Hermine wich nicht von seinem Bett.
Mittags hatte sie überlegt, zu ihren Lehrern zu gehen, um die Arbeiten einzusammeln, die sowohl sie als auch Malfoy verpasst hatten, aber stattdessen hatte sie die Ziegelsteine an der gegenüberliegenden Wand gezählt, zuerst von unten links nach unten rechts, dann umgekehrt, und dann von oben rechts nach oben links und umgekehrt. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie viele Ziegel es waren, aber es war ihr irgendwie wichtig vorgekommen. Schließlich, als das Licht vom Himmel verschwand und Madam Pomfrey nach ihrem Patienten sah (der nicht ein einziges Mal aufgewacht war), bevor sie ein letztes Mal verschwand, gönnte sich Hermine etwas Schlaf.
Der Stuhl war nicht besonders bequem, aber sie war klein genug, um es zu schaffen. Trotzdem verdrehte sich ihr Nacken in einem komischen Winkel und sie klammerte sich an ihre Knie, ihre Zunge schmeckte nichts als die Zaubertränke in der Luft und die Stille des schlafenden Schlosses. Sie schlief unruhig und wachte plötzlich in einem Anfall stimmloser Panik auf, bevor ihr klar wurde, wo sie sich befand und was am Vortag geschehen war, um sie dorthin zu bringen. Ihre Albträume hatten nie eine große Wucht – sie erschreckten sie einfach bis sie aufwachte, aber sie konnte sich nie an die Träume erinnern und was sie so quälend machte.
Hermine war wieder eingeschlafen, als sie ihn schreien hörte.
Sie wurde durch das Klappern des Stuhls wach und sah sich um. Malfoy krümmte sich auf dem Bett und klammerte sich so fest an den Rand der Matratze, dass seine Arme weiß geworden waren und das Blau seiner Adern im Mondlicht schimmerte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und er hatte sich so fest auf die Lippe gebissen, dass die Wunden wieder aufgeplatzt waren und das Blut an seinem Kinn herunterlief. Hermine stolperte an seine Seite. Sie betastete seine Stirn, ihre andere Hand legte sich über seine geballte Faust und schüttelte ihn. Er glühte praktisch.
„Malfoy.", flüsterte sie. Sie rüttelte an seiner Hand und versuchte, ihn zu wecken. Er wimmerte nur. „Malfoy. Es ist nicht echt. Wach auf! Wach auf –"
Er schoss hoch. Seine Hand drehte sich, um die ihre zu ergreifen, seine Augen, weit und ängstlich, huschten durch den Raum und verweilten auf den dunklen Gestalten in den Schatten. Schließlich sah Malfoy sie an – sie war sich nicht sicher, ob er sie wirklich gesehen hatte – und übergab sich.
Hermine sprang aus dem Weg. Er hielt ihre Hand immer noch so fest, dass sie das Gefühl hatte, er könnte ihr aus Versehen die Finger brechen, aber sie schaffte es, ihm mit der anderen Hand den Rücken zu massieren und beruhigende Geräusche zu machen, während er sich übergab. Er würgte weiter, auch als nichts mehr nach kam und er am Ende war. Sein Körper sackte in sich zusammen, als er fertig war und er ließ sich auf das Kissen fallen, während die Überreste an seinem Kinn trockneten.
Hermine presste ihre Lippen zu einem Strich zusammen. Er sah so erschöpft aus, so unendlich müde. Sie löste ihre Hand aus seiner, wobei Malfoy nicht einmal die Augen öffnete, und begann, ihn zu säubern und die Lache aus Erbrochenem zu beseitigen, die den Boden und die Bettlaken verschmutzt hatte.
Als sie fertig war, setzte sie sich behutsam auf die Bettkante. Er sah tot aus, grau und erschöpft, und Hermine wollte wieder seine Hand halten, um ihn daran zu erinnern, dass er noch lebte.
„Alptraum?", flüsterte sie. Es kam ihr wie eine dumme Frage vor, als sie die Luft zerschmetterte. Malfoy nickte. Er hatte immer noch die Augen geschlossen und atmete tief und leise ein und aus, bis seine Brust bebte. „Die bekomme ich auch."
Er antwortete nicht. Hermine war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt gehört hatte, aber sie blieb neben ihm sitzen und starrte auf ihre Schuhe hinunter. Die Nacht fühlte sich ruhiger an als zuvor.
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Wanderer deutsch
FanfictionÜbersetzung von Wanderer Die Originalgeschichte ist von Everliah/Moonysfreckles Sie trifft eines Nachts auf ihn, ohne zu wissen, dass diese zufällige Begegnung in einem Hogwarts Korridor das Leben von ihnen beiden retten wird. Dies ist eine Nachkrie...