Das Leben jetzt

177 18 0
                                    


Malfoys Bett war leer und gemacht, als Hermine später an diesem Tag wieder in den Krankenflügel zurückkehrte. Sie hatte ein Buch aus der Bibliothek mitgebracht, dass sie an ihn erinnert hatte und ein kleines Päckchen mit Essen von der Küche und sie war gerade um die Ecke gebogen, als ihr auffiel, dass er verdächtig abwesend war. Das Zimmer war leer und alles was sie tun konnte war dazustehen und das Bett anzustarren, in dem er zuvor gelegen hatte. Als ihr Gehirn sie einholte, drehte sich Hermine auf dem Absatz um und ging zurück zum Gemeinschaftsraum.

Es war drei Tage her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte.

Malfoy kam zu keiner ihrer Unterrichtsstunden. Hermine sah ihn nicht in der Großen Halle. Sie liefen sich auch bei ihrem nächtlichen Umherwandern nicht über den Weg, wenn sie beide nicht schlafen konnten.

Ihre Schlaflosigkeit war noch schlimmer als zuvor, sie wachte auf, sobald auch nur ein bisschen Sonne zu sehen war, wenn sie überhaupt einschlief und sie verbrachte jede freie Minute in der Bibliothek. Zu arbeiten lenkte sie ab. Es machte sie müde, und auch wenn sie nachts nicht schlafen konnte, schaffte sie es so wenigstens ein Nickerchen zu machen. Hermine saß bei Ginny und Neville zum Essen und tat so als ob sie ihnen zuhörte. Sie sprachen über unwichtige Dinge und manchmal gesellte sich Luna zu ihnen und die Unterhaltungen wurden so absurd, dass Hermine sich einfach wegdrehte. Sie schrieb Harry und Ron immer noch. Mrs Weasley schickte ihr immer noch gestrickte Schaals, Handschuhe und Mützen.

Aber Hermine fühlte sich einsam.

Auch wenn sie es versuchte, konnte sie ihre Augen nicht davon abhalten ihn zu suchen. Da war etwas in der Wut in Draco, in der ungezügelten Angst und dem Gefühl, dass sie daran erinnerte, dass sie auch noch am Leben war. Hermine glaubte nicht, dass es ihm bewusst war, aber er glaubte an sie.

Sie brauchte seinen Glauben an sie.

Das war der Grund, davon war sie überzeugt, warum sie gerade Blaise Zabini durch den Korridor hinterher jagte und dabei so schnell lief, wie ihre Beine sie tragen konnten, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass sie gleich Alte Runen hatte und ihre Schultasche auf dem Bett in ihrem Schlafsaal lag. Der Slytherin war viel größer als sie und schneller. Seine grünen Roben wollten gerade um die Ecke verschwinden, als Hermine das Rennen anfing und „Zabini!" rief.

Ob er sie nicht hörte oder ignorierte, wusste sie nicht.

Sie schnaufte schwer und bog um die Ecke. „Zabini!"

Dieses Mal blieb er stehen und drehte sich um.

Hermine glaubte nicht, dass sie jemals ein Wort mit dem Jungen vor ihr gewechselt hatte. Er war nie besonders laut oder vehement in seiner Abneigung gegen Leute wie sie gewesen, und obwohl er intelligent genug war, um in den meisten ihrer Kurse zu sein, blieb er meistens für sich. Blaise Zabini war groß und teilnahmslos. Er strahlte keine Abscheu aus, wie es Malfoy immer tat, aber er vermittelte den Eindruck, dass er definitiv keine Geduld für Leute hatte, die ihre Atem an ihn verschwendeten. Er betrachtete sie mit einer einzigen hochgezogenen Augenbraue.

Sie holte Luft.

„Hast du Mal –?"

Er ließ sie nicht ausreden.

„Ich will ehrlich zu dir sein, Granger, denn ich bin ein Slytherin und wir sind dafür bekannt, ehrlich zu sein, auch wenn die Wahrheit brutal ist." Hermine klappte den Mund zu. „Ich kann dich nicht leiden. Ich habe dich noch nie gemocht. Deine Blutszugehörigkeit ist natürlich das eine, aber das interessiert mich nicht. Du gehst mir auf die Nerven – weil du zu klug und besserwisserisch bist." Er klang so sachlich, aber seine Stimme geriet leicht ins Schwanken, er verstummte kurz und setzte seine Rede leicht unsicher wieder fort. „Wenn du also irgendeinen Plan hast, wenn es dir einen kranken Kick gibt, Draco am Boden zu sehen, dann will ich dich nicht in seiner Nähe haben..."

Wanderer deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt