el final 1. [Das Ende 1.]

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Vaiana

Mein Herz rast, ich spüre es klar und deutlich. Meine Lieder flattern, ich sehe es genau vor mir. Meine Nägel krallen sich in seine warme Hand, die mich nicht mehr retten kann. Niemand kann mich mehr retten, denn es ist zu spät für mich, und das Kind in mir.

"Rettet das Kind..", hauche ich mit kratziger Stimme. So leise, dass mich niemand hört. Sie sollen meinen Sohn retten. Unseren Sohn. Denn das Schicksal hat zugeschlagen.

"Vaiana, hörst du mich?", reißt mich eine Stimme aus dem Schlaf. Ich reiße meine mit Glitzer geschminkten Lieder auf und blinzle einige Male, ehe ich klar sehen kann. Meine Atmung geht schnell, mein Herz klopft vor Aufregung. Es war nur ein Traum..es wird alles gut.

"Vaiana, geht es dir gut..du bist ganz bleich im Gesicht?", fragt mich die gleiche Stimme wieder, also drehe ich den Kopf langsam nach links. Eliza und Finja sitzen in grünen Kleidern vor mir, schauen mich merkwürdig verunsichert an.

"Tut mir leid, ich bin kurz eingeschlafen.. Ihr wisst es ja am besten" lächle ich und bin langsam wieder bei Sinnen. Ich sitze mit meinen Trauzeuginnen in einer schwarzen Limousine, die uns zu meiner Hochzeit fährt. Denn in weniger als 20 Minuten werde ich Emilio heiraten, und bin im achten Monat schwanger.
Doch ich liebe es.

"Sicher, dass alles gut ist, du wirkst verwirrt?", fragt Finja und reicht mir ein Taschentuch, mit dem ich mir die laufende Nase putze.

"Ich habe schlecht geträumt", erkläre ich und lächle beide an. Ich sollte mir diesen besonderen Tag meines Lebens nicht von einem dummen Traum versauen lassen. Mir geht es gut, unserem Sohn geht es gut.

"Also gut.." , summt Eliza, die ihr orangenes Haar nach oben gesteckt hat.
Silberne Ohrringe glitzern an ihren Ohren, und passen perfekt zu dem grünen Stoff des Kleides, das beide Frauen tragen. Die Hochzeitsplanerin wollte wissen, ob Emilio und ich eine Kleiderordnung haben wollen. Und weil ich Grün nun mal liebe, aber es selbst nicht anziehen kann, tragen nun alle Gäste etwas Grünes.

"Da ist die Kirche!", höre ich meine beste Freundin quietschen, was meinen Puls sofort wieder in die Höhe treibt.
Ich bin wahnsinnig aufgeregt, Emilio endlich zu heiraten.

Genau heute, am 1. April 2010.

○●
Emilio

"Das letzte Mal warst du sieben und ich hatte dir eines meiner Spielzeugautos geschenkt, als ich dich so glücklich gesehen habe"

Ich drehe den Kopf zu meinem Bruder Asher, der zusammen mit meinem besten Freund Nicolás, mein Trauzeuge ist. Beide tragen einen grünen Anzug und strahlen mich so hell an, wie die Sonne außerhalb der Kirche scheint.
Gerade will ich ansetzen und etwas erwidern, als leise Musik beginnt zu spielen, und die großen weißen Kirchentüren sich öffnen. Langsam drehe ich mich um, und Blick schweift über die Trauzeuginnen meiner baldigen Frau, die ebenfalls in grünen Kleidern stecken. Lächelnd laufen beide durch die Tür, kommen den langen Gang entlang gelaufen und stellen sich lachend auf die rechte Seite, neben Asher und Nicolás.

Meine Schultern heben sich und ich richte mich auf, während mein nervöser Blick an der offenen Tür der geschmückten Kirche hängen bleibt.
Und dann sehe ich sie. Vaiana.

Eingeharkt in den Arm meiner Mutter, die ihren und meinen armseligen Vater ersetzt, kommt sie in die Kirche getreten. Das weiße Kleid scheint in alle Richtungen, betont das glänzende Braun ihrer glatten Haut. Die blonden Haare sind in einem Dutt nach oben gesteckt und mit glitzernden Klammern geschmückt. Die silberne Krone auf ihrem Haar wird abgedeckt durch den Schleier, der ihr schönes Gesicht abdeckt. Und der enge, obere Teil des Kleides, betont den großen Babybauch, ohne Makel.

Day and Night | Rodríguez Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt