Gold

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Das Atrium des Ministeriums war mit Gold geschmückt. Seidene Banner hingen von den Balken und ergossen sich in einem siegreichen Fluss aus flüssigem Gold über die Wände, goldene Statuen von Menschen und Zauberern in Harmonie standen auf Sockeln, und goldgerahmte Porträts der Geehrten säumten die Wände. Überall waren Menschen in Roben in allen Farben des Regenbogens und in Kleidern, die über die Kacheln wirbelten; sowohl Mitarbeiter des Ministeriums als auch ehemalige Mitglieder des Ordens des Phönix hatten sich versammelt, um die wichtigsten Persönlichkeiten des Krieges zu feiern. Hagrid stand verschämt in einer Ecke, in seinem Moleskin-Anzug und seinem rosa Rüschenhemd neben dem überlebenden Weasley-Zwilling, dessen Haare ein wenig gewachsen waren und in ungleichmäßigen Büscheln in leuchtendem Orange abstanden. Er lächelte nicht, aber der Geist seines alten Grinsens flackerte über sein Gesicht, während er Hagrid etwas über die Männer und Frauen, die an ihnen vorbeigingen, zuflüsterte. Hagrid verschränkte die Hände, aber gelegentlich hallte sein dröhnendes Lachen durch das Atrium, und Köpfe drehten sich in seine Richtung; seine Wangen wurden rot, und George versteckte seinen Triumph hinter seinem Getränk. Molly und Arthur huschten umher, redeten miteinander und verkündeten jedem, der es hören wollte, stolz, dass ihr Sohn zu den Geehrten gehörte, zeigten sein Porträt und erzählten Geschichten aus seiner Kindheit. Ron hatte seine normale Farbe seit seiner Ankunft nicht wiedererlangt, seine Wangen und Ohren leuchteten so hell wie der rosa Champagner, und Ginny machte sich einen Spaß daraus, ihn jedes Mal, wenn sie an ihm vorbeiging, daran zu erinnern, welchen Farbton er hatte. Bill und Fleur waren ein Anblick wie aus einem Renaissance-Gemälde, und die Narben auf Bills Gesicht verschwanden in den Falten seines Lächelns. Hermine trieb unbeholfen von einer Gruppe zur nächsten, wurde von jedem, der sie erblickte, in ein Gespräch verwickelt, denn jeder wollte einen Moment mit den Köpfen des Goldenen Trios haben.

Draco beobachtete die Szene von seinem Platz in der Nähe des ersten Floh-Eingangs aus, einen Drink in der Hand. Es war sein vierter in weniger als einer Stunde.

„Ist das, damit du schnell abhauen kannst?"

Draco hob eine Augenbraue, drehte sich um und sah Harry. Er grinste lässig, eine Hand in der Tasche seiner Roben, aber Draco bemerkte die Anspannung in seinen Schultern, die Anspannung in seinen Augenwinkeln. „Scheint, als hättest du eine ähnliche Idee.", erwiderte er, nippte an seinem Drink und zog eine Grimasse, als es in seiner Kehle brannte.

Harrys Lächeln verschwand. „Große Menschenmengen machen mich immer noch nervös.", sagte er leise. „Dieser Ort auch... Hier ist nichts Gutes passiert."

Dracos Augen huschten durch die Halle und er erinnerte sich an die alten smaragdfarbenen Fliesen, die Fahndungsplakate, die überall hingen, die Statuen der ständigen Unterdrückung, die als erste zusammengebrochen waren, als Hass und Angst besiegt worden waren. Irgendwie konnte er jedoch immer noch ihre Umrisse sehen, als wären sie in die Erde gebrannt worden, um an das Blut an ihren Händen zu erinnern. Nur weil es getrocknet war, hieß das nicht, dass es nicht mehr dort war. Draco ballte seine Faust, als er glaubte, etwas zwischen seine Finger tropfen zu spüren. Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Getränk.

Aber alles, was er sagte, war: „Ist das Gold nicht gut für dich, Potter? Haben sie sich nicht von deinem Haus inspirieren lassen?"

Harry gluckste. Er kratzte sich im Nacken, wo Ginny einen Pferdeschwanz gebunden hatte, um seine widerspenstigen Haare zu bändigen. „Ein bisschen grell für mich, ehrlich gesagt."

„Wie ich sehe, hast du den Rattenschwanz noch nicht abgeschnitten.", sagte Draco und schürzte seine Lippen. „Hat Weasley ihn dir nicht im Schlaf abrasiert?"

„Ich weiß, du meinst Ron.", sagte er, rollte mit den Augen und grinste. „Aber nein. Der Pferdeschwanz lebt weiter."

Draco schmunzelte leicht, aber als er auf das Atrium hinausblickte, wurden seine Augen glasig und sein Gesichtsausdruck distanziert. Dann murmelte er: „Ich mag auch keine Menschenmengen."

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