dos[2]

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Unknown

Lange musste ich nicht warten, denn nach weniger als einer Minute wird die Tür der Toilette energisch aufgerissen und sie tritt mit erhobenem Kopf aus dem Klo. Doch mit mir hat sie nicht gerechnet. Sofort verändert sich ihr entschlossener Blick, und etwas, das ich nicht beschreiben kann, blitzt in ihren Augen auf.

"Como te llamas, pequeña?", frage ich trotz dessen leise und stoße mich an der Wand ab, um ihr näherzutreten.
[Wie heißt du, kleine?]

"Erstens, nenn mich nicht kleine.
Zweitens, mein Name geht dich nichts an", faucht sie wild und schaut mich sauer an, doch sie sieht nicht furchteinflößend, sondern noch süßer aus. Mit ihrer Körpergröße wirkt sie wie ein Gartenzwerg aus dem Garten meiner Mutter, vor allem weil sie vier Köpfe kleiner als ich ist.

"Ich steh’ auf wilde Frauen"versuche ich es auf die perverse Art, und sehe zu, wie sie einen Schritt zurücktritt, während sie ihr feines Gesicht etwas verzieht.

"Billige Anmache, …"beginnt sie, doch kennt meinen Namen nicht.

"Emilio, pequeña", erkläre ich rau, trete ihr wieder einen Schritt näher.
[kleine]

"Gut. Billige Anmache, Emilio."

"Jetzt geh", erwidert sie, doch wirkt etwas unsicher, da sie meine Reaktion nicht voraussehen kann.

"Mein Name aus deinem Mund klingt wundervoll. Wie heißt du, Namenlose?"beginne ich erneut, denke gar nicht erst dran zu gehen.

___
Vaiana 

Als er keine Anstalten macht zu gehen, grummle ich leise und überlege ihm einfach zu antworten, in der Hoffnung er verschwindet einfach. Doch so schätze ich ihn nicht ein, aber was solls.

"Noch jemand da?"höre ich ihn leise lachend fragen, reiße mich zusammen und wende meinen Blick von seiner  muskulösen Brust ab.

"Ich heiße Vaiana", erkläre ich, dann schaue ich auf und blicke direkt in seine Augen. Und zum weiten Mal in kurzer Zeit bleibt mein Herz fast stehen, denn so ein intensives, dunkles Blau habe ich noch nie gesehen.
Als ich seine Augen näher mustere, fällt mir ein hellblauer Ring direkt um seine Iris auf, und es lässt ihn tatsächlich noch fabelhafter aussehen. Was hat dieser Mann an sich, dass er mich so heftig anzieht?

"Vaiana…ein wunderschöner Name", erwidert Emilio nach ein paar Minuten stille leise, tritt näher und hebt seine Hand. Normalerweise wäre das der Moment, in dem ich zusammenzucke und verschwinde, doch ich fühle mich gerade außerordentlich sicher.
Also lasse ich zu, dass er eine meiner weißblonden Haarsträhnen in die Finger nimmt, sie einmal drumherum dreht und dann hinter mein Ohr steckt.

"Na, hab ich dir die Sprache verschlagen?", fragt er urplötzlich rauer als vorher, grinst auf mich herab und legt seinen breiten Arm um meine Taille. Wiedereinmal wehre ich mich nicht, bin immer noch wie versteinert, und lasse zu, dass er mich sanft an die Wand hinter uns drückt.

"Ich …", setze ich an, doch mein Hirn ist wie leergefegt. Als hätte es auf einmal komplett den Geist aufgegeben.

Aber auch Emilio wird ruhiger, sieht mir starr in die Augen und senkt seinen Kopf zu mir herunter. Und gerade als ich bereit gewesen wäre, meine Lippen auf seine zu pressen, reißen laute Männerstimmen uns aus unserer bunten Seifenblase.

"Emilio, verdammt!", brüllt einer der Männer vor uns, deutet wild gestikulierend auf das Chaos hinter sich und fuchtelt mit den Händen in der Luft.

Wie als wäre unsere Blase geplatzt, lösen wir uns voneinander, und alle Geräusche prasseln auf uns ein.
Geschrei, Poltern und Schüsse. Verdammte scheiße, Finja

"Santa mierda!"flucht der schöne Mann vor mir wild, packt sich in den hinteren Hosenbund und zieht urplötzlich eine schwarze Pistole hinter seinem Rücken hervor.[Verdammte scheiße]

"Bring sie nach draußen, Dave!", befiehlt er dem Typen vor uns, entsichert die Waffe gekonnt und rennt fluchend davon. Komplett überfordert lasse ich mich von dem Typen nach draußen zerren, schlage kreischend um mich, da ich Finja nirgends sehe und wehre mich um wieder in den Club zu rennen, doch der Mann hat zu viel Kraft.

"Halt die Fresse verdammt nochmal!", schreit er mich an, als ihm die Nerven ausbrennen, und drückt mich an die Hauswand hinter mir. Wie auf Knopfdruck werde ich still, bekomme Angst und beginne zu zittern. Ich wusste doch, die sind alle nicht normal!

"Lass meine Freundin los, du feo pedazo de mierda!", höre ich urplötzlich Finja brüllen, schaue hinter diesen Typen, der mich immer noch an die Wand drückt und spüre, wie er sich anspannt. Ein kurzes Klicken ertönt, und wenige Sekunden später lässt der Typ mich fallen und geht fluchend auf die Knie. [behindertes Stück scheiße]

"Meine Güte, gehts dir gut?", fragt meine Freundin sofort aufgeregt und zieht mich von der Mauer in ihre Arme.

"Ja... ja alles gut. Was zum Geier ist hier los?", frage ich urplötzlich sauer, löse mich von Finja und sehe mich um.
Überall rennen Leute herum, am Straßenrand stehen massenweise Vans und die Menschen schreien.

"Ich weiß nicht. Ich habe auf dich gewartet, aber plötzlich wurde die Tür aufgerissen und um die zwanzig Männer haben begonnen zu schießen.
Wo in Gottes Namen warst du?", fragt sie aufgebracht und sieht sich um.

"Ich war auf Klo und als ich rauskam, stand Emilio vor mir … und wir haben geredet", erkläre ich ihr die Kurzfassung und sehe, wie sich ein breites Grinsen auf ihren Lippen ausbreitet.

"Emilio also, schöner Name"lacht sie mich aus und tut so als wäre hier gerade nicht die Hölle los.
Denn urplötzlich sind Paparazzi erschienen, doch sind sie nicht allein.
Massenweise schwarze Geländewägen parken die Straße zu, hunderte von Männern steigen aus und rennen bewaffnet in den Club, in dem es den Geräuschen nach heftig abgeht.

"Was auch immer hier los ist, wir gehen", bestimme ich gefasst, packe Finja an der Hand uns renne mit ihr zu unserem Auto. Ohne nachzudenken, steige ich ins Auto, warte bis Finja einsteigt und rase so schnell es geht davon weg. Dabei spüre ich den Alkohol kein bisschen mehr, denn der Schock hat mich wohl wieder nüchtern gemacht.

"Ich hoffe, Eliza geht es gut"

Day and Night | Rodríguez Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt