Silence (Minsung)

39. Kapitel

"Glaubst du Innie geht's gut?", fragt Jisung, welcher mit dem Kopf auf Minho seinem Bauch liegt und auf dem Laptop sieht.
Gerade läuft der dritte Teil von Thor, doch so wirklich konzentrieren kann er sich nicht darauf.
"Er ist bei Chan...also denke ich schon. Klar setzt es ihm stark zu, aber er wird in Ordnung sein."
Minho streicht durch Jisung seine Haare, flechtet sie ein wenig.
"Hay Jungs... könntet ihr kurz auf Yuki aufpassen? Ich muss dringend duschen.", ertönt es von Lia, weshalb die zwei zu ihr sehen.
"Komm her kleine Langweilerin."
Jisung setzt sich auf und nimmt Yuki vorsichtig, welche sich an ihm kuschelt, sogar ein kleines Lächeln auf dem Gesicht hat.
"Danke.", haucht Lia, drückt beiden ein Kuss auf den Kopf, eh sie das Zimmer verlässt.
Minho klappt den Laptop zu, legt die Arme um Jisung und sieht auf Yuki.
"Sie ist so süß.", murmelt Jisung, lehnt sich an seinen Freund, während er auf seine Schwester runter sieht.
"Nicht so süß wie du."
"Idiot."
"Hier wird nicht geflucht. Ein Kind ist anwesend." lacht Minho in Jisung sein Ohr, beschert diesem eine Gänsehaut.
Minho lächelt leicht als er es mit bekommt, streicht über ihre kleine Hand.
"Willst du später Mal Kinder?", fragt Jisung, dreht seinen Kopf etwas zu seinem Freund.
"Ja..Ich denke schon. Und du?"
"Zwei. Ein Mädchen und ein Junge. Sie sollen mindestens fünf Jahre Unterschied haben."
Der schwarz-grün haarige lächelt und drückt ihm ein Kuss auf die Lippen.
"Du bist so unglaublich süß, Baby."
"Gar nicht wahr.", kichert Jisung, sieht ihn mit roten Wangen an, eh er sich wieder seiner Baby Schwester widmet, mit ihr redet.
"Sie wird sich niemals daran erinnern können.", schmollt er.
"Aber du kannst es."
Minho drückt ihm ein Kuss auf dem Nacken, legt sein Kopf dann auf seine Schulter und schließt die Augen.
"Ji?"
"Mhm?"
"Ich liebe dich."
"Und ich liebe dich, MinMin."
Jisung sieht auf seine Schlafmütze an Schwester, lächelt sanft.
"Du schläfst gerne auf dem Arm von jemanden, was?"
"Antworten wird sie dir nicht können." schmunzelt Minho, sieht dann zu Lia, welche frisch geduscht und mit neuen Klamotten in der Tür steht.
"Ich nehme sie dann wieder.."
Jisung schmollt etwas, nickt aber. "Ist okay..Wir können sie aber mit raus nehmen..Ich wollte sowieso etwas spazieren..Dann kannst du dich entspannen und schlafen, Mom."
"Wirklich?"
Jisung nickt lächelnd und sieht zu Minho.
"Bist du dabei?"
"Natürlich."

"Es ist ziemlich kalt."
"Wir haben auch November, Nervensäge.", schmunzelt Minho, setzt Jisung die Kapuze auf.
"Und du solltest dir vielleicht auch etwas mehr anziehen, als einen Hoodie und eine Jeansjacke, Baby."
Jisung sieht ihn nur schmollend an, bekommt dafür ein Kuss auf die Lippen gedrückt.
"Hör auf zu schmollen. Du siehst scheiße aus, wenn du schmollst."
"Du siehst auch scheiße aus.", sagt der jüngere bockig, während Yuki im Kinderwagen anfängt wach zu werden und zu quängeln.
"Oh oh das Baby wird wach.", sagt Jisung, weshalb Minho nur leise lacht und sie vorsichtig aus dem Wagen hebt.
"Hay Schlafmütze..", lächelt er und wiegt sie sanft, gibt ihr den Schnuller wieder. An welchem sie nun weiter nuckelt, sich beruhigt.
Lächelnd legt er sie wieder in den Kinderwagen, doch nach nicht einmal zwei Minuten fängt sie wieder mit quängeln an.
"Sie will getragen werden.", sagt Jisung.
"Willst du oder soll ich?"
"Ich habe immer noch Angst davor sie fallen zu lassen bei meiner tollpatschigkeit.", nuschelt Jisung, weshalb der ältere nur schmunzelt und das Baby wieder hochhebt.
Sofort beruhigt Yuki sich, legt ihren Kopf an seine Schulter, welchen er stützt.
"Wir sollten später viele Babys bekommen.", nuschelt Jisung, macht ein Foto davon.
"Du wolltest nur zwei.", lacht Minho, wippt mit Yuki etwas hin und her.
"Mit dir würde ich auch eine ganze Fußballmannschaft adoptieren."
Minho lächelt seinen Freund sanft an, drückt ihm ein Kuss auf die Lippen.
"Irgendwann...Lass uns unsere leben erst einmal auf die Reihe bekommen, die Schule beenden, studieren oder arbeiten gehen. Eine Wohnung bekommen und dann sehen wir weiter."
"Was hälst du von heiraten?", fragt Jisung, sieht ihn neugierig an.
"Ich find's absolut unnötig. Und du?"
"Ich würde schon gerne heiraten. Ich wollte immer mit fünfundzwanzig verheiratet sein."
"Wieso mit fünfundzwanzig?"
"Keine Ahnung. Ich find's das perfekte Alter zum heiraten."
Jisung zuckt mit den Schultern, reibt sich die Hände.
Ihm ist eiskalt und dazu weiß er nicht wie lange er mit Yuki draußen bleiben sollte.
"Wir sollten bald zurück..Wie lange darf man eigentlich mit einem Baby draußen sein? Ich Google mal.."
Minho schmunzelt etwas, beobachtet seinen Freund.
"Du hast einen tollen großen Bruder. Ich hoffe du weißt das." flüstert er der kleinen zu, welche schon wieder fast eingeschlafen ist.
Schlafen Babys echt so viel?
"Wir sollten in fünf Minuten mit ihr zurück." sagt Jisung, steckt sein Handy weg.
"Aber lass uns ein Kakao holen gehen. Ich bin am erfri...oh."
Minho sieht in die Richtung, in welche Jisung sieht, beißt sich auf die Lippe.
"Wir sollten in die andere Richtung gehen, dann musst du nic.."
Minho reicht Jisung seine Schwester, welcher ihn überfordert an sieht.
"Geh du mit Yuki nach Hause...Ich komme nach, ja? Ich sollte mit ihr reden, oder sie jedenfalls reden lassen. Wir sehen uns später wieder daheim, ja?"
Jisung nickt etwas überfordert, bekommt ein Kuss auf die Lippen gedrückt.
Dann geht Minho zu seiner Mutter, welche gerade mit ihrem Mann in ein Café rein geht.
Er folgt ihnen, stellt sich dann an den Tisch, an welchem sie Platz genommen haben.
"Minho..?"
"Du hast genau zehn Minuten um mir alles zu erklären. Ich weiß nicht ob ich dir dann verzeihen werde, aber du hast zehn Minuten um dich zu erklären. Danach sehen wir weiter."
"Ich lasse euch dann Mal alleine.", sagt Hyuna ihr Mann, steht auf und geht zur Theke.
Minho setzt sich seiner Mutter gegenüber, sieht sie abwartend an.
"Die Zeit läuft im übrigen schon, seid dem ich meinen letzten Satz beendet habe.."
"Ich habe gehört das dein Vater im Gefängnis ist, wegen dem was er dir angetan hat..."
"Hätte ich schon früher tun sollen." sagt Minho, streicht über seine Rippen.
"Es tut mir so leid...das er dir das alles angetan hat..das ich nicht da war um dich vor ihm zu beschützen. Ich weiß auch nicht, wieso er dich nie lieben konnte..", sagt sie.
"Es ist nun einmal so..dafür habe ich jetzt Jisung, welcher mich liebt.. Aber das erklärt dein abhauen nicht."
"Es war eine Kurzschlussreaktion." fängt sie an, fährt sich durch die Haare.
"Mina ihr Tod war plötzlich da und dein Vater ist durch gedreht. Ich habe dich, wenn ich ehrlich sein soll, total vergessen gehabt. Ich habe vergessen, dass du oben in deinem Zimmer schläfst...Ich habe meine wichtigsten Sachen zusammen gepackt und bin in der Nacht abgehauen. Als ich langsam wieder zu mir kam, habe ich sofort umdrehen und dich holen wollen, aber ich war viel zu Feige. Habe mir die ganze Zeit eingeredet, dass es dir gut gehen würde..."
Minho lacht sarkastisch auf.
"Ich wurde zehn Jahre nicht geliebt. Ich wurde ausgenutzt und als Boxsack benutzt. Dazu habe ich aus Angst nicht gesprochen. Denkst du wirklich das es mir gut gehen hätte können, obwohl er mich nie geliebt hat? Keine einzige Sekunde?"
"Ich weiß, dass es absolut dumm war, Minho. Ich wollte dich wirklich holen, aber ich habe mich nie getraut...Jeden einzelnen Tag habe ich an dich gedacht, habe dir Briefe geschrieben."
"Die habe ich nie bekommen."
"Ich habe sie auch nie abgeschickt...aber einen habe ich bei mir...möchtest du ihn haben?"
Minho beißt sich fest auf die Unterlippe, sieht auf dem Briefumschlag, welchen sie ihm rüber schiebt.
"Du musst ihn natürlich nicht lesen. Und ganz sicher musst du mir nicht verzeihen. Das was ich getan habe, war ein Fehler. Ich wünschte wirklich, ich könnte die Zeit zurück drehen und hätte den Mut gehabt dich zu holen."
"Mhm..."
Minho sieht zu ihr, blickt in ihre Tränenverschleierten Augen.
"Ich möchte wieder ein Teil deines Lebens sein Minho. Ich weiß, dass es nichts gut macht, aber ich möchte die Mutter sein, welche du verdient hast. Die du dein ganzes Leben schön hättest gebraucht."
"Ich..."
Minho packt den Brief ein, steht auf.
"Ich werde darüber nachdenken, okay?"
"Darf ich deine Nummer haben, Minho?"
Der achtzehnjährige nickt, tippt seine Nummer bei dem Handy seiner Mutter ein, eh er das Café verlässt und erst einmal tief durch atmet.

"Bin zurück."
"MinMin."
Jisung springt von der Couch auf, springt in die Arme seines Freundes, welcher nur lächelt, ihn fest hält.
"Hay Baby."
"Und? Wie war's..? Wie.."
Durch Shownu wird er unterbrochen, weshalb er mit schmollen beginnt.
"Minho? Können wir kurz reden?", fragt Shownu, weshalb der achtzehnjährige nur nickt, Jisung auf dem Boden abstellt.
Dieser schmollt nur vor sich hin.
"Worum geht's denn?", fragt Minho, sieht Shownu neugierig an.
"Die Gerichtsverhandlung steht fest. Sie ist nächste Woche. Denkst du, dass du es schaffst ihm gegenüber zu treten?"
"Irgendwann muss ich es sowieso nicht wahr?" fragt Minho leise, weshalb Shownu ihn besorgt mustert.
"Ich kann auch gucken, ob man es verschieben kann, wenn du noch nicht..."
"Nein." sagt Minho. "Ich bekomme das hin. Ihr seid doch dabei, richtig?"
"Jede einzelne Sekunde.", sagt Jisung. Erst möchte Lia dagegen protestieren, aber sie weiß, dass es nichts bringen würde.
Jisung würde so oder so mit gehen.
"Gut. Dann werden wir morgen alles noch einmal genau durchgehen und besprechen...Jetzt muss ich zu einem anderen Klienten. Wir sehen uns später."
Shownu küsst Lia kurz, streicht über Yuki ihre Wange, eh er den beiden Teenagern durch die Haare wuschelt.
Keine drei Minuten später fällt die Tür ins Schloss.
"Hast du Hunger?"
Minho schüttelt nur den Kopf, drückt Jisung an sich.
"Hast du gegessen, Ji?"
"Ja, mit Mom und Shownu zusammen.", sagt der jüngere, bekommt ein Kuss auf dem Hinterkopf gedrückt.
"Wir sind dann im Zimmer."
"Ist in Ordnung.", lächelt Lia, legt Yuki in die Wiege, welche im Wohnzimmer steht.
"Viel Spaß."
Jisung zieht Minho mit, schließt die Tür hinter sich ab.
"Also? Wie war's? Was kam heraus? Hast du ihr verziehen? Hatte sie eine gute Erklärung?"
"War in Ordnung denke ich...nicht viel. Eigentlich schon alles was ich mir gedacht habe. Verziehen habe ich ihr nicht, aber sie hat jetzt meine Nummer..."
Er holt den Brief hervor, gibt ihn Jisung.
"Kannst du ihn mir vorlesen?"
"Natürlich."
Der jüngere setzt sich neben seinen Freund, öffnet den Brief und fängt an diesen vor zu lesen.

"Hay mein kleiner, süßer Engel,

Heute ist dein achter Geburtstag.
Ob du ihn feierst?
Ich wünsche mir wirklich, dass du deinen Geburtstag feierst. Du hast eine Geburtstagsfeier verdient.
Auch hoffe ich, dass dein Vater dich gut behandelt.
Ich weiß, du wirst unglaublich sauer auf mich sein, weil ich einfach plötzlich weg gewesen bin und es gibt auch keinerlei Entschuldigung für mein verschwinden, schließlich bräuchtest du mich auch.
Ich bin deine Mutter und habe darin versagt, weil ich nach dem Tod von Mina verschwunden bin, keinen Gedanken an dich verschwendet habe.
Ich war absolut egoistisch.
Und es tut mir so unglaublich leid.
Glaub mir mein Engel...ich liebe dich über alles und wäre ich nicht so feige, würde ich dich zu mir holen.
Du hast ein tolles Leben verdient, Min. Auch ohne Mina bekommen wir es hin.
Bekommst du es hin.
Du bist ein starker, schlauer, wunderschöner Junge...
Ich vermisse dich mein Engel.
Ich habe dir ein Geschenk gekauft, aber es liegt noch neben mir.
So sehr würde ich es dir geben und dein strahlen sehen. Du hättest diese Katze geliebt.
Ob du jemals Katzen haben wirst?
Ich verspreche dir, ich werde bald zu dir kommen, dich holen und eine gute Mutter für dich sein.
Ich liebe dich mein Engel.

Mit vielen küssen deine Mama."

Jisung sieht zu seinem Freund nachdem er den Brief zuende gelesen hat.
Als er seinen Freund stumm weinen sieht, bricht es ihm sofort das Herz.
Er legt den Brief sofort zur Seite, setzt sich auf Minho sein Schoß und drückt ihn an sich.
Der ältere krallt sich in Jisung seinem Rücken, drückt sein Gesicht in dessen Halsbeuge und weint.
Das alles zu hören ist schmerzhaft.
Das alles zu wissen tut genauso weh.
Er weiß nicht was er denken oder fühlen soll.
Er möchte ihr das alles ja verzeihen, aber weiß Minho einfach nicht wie.
Es hat ihn so zerstört, ihm das Herz gebrochen und eine riesen Narbe hinterlassen.
Leider kann er einfach nicht so tun, als wäre nie etwas gewesen.
Natürlich möchte er seine Mutter zurück in seinem Leben haben, aber gleichzeitig will er sich einfach von sich stoßen, aus Angst wieder so verletzt zu werden.
Bitterlich schluchzt er auf, krallt sich mehr in Jisung seinem Hoodie.
"Ich bin da, MinMin...Es ist gut...lass es ruhig alles heraus. Ich halte dich fest. Solange wie du es brauchst..", flüstert Jisung, streicht durch seine Haare.
"F-Für immer?"
"Dann halte ich dich den Rest unseres Lebens fest.", flüstert Jisung, drückt ihm ein Kuss auf den Haarschopf.
"Ich liebe dich, MinMin.."
"I-Ich l-liebe d-dich a-auch, N-Nervens-säge."