53. Aufklärung

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Gedankenverloren schaute ich den Sonnenaufgang auf meiner Lieblingswiese an. Der Himmel war in den schönsten Farben, von rot bis gelb. Ich hatte ein hellblaues Kleid an und keine Strumpfhose oder Schuhe, weswegen die Grashalme meine Füße kitzelten. Es war mittlerweile echt kalt draußen geworden, doch es war mir egal. Entspannt schloss ich die Augen, legte sachte meine Hände auf den Boden und spürte schon direkt die Energie, der Natur. Sie gab mir einfach so viel Kraft, sodass es mir gleich viel besser ging. Für eine kurze Zeit hörte ich keine Stimmen mehr und es war verdammt befreiend. Es war mittlerweile eine Woche vergangen, seitdem ich wieder ins Leben zurückgekehrt war und es war irgendwie alles anders. Die Anderen verhielten sich alle so sonderbar, hatten angst, dass ich jederzeit wieder tot umfallen könnte. Vielleicht könnte ich das ja tatsächlich? Ich hatte keinerlei Ahnung. Ich hatte auch noch eine Weile um Marcel getrauert, bis sich aber herausgestellt hatte, dass er noch lebte! Er hatte vor dem Kampf Rebekahs Blut getrunken und war nun doch tatsächlich ein Vampir. Die Vorstellung gefiel mir gewiss nicht, aber ich war ganz klar erleichtert, dass er noch lebte. Gerade waren er und Rebekah auf reisen, hatten es ganz klar verdient etwas Zeit zu zweit zu verbringen, doch mich wunderte es, dass Nik es erlaubt hatte.

„Liebes, ist es nicht etwas kalt?", fragte mich Niklaus und legte mir seine Jacke über die Schultern. Er ließ sich neben mir nieder, weswegen ich die Augen öffnete und die Stimmen sofort zurückkehrten.

„Wie geht es dir?", fragte er mich daraufhin und ich verdrehte genervt die Augen, hatte diese Frage so verdammt oft gehört.

„Mir geht's gut, Niklaus", meinte ich, lächelte müde und kuschelte mich ein wenig an ihn.

„Ich mag es, wenn du meinen Namen sagst.", sagte er und brachte mich damit zum Grinsen. Wir saßen, ich an ihn gekuschelt und er mich in seinen Armen haltend, so noch eine Weile da, bis ich am Ende fast erfroren wäre, hätte Nik mich nicht hereingebracht. Drinnen angekommen setzte ich mich aufs Sofa und nahm mir ein Buch zur Hand, doch zu meiner Verblüffung setzte sich Niklaus wieder neben mich.

„Du klammerst.", meinte ich genervt. Ich meine ich mochte es ja mit ihm Zeit zu verbringen, aber es war einfach irgendwie zu viel.

„Tut mir leid.", sagte er entschuldigend und wirkte plötzlich ganz schwach und ängstlich. „Ich kann dich nur nicht nochmal verlieren.", brachte er heraus und schloss gequält seine Augen. Ich hatte ja geahnt gehabt, dass er traurig gewesen war, aber ihn hatte es wirklich verletzt. Ich bedeutete ihm anscheinend wirklich viel. Insgeheim freute ich mich darüber, obwohl ich es vermutlich niemals zugeben würde.

„Ach, Nik.", meinte ich, wusste nicht, was ich genau sagen oder machen sollte, weswegen ich einfach mein Buch an die Seite legte und mich wie eben an ihn kuschelte. Er sollte nicht wegen mir traurig sein. Ich meine ich wusste ja, dass ich nichts dafür konnte, aber trotzdem hatte ich Schuldgefühle.

„Ich will euch ja nicht, bei was auch immer ihr da macht, stören, aber ich denke ich weiß, was bei der kleinen Hexe los ist.", fing Kol an, weswegen ich mich wieder von Niklaus löste und Kol jetzt aufmerksam ansah, hoffte das es mir dadurch wieder besser gehen würde.

„Du hörst doch Stimmen oder? Dir ist manchmal schwindelig und du hast kaum Hunger?", fragte er mich und ich nickte, wusste nicht worauf er hinaus wollte.

„Manchmal habe ich auch diese Schmerzen.", gab ich ehrlich zu, spürte wie sich Niklaus verkrampfte, ihm es gar nicht gefiel, dass es mir nicht gut ging.

„Warum hast du denn nichts gesagt?", fragte er entsetzt und stand auf, wo er hysterisch hin und her lief.

„Sie weiß, dass wir nichts dagegen hätten tun können.", sagte Kol und ich wusste, das er recht hatte. Kein Zauberspruch würde da helfen.

„Anas Vater war ein sehr starker Hexer und zu ihrer Geburt hatte er einen Zauberspruch ausgesprochen, der bewirkte, dass sie zurück zu den Lebenden kommen konnte. Das Problem ist jetzt nur, dass sie zur Hälfte hier, aber auch zur Hälfte drüben ist.", erklärte Kol.

„Aber sie kann damit doch noch lange leben oder?", fragte Niklaus verzweifelt, doch die Frage war eher, ob ich mit diesen Qualen überhaupt leben wollte.

„Nein, ich spüre es.", meinte ich und zu meiner Verblüffung schlug Nik gegen die Wand, sodass ein Loch zu sehen war. So wütend hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen. Vorsichtig stand ich auf, lief zu ihm und legte sanft meine Hand auf seine Wange, wo er sich leicht dagegen lehnte, es zu genießen schien.

„Es ist okay.", sagte ich, wollte nicht, dass er nochmal um mich trauern musste. Das Leben war nun mal nicht fair und jeden konnte es einfach treffen. Das wusste ich, seitdem ich ein kleines Kind gewesen war.

„I- Ich kann das nicht.", meinte er jedoch und rannte in Vampirgeschwindigkeit aus dem Zimmer, wo ich die Haustüre laut zuknallen hörte und ich zusammenzuckte.

„Der kriegt sich schon wieder ein.", sagte Kol, doch würde er das? Würde er es akzeptieren können mich nochmal zu verlieren, mich gehen zu lassen? Wäre ich denn überhaupt bereit dafür? Ich war doch noch so jung! Ich wollte noch so viel erleben, die Welt entdecken, meinen 100. Geburtstag feiern oder eben Kinder bekommen, auch wenn ich das seit langer Zeit ausgeblendet hatte, da ich nur mit Niklaus Kinder haben wollte und das nun mal nicht ging.

„Hey, gehts dir gut?", fragte Kol, stand nun vor mir und musterte mich besorgt. Erst jetzt bemerkte ich, wie mir Tränen übers Gesicht liefen.

„Ich weiß nicht.", meinte ich, nicht sehr standhaft. „Ich bin nur noch nicht bereit zu sterben.", gab ich ehrlich zu, kam mir so dumm und gleichzeitig auch verloren vor. Ich hatte echt nicht vorgehabt mit Kol über sowas zu reden, doch die Mikealsons hatten einfach etwas an sich, sodass ich mich ihnen einfach öffnen konnte.

„Das ist man nie, Kleine.", sagte er, lächelte milde, eher er mich in seine Arme nahm und ich mich heulend an ihn festhielt, diese Nähe gerade einfach brauchte. Natürlich war mir da Niklaus lieber, aber er konnte es anscheinend gerade einfach nicht. Ich verstand es ja, denn ich würde vermutlich komplett am Ende sein, wenn ich wüsste, dass er sterben würde. Ich würde vermutlich noch etwas dummes machen, denn die Welt wäre ohne ihn einfach nicht mehr lebenswert. Es würde mich komplett zerstören.

Hey :) Ein etwas kürzeres Kapitel, aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen. Über eine Rückmeldung und einen Vote würde ich mich wie immer sehr freuen. Bis Bald!

𝐌𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐑𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫 𝐝𝐢𝐞 𝐔𝐫𝐯𝐚𝐦𝐩𝐢𝐫𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt