29. Plagg

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Maxwell

Ich sitze im Wartezimmer der Tierklinik. Mein graues Shirt ist total blutverschmiert und ich starre teilnahmslos die Wand gegenüber an.

›Elize hat sich gleich ein paar Plätze weiter weggesetzt. Sie benötigt Abstand von mir und hat auch seit dem Unfall kein einziges Wort mehr gesprochen.‹

›Es ist ein Wunder, das wir es überhaupt heil in die Tierklinik ihrer Mutter geschafft haben! Sobald ich Plagg hinter dem Fahrzeug schreien hörte, lief alles wie in Trance ab. Ich zog mein Shirt wieder aus und wickelte den jämmerlich schreienden Kater dort hinein, dann setzte ich mich einfach auf die Rückbank des Wagens und versuchte Plagg mit Worten irgendwie zu beruhigen. Ich traute mich kaum ihn anzufassen, um ihm nicht noch mehr schmerzen zu verursachen.‹

›Ich war mir nicht sicher, ob Elize in diesem Schockzustand fahren konnte aber es blieb uns einfach keine Wahl. Ich hatte keinen Führerschein und konnte schlicht und ergreifend nicht Auto fahren.‹

›Obwohl Elize, trotz ihres eigenen Zustandes, eigentlich recht zügig fuhr, zog sich die Fahrt wie Kaugummi dahin.‹

Minuten fühlten sich plötzlich wie Stunden an!

›Elize warf mir während der Fahrt wortlos ihr Handy auf die Rückbank. Ich verstand sie auch ohne Worte und suchte im Handy die Nummer ihrer Mutter.‹

›Dr. Yellowstone war sofort in Alarmbereitschaft als ich ihr schilderte was passiert ist und wie Plagg sich auch verhält. Sie veranlasste alles nötige, um den Röntgenraum und den OP vorzubereiten.‹

›Als wir endlich ankamen, ging alles sehr schnell. Plagg wurde sofort auf eine Trage gelegt, dann bekam er einen Zugang in dem gleich schmerzlindernde Medikamente verabreicht wurden. Er war bereits total apathisch als er geröntgt wurde. Laut Dr. Yellowstone sind beide Beine gebrochen und der Schwanz muss auch vielleicht amputiert werden. Ich konnte Plagg zum Abschied nur nochmal kurz über den Kopf kraulen, ehe er in dem OP geschoben wurde.‹

›Nun sitzen wir seit bereits über zwei Stunden in diesem Warteraum und warten auf eine hoffentlich positive Nachricht.‹

›Am Anfang waren auch noch andere Patienten hier, die von einer anderen Ärztin versorgt wurden und die restlichen Termine wurden wohl aufgrund unseres Notfalls verschoben. Es ist mittlerweile sehr spät am Abend und das Tagesgeschäft scheint zu Ende gegangen zu sein.‹

›Da wir jetzt die beiden einzigen im Wartebereich sind und Elize mittlerweile keine Tränen mehr aus den Augenwinkeln kullern, wage ich es doch nochmal sie anzusprechen. Auch wenn das alles durch Plaggs Unfall etwas in den Hintergrund gerückt ist, möchte ich mich dennoch bei ihr entschuldigen.‹

„Es tut mir leid!“, flüstere ich ihr zu.

›Sie reagiert aber nicht, obwohl sie mich genau gehört haben muss, schließlich ist sie ein Werwolf.‹

„Ich wollte dir nie weh tun, Elize!“, versuche ich es erneut.

›Wieder keine Reaktion, was mich innerlich zerreißt!‹

›So nah liegen Glück und Unglück beieinander. Vorhin wollte sie noch mit mir schlafen. Zwar ohne Gefühle aber immerhin mit mir, dem Nerd der ganzen Schule. Ich hätte nicht Cat Noir sein müssen, um ihr nahe kommen zu dürfen. Sie wollte mich so wie ich bin. Sie wollte Maxwell. Das Elize mich wahrscheinlich nackt erkennt würde, war mir schon bewusst aber ich musste dieses Risiko eingehen und ich wusste, das ich mein Geheimnis sowieso nicht mehr lange verheimlichen sollte. Die Geburt rückte immer näher aber je näher die Geburt rückte, umso mehr fehlte mir der Mut ihr die Wahrheit zu sagen. Wir waren so ein gutes Team in den letzten Monaten und unser Umgang war so unbefangen und so entspannt, dass ich Angst hatte aus diesem Traum plötzlich aufzuwachen!‹

Mein Nerd, sein Kater & ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt