46. Schmerz

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Elijah

Geschockt blickte ich auf Ana herab, die ganz schwach und am Ende wirkte. Auf ihrem Bein
war eine große Wunde zu erkennen und ihr Kleid war auch voll mit Blut. Was war hier nur geschehen? Dieser Vampir sollte froh sein, dass ich ihn nicht gequält hatte, sondern einfach das Herz rausgerissen hatte. Er hätte so einiges verdient gehabt, doch ich hatte keine Zeit dafür. Ich müsste mich jetzt erstmal um Ana kümmern. Nur was sollte ich tun? Wenn ich ihr Blut geben würde, wäre sie ganz schön wütend auf mich, doch ich hatte keine andere Wahl. Ich biss mir also in mein Handgelenk und hielt es ihr an den Mund, doch sie trank nicht. Ich dürfte sie jetzt nicht verlieren! Genau das hatte ich verhindern wollen.

„Ich flehe dich an! Bitte trink.", sagte ich mehr zu mir selber, als zu ihr, doch plötzlich trank sie und erleichtert atmete ich auf. Sie trank zwar nur eine kleine Menge, aber das musste genügen. Im Anwesen könnte sie sich dann ausruhen und die Vampire würden es nicht warten mich jetzt anzugreifen. Ich hatte so gut wie alle Vampire im Dorf getötet, auch, wenn ich nicht unbedingt stolz darauf war. Sie hatten es aber nicht anders gewollt gehabt. Ich hob also Ana hoch, die so gut wie nichts wog. Sie müsste echt mehr essen, doch jetzt war es erstmal wichtiger, dass sie wieder gesund werden würde. Ein letztes mal sah ich zu Anas Tante, die reglos am Boden lag. Ich müsste jetzt ganz klar für Ana da sein, denn es wird ihr gewiss nicht gut gehen. Sie hatte ja immer noch Albträume von dem Tod ihrer Eltern und jetzt auch noch das? Wie viel sollte dieses Kind denn noch aushalten? Es war ganz klar nicht fair, aber sie war stärker als man dachte. Sie würde das auch noch durchstehen.

Ich rannte also so schnell, wie es eben ging zum Anwesen zurück, so dass ich auch schon in kürze angekommen war. Schon von draußen hörte ich, dass sich mal wieder Niklaus und Rebekah stritten. In letzter Zeit war das sehr häufig der Fall. Niklaus wollte einfach nicht akzeptieren, dass die beiden zusammengehörten. Ich verstand sein Problem einfach nicht. Er hatte Marcellus selber aufgezogen und trotzdem sollte er nicht gut genug für unsere Schwester sein? Es ergab keinen Sinn, doch Niklaus zu verstehen war verdammt schwer. Ich konnte es nur selten und das obwohl ich ihn schon ewig kannte.

Ich ging also mit Ana auf den Arm herein und weiter zu ihrem Gemach, wo ich sie vorsichtig aufs Bett legte und zufrieden feststellte, dass ihr Herz immer kräftiger schlug. Das Blut schien wirklich zu wirken.

„Was ist geschehen?", fragte nun Rebekah, die anscheinend gehört hatte, dass wir zurückgekommen waren. Sie wirkte ganz aufgelöst Ana so zu sehen und setzte sich schon zu ihr aufs Bett, wo sie sanft ihre Hand nahm.

„Wir sind zusammen zu den Wölfen gegangen, doch als wir angekommen sind waren überall Vampire. Das ganze Dorf ist komplett zerstört und es gibt viele Opfer. Ich hatte sie alleine weggeschickt, doch sie und ihre Tante wurden auf dem Weg auch angegriffen. Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen.", sagte ich und meine Stimme zitterte. Es war garnicht üblich für mich, dass ich so mitgenommen war, doch Ana bedeutete mir einfach alles und ich durfte sie einfach nicht verlieren! Sie war wie ein Kind für mich und es war einfach nur unverantwortlich und dumm von mir gewesen, sie alleine loszuschicken. Ich hätte mich später um die Vampire kümmern sollen.

„Es ist nicht deine Schuld, Elijah. Lass es nicht so nahe an dich heran.", meinte nun meine kleine Schwester lieblich und drückte mich nun auf den Sessel. Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich würde jetzt nicht weinen. Ich müsste für sie stark sein. Das Einzige was ich nun machen könnte, wäre zu warten, bis Ana aufwacht.


Ana

Verwirrt lauschte ich den vertrauten Stimmen, die um mich herum waren. Mein Kopf fühlte sich so an, als würde er gleich explodieren und mein Bauch schmerzte fürchterlich. Was war denn nur los mit mir? Warum konnte ich nicht einfach meine Augen öffnen? Ich hatte keinerlei Ahnung mehr was passiert war. Es war wirklich unheimlich. Die Stimmen um mich herum wurden immer lauter und lauter und so langsam hielt ich es nicht mehr aus. Es drehte sich plötzlich alles, als es endlich wieder leise wurde und ich Schlaf finden durfte.

Nach einiger Zeit kam ich wieder zu Bewusstsein, doch diesmal war es anders. Es schmerzte alles nicht mehr so sehr und es war still. Wie spät war es? Wie lange hatte ich denn geschlafen? Mir kam es so vor wie fünf Minuten oder doch eher Stunden? Mein Zeitgefühl hatte ich wohl auch verloren. Mit all meiner Kraft schaffte ich es endlich meine Augen zu öffnen, wo ich schon erleichtert feststellte, dass ich in meinem Zimmer war. Sofort versuchte ich mich aufrecht zu setzen, doch ich stöhnte nur schmerzerfüllt aus, denn es tat verdammt weh. Die Sonne ging gerade auf, sodass mein Zimmer immer heller wurde.

„Wie geht es dir?", fragte mich Elijah, der wie üblich auf dem Sessel saß. Er schien ziemlich fertig zu sein und seine Haare waren komplett zerzaust. Was war denn bloß los mit ihm? War irgendwas vorgefallen? Hatte es etwas mit mir zu tun?

„Mein ganzer Körper schmerzt fürchterlich.", gab ich ehrlich zu. Ich musste vermutlich auch schlimm aussehen, denn so fühlte ich mich auch. Es war irgendwie so eine Leere in mir, doch warum verstand ich nicht so ganz. Was war denn bitte geschehen?

„Ruhe dich ruhig noch ein wenig aus. Soll ich Niklaus holen?", fragte er mich nun und ich nickte, war dennoch immer noch sichtlich verwirrt.

„Elijah?" Er hielt direkt an, drehte sich fragend zu mir, doch er wusste wahrscheinlich was ich fragen würde. Ich sah es ihm einfach an.

„Was ist geschehen?" Er seufzte laut auf, wollte es mir anscheinend am Liebsten nicht sagen, doch er hatte keine andere Wahl.

„Ich hole erstmal Niklaus.", sagte er nun schlicht und verließ das Zimmer. Dieser Idiot! Ich würde vor Neugier gleich noch platzen. Was sollte das denn? War es denn so schlimm? War jemand tot? Oh Gott! Ging es Marcel und Bekah gut? Ein Schauer überkam mich alleine nur daran zu denken. Ich würde das einfach nicht verkraften. Bitte lieber Gott lass sie nicht tot sein.

Nach ein paar Minuten kam auch schon Elijah wieder und hinter ihm Nik, der sich sofort neben mich aufs Bett setzte und mich besorgt musterte. Ihm schien es auch nicht wirklich gut zu gehen, weswegen ich sachte seine Hand in meine legte, hoffte ihn somit irgendwie zu beruhigen, ihm zu zeigen, dass alles gut war.

„Ana,", fing nun Nik an und ich merkte wie es auch ihm schwer fiel, zu sagen, was los war. „es tut mir leid, aber Ivy, deine Tante, sie ist tot. Ein Vampir hat sie umgebracht und dich fast dazu." Mehr musste ich nicht hören. Ich wurde ganz blass und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Sie war tot! Nun war meine ganze Familie tot. Meine Mutter, mein Vater und nun auch noch sie? Das konnte doch einfach nicht war sein! War das hier alles ein Scherz? Wenn ja war es ein ziemlich schlechter.

„D-Das ist nicht wahr. Elijah?", fragte ich nun verzweifelt nach. Ich konnte das doch nicht einfach glauben. Es durfte einfach nicht wahr sein!

„Es tut mir so leid." Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Bitterlich weinte ich, dachte zu zerbrechen, so sehr tat es weh. Sie hatte mir in so kurzer Zeit so viel bedeutet. Warum musste das Leben nur so sein?

„Ana, bitte beruhige dich. Du musst dich beruhigen.", meinte nun Niklaus der ganz besorgt wirkte. Ebenso auch Elijah, der nun neben mir stand. Wie sollte ich mich denn beruhigen?

„Sie ist tot.", hauchte ich, wollte es nicht akzeptieren, als mich Niklaus auch schon einfach in seine Arme schloss und ich mich an ihn drückte. Er war mein letzter halt, mein Retter. Ich heulte vermutlich sein ganzes Oberteil voll, aber ihm schien es anscheinend egal zu sein. Ich war einfach so froh ihn gerade bei mir zu haben. Ich liebte ihn einfach so sehr.

Hey :) Dieses mal ganz schön früh oder? War heute mal ein bisschen produktiv. Ana tut mir schon ganz schön leid. Wie fandet ihr da Kapitel so? Würde mich wie immer sehr über einen Vote freuen. Bis Bald!

𝐌𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐑𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐝𝐢𝐞 𝐔𝐫𝐯𝐚𝐦𝐩𝐢𝐫𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt