nachdem er eine weitere Tür geöffnet hatte. Schnell waren Chan und ich bei ihm und blickten nun ebenfalls in den riesengroßen Raum, der komplett leer war. Einzig und allein befand sich ein Podest mit einigen Stufen davor am Ende des Raums. "Ich denke, dass du Recht haben könntest", antwortete Chan unserem Freund und schon hatten wir den Raum betreten. "Ich suche hier, Minho da hinten und du übernimmst die Mitte, Hyunjin", beschloss Chan und schon verteilten wir uns im Raum. Unschlüssig lief ich zu einigen der stützenden Säulen und tastete sie ab. Dann betrachtete ich den Boden aufs Genauste und klopfte die Wände entlang, damit uns nichts verborgen blieb. "Nichts", äußerte ich niedergeschlagen. "Aber irgendwo muss diese verdammte Krone doch sein. Kann ja nicht sein, dass Satan mal eben umgezogen oder gestorben ist. Das wärs ja noch", regte Minho sich auf und fuchtelte mit seinen Händen theatralisch in der Luft herum.
"Ach, keine Ahnung", gab Chan letzten Endes auch auf und wir verließen den Raum wieder. Noch eine Weile durchforsteten wir das riesige Anwesen; hatten uns sogar kurzzeitig aufgeteilt um etwas Zeit zu sparen. Dank dem Federkiel taten wir das allerdings eh schon. Chan hatte uns auch das lateinische Wort für 'Schnelligkeit' auf den Arm geschrieben, weshalb sich alles viel schneller als normal abspielte, was wir taten.
"Lasst uns gehen. Hier ist nichts", beschloss Minho irgendwann und bestätigend nickten Chan und ich. Kurze Zeit später hatten wir das Anwesen wieder verlassen und gingen wieder zu unseren Freunden. "Da war nichts. Kein Satan, keine Möbel, keine Krone, keine Diener. Nichts!", regte ich mich verzweifelt auf. "Alles wird gut, Hyunjin", versuchte mich Minho zu beruhigen. "Wie soll das denn gehen? Ohne diesen verdammten Stein aus der Krone werde ich Felix nie wiedersehen", antwortete ich und setzte mich frustriert auf den dreckigen Boden. Ich hätte weinen können und gleichzeitig wollte ich eine Wand einschlagen. Es regte mich auf.
"Hyunjin. Der schwarze Stein war nicht die einzige Möglichkeit als letzte Zutat. Es standen mehrere zur Auswahl, erinnerst du dich? Wir haben nur den Stein bevorzugt, weil wir sowieso einmal in der Hölle wären. Es hat sich angeboten. Allerdings gibt es noch eine andere Möglichkeit. Wir müssen nur nach Hause und nochmal nachlesen was der Ersatz genau war, okay?", sprach mein bester Freund während mein anderer bester Freund mir beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. "In Ordnung", stieß ich genervt aus und erhob mich murrend vom Boden. Ich hatte wohl keine andere Wahl, als auf ihn zu hören.
"Wir haben jetzt noch", fing Changbin an und sah auf seine Armbanduhr, die er am rechten Handgelenk trug. Dann weiteten sich seine Augen und er beendete seinen Satz: "10 Minuten! Scheiße!" Geschockt blickten wir unseren Freund an. "10 Minuten? Als ob wir so lange dort drin waren! Das kann doch gar nicht sein. Ich habe uns doch Schnelligkeit gegeben", protestierte Chan lautstark und riss Changbins Arm zu sich. Er wollte sich noch einmal selbst davon überzeugen, dass wir wirklich nur noch zehn Minuten Zeit hatten um zu Leviathan zu gelangen. "Das schaffen wir doch niemals", schrie ich frustriert. So langsam stieg mir die ganze Sache zu Kopf. Wir mussten unseren perfekten Plan ändern, weil Mister Höllenfürst Satan nicht da war und jetzt mussten wir uns auch noch beeilen, dass wir nicht die Ewigkeit hier unten verbringen mussten. Ich wollte doch nur Felix zurück. Wieso kann es nicht einmal leicht sein?
"Da seid ihr ja endlich", wurden wir von Leviathan empfangen nachdem wir gefühlt durch die halbe Hölle gerannt waren und ich mich wie ein Marathonläufer fühlte. "Wir haben nur noch 1 Minute Zeit. Jetzt schnell", befahl Seungmin und rannte förmlich zu Leviathans Anwesen. "Jetzt mal halblang", sprach dieser dann und hielt unseren Freund somit davon ab sein Anwesen zu betreten. "Ich mache das sicherlich nicht da drinnen. Ich will ja nicht mein Haus mit in eure Welt verfrachten. Wartet kurz hier", sagte Leviathan dann tiefenentspannt und betrat in Ruhe sein Anwesen.
"Nur noch 30 Sekunden! Wo bleibt der denn?", regte sich Changbin irgendwann auf und jede Sekunde, die verging, zog sich in die Länge. "10, 9, ...", begann Changbin irgendwann zu zählen. Plötzlich erschien Leviathan genau vor uns, griff in einen kleinen Beutel und holte eine Handvoll von irgendeinem blauen Puder heraus. "Zwei, Eins", zählte Changbin die letzten beiden Sekunden herunter und schon pustete Leviathan uns das Puder mitten ins Gesicht und für einige Sekunden konnte ich nichts erkennen. Ich schloss die Augen und als ich sie wieder aufschlug befanden wir uns wieder in der kleinen Bucht, in der wir Charon gerufen hatten.
Nacheinander erhoben wir uns und sahen uns um.
"Wartete mal! Wo zur Hölle ist Seungmin?", schrie Chan plötzlich und wir alle sahen uns panisch um.
"Leviathan", schlussfolgerte ich wütend und ballte meine unverletzte Hand zu einer Faust. Auch meinen Kiefer spannte ich schmerzlich an und ich wette, dass man aus 100 Metern Entfernung erkannt hätte, dass ich mehr als nur wütend war.
"Ihr seid ja schon da", hörten wir plötzlich eine überraschte Stimme rufen und fragend drehte ich mich in die Richtung, aus der sie kam. "Schon?", fragte Changbin plötzlich und musterte Jeongin und Jisung verwirrt. "Ihr meintet, dass ihr erst in 10 Minuten wieder hier sein würdet", antwortete Jisung ebenso verwirrt und umarmte seinen festen Freund fröhlich. "Wartet mal... wo ist denn Seungmin eigentlich?", fiel es nun auch Jeongin auf und planlos blickten wir uns alle gegenseitig an.
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Bloody Moon | Hyunlix
FanficDer Blutmond. Er war atemberaubend schön und trotzdem kannten ihn nur die Wenigsten. Hyunjin würde lebendig durch die Hölle wandern, einen Engel verärgern, Satan selbst herausfordern oder sogar sein eigenes Leben geben, um sein Ziel zu erreichen. N...