Erlösung

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Als Hermine das Klassenzimmer betrat, herrschte Schweigen in der Klasse. Sie hatten sich an ihre Pünktlichkeit gewöhnt, und ihre Schüler hatten gelernt, früh zu erscheinen, um ihre Gunst zu erhalten. Ihre Bücher waren bereits ausgepackt, die Federn standen bereit in den Tintenfässern, das Pergament lag ausgerollt vor ihnen. Die Glocke, die den Beginn der Stunde ankündigte, läutete gerade, als sich die Tür hinter ihr schloss.

Als sie den Gang hinunterging, blieb Hermines Blick an der aufgeschlagenen Titelseite des Tagespropheten hängen, die auf dem Schoß eines Jungen lag, teilweise unter dem Schreibtisch versteckt. Sie schürzte die Lippen, zauberte sie wortlos herbei und genoss das Geräusch, das sie machte, als sie durch die Luft auf sie zukam, durchbrochen von dem Aufschrei des Schülers, der sie in der Hand gehalten hatte.

„Der Unterricht hat begonnen.", sagte Hermine und drehte sich zu ihnen um, als sie vorne ankam, die Zeitung immer noch in der Hand. „Sie können sie am Ende der Stunde zurückbekommen, Mr Watson."

Sie wollte sie falten, aber als sie auf die Zeitung schaute, blieb ihr Blick hängen und sie erstarrte. Unter dem Titel, der sich über die gesamte Titelseite erstreckte, waren zwei Figuren zu sehen, die in den beiden Seiten eines gebrochenen, schwankenden Herzens eingekapselt waren. Sie erkannte in Dracos Gesichtsausdruck den Bruchteil einer Sekunde, bevor er die Zeremonie verlassen hatte, den Moment, in dem seine Augen die ihren getroffen hatten, als das Flüstern der Leute ihm zu viel geworden war, das Bedauern, das sich in seine Haut gegraben hatte. Sie sah sich selbst, gefangen im Rampenlicht, wie ihr Lächeln verschwand.

„Tragisches Liebespaar! HERMINE GRANGERS TODESSER-FREUND?"

Hermine spürte, wie ihr Kiefer kribbelte, ihre Faust ballte sich um die Zeitung, als sie die Schlagzeile entdeckte. Rita Skeeter. Sie biss die Zähne zusammen, rollte die Zeitung zu einem Ball zusammen und schwenkte ihr Handgelenk, um sie in Brand zu setzen. Die Zeitung brannte in ihrer Hand knusprig und zerfiel zu Asche, bis nichts mehr übrig war.

Sie lächelte ihrer Klasse zu, die sie alle anglotzten, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte, ihre Kreide aufhob und den Unterrichtsplan an die Tafel neben ihrem Pult schrieb. Sie bevorzugte diese Muggel-Lehrmethoden, und wenn sie die Kreide in der Hand hielt, konnte sie ihre Wut unter Kontrolle halten.

„Stimmt das, Professor?", fragte der Junge, dessen Zeitung sie konfisziert und zerstört hatte.

„Jeder, der so wenig Gehirnzellen hat, dass er den Klatschspalten des Tagespropheten Glauben schenkt, macht sich zum Gespött der hohen Kunst der Arithmetik und sollte sich ernsthaft überlegen, ob er die geistige Eignung für ein so hochqualifiziertes Fach hat." Hermine beendete das Schreiben, legte die Kreide weg und drehte sich zu ihrer Klasse um. Sie blieben fassungslos stumm. Sie hob die Augenbrauen. „Nun, wenn das geklärt ist, wendet euch Kapitel zehn eurer Neuen Theorie der Numerologie zu. Da Sie sich als so eifrige Leser erwiesen haben, warum fangt Sie nicht mit der ersten Seite an, Watson?"

oOo

Die Steine unter ihren Füßen war kalt und scharf, als der Winter durch die Ritzen und Spalten des Schlosses kroch, durch die Fensterscheiben pfiff und durch die Gänge schlich. Es herrschte eine Stille, aber sie war nicht erdrückend, wie die Ruhe nach einem Sturm, wie die Stille kurz vor dem Einschlafen.

Hermine wusste genau, wohin sie gehen würde. Ein Frieden hatte sich in ihren Knochen eingenistet. Sie war nicht mehr dieselbe, die sie vor einem Jahr gewesen war, als alles in Hogwarts sie an den Krieg erinnert hatte. Die Schatten hatten sich wie der Feind angefühlt, der sie verfolgte, die Stille ist zu laut gewesen, die Kälte nagend, jeder Gang, jedes Stück Stein hatte sie an die Schrecken erinnert, die sie erlebt hatten, das Blut, das in die Ritzen getropft war.

Wanderer deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt