dieciséis[16]

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Vaiana

Mit schwitzigen Händen steige ich die Treppenstufen hoch, atme immer wieder stockend aus und versuche mich auf den Boden zu konzentrieren.

Vor ein paar Minuten hat Nicolás mir eine kurze Führung durch das Haus gegeben, dann hat er aber einen Anruf bekommen und musste schnell nach oben in die zweite Etage kommen.
Nach Minuten, in denen ich allein durchs Haus spaziert bin, kam er wieder herunter, nur leider sah sein Gesicht nicht mehr freundlich, sondern angespannt aus.

Er erklärte mir das Emilio mit mir reden will,um zu erklären warum er gestern so bösartig gehandelt hat.
Stark hatte ich verneint,doch als mir meine aufkommenden Fragen in den Sinn kamen,nickte ich zögernd und ließ mich in die große Eingangshalle führen.

Während Nicolás gerade sonst was tut, komme ich also in der zweiten Etage an und spüre ein tiefes Kribbeln in meinem Magen. Und das Kribbeln ist nicht vor Freude. So viel kann ich sagen.

Zögernd knete ich meine schweißnassen Hände und gehe den langen Gang,bis ich hinten ankomme,entlang.
Überall sind geschlossene Türen, bei denen ich nicht weiß, was sich dahinter verbirgt. Nur die Tür neben Emilios Büro ist mir bekannt, da ich dort seit zwei Tagen schlafe.

Ich halte vor der großen Tür von Emilios Büro an,atme ein paar Mal durch und hebe meinen tonnenschweren Arm um an der Tür zu klopfen.
Schon nach wenigen Sekunden ertönt ein lautes"herein", das ich am liebsten überhört hätte. Doch ich reiße mich zusammen, lege meine Hand an den kalten Silbergriff der Tür und öffne diese behutsam.
Sicher ist sicher-denke ich mir,als ich das Büro betrete und die Tür nur anlehne.

"Setz dich, Vaiana"ertönt Emilios raue Stimme, die gestern noch übergriffig gestöhnt hat. Kurz zucken meine Augen auf seinen breiten Körper, der wie ein König auf einem großen Bürosessel thront und sich von nichts beirren lässt.
Dann setzen sich meine wackeligen Beine in Bewegung und führen mich wie ferngesteuert auf einen der beiden Sessel vor seinem großen Schreibtisch zu,nur damit ich meinen plötzlich so schweren Körper drauf fallen lasse.

Tief atme ich durch,dann richte ich mich auf und drücke die Schultern durch,um selbstbewusster zu wirken.
Meinen Kopf hebe ich, wenn auch zittrig und schaue direkt in blaue Augen, in denen ein großer Sturm wütet. Was habe ich schon wieder falsch gemacht, Emilio?

Nach wenigen Minten der Stille,in der wir uns stumm in die Augen gestarrt haben,wendet mein Gegenüber den Blick stumm ab,atmet gereizt aus und führt sich ein Glas voller Whiskey an die vollen Lippen.

Wie sie wohl schmecken?

Geschockt über meine Gedanken reiße ich die Augen auf, blinzle ein paar Mal hintereinander und kneife die Augen fest zusammen. Dann öffne ich sie erneut und lasse meinen Blick ungläubig durch das große Büro schweifen.

Solche Gedanken sollten mir nicht in den Kopf kommen, vor allem nicht nach gestern. Sonst bin ich immer sehr nachtragend, doch irgendwie stört mich der Gedanke an gestern nicht mehr allzu sehr. Hat die Haushälterin mir was ins Getränk gekippt?

Bei dem Gedanken an Elena stellen sich meine Nackenhaare unwillkürlich auf, denn dieses Weib bedeutet nichts Gutes. Ihre giftigen Blicke und das aufgetakelte Gesicht schreien förmlich, dass sie mich nicht leiden kann. Warum weiß ich nicht, aber es scheint besser zu sein, Ruhe zu bewahren. Auch wenn mein Körper gerade anders als ruhig ist, weil Emilio mich fest anstarrt.

Day and Night | Rodríguez Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt