Sie gingen schweigend den Korridor entlang. Hermine berührte die Tasche an ihrer Seite und fühlte sich durch das Gefühl des Umhangs und das leichte Rascheln der Karte beruhigt. Sie hatte nicht zu den Bedingungen gehört (sie bezweifelte, dass McGonagall oder das Ministerium überhaupt von ihrer Existenz wussten), aber sie fühlte sich besser, weil sie wusste, dass sie in Sicherheit waren, dass sie sie jederzeit hervorholen und ihr Geheimnis noch ein wenig länger bewahren konnte. Das Gespräch mit Ginny ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Wenn das Mädchen ihr nachspioniert und herausgefunden hatte, wie sie von der Karte verschwunden war, hatte sie dann auch entdeckt, wie Malfoy verschwunden war? Hatte sie den Zusammenhang hergestellt, was auch immer es für eine Zusammenhang gab? Irgendwie, aus irgendeinem Grund, glaubte Hermine, dass sie unentdeckt geblieben waren, nicht zuletzt, weil sie nicht glaubte, dass Ginny die Art von Temperament besaß, einfach ruhig bleiben könnte, wenn sie wüsste, dass ihre beste Freundin sich jede Nacht in einem geheimen Raum mit einem ehemaligen Todesser traf, der zufällig auch noch auf seinen Prozess wegen Mordes und Terrorismus wartete. Sie nahm an, dass die Absurdität der Situation doch ein Vorteil war. In dem Moment, in dem sie entdeckt werden würde, würde die Hölle losbrechen.
Malfoy blieb plötzlich stehen und Hermine wäre ihm fast in den Rücken gelaufen.
„Draco, was...?"
Er schluckte. „Ist das eine gute Idee, Granger?"
Hermine blinzelte ihn an. Ihre Gedanken schweiften ab. „Was?"
Malfoy seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Er trug eine schwarze Hose und einen langen schwarzen Mantel, ein dunkelgrüner Schal war um seinen Hals geschlungen. Sie wusste, dass sie neben ihm wie ein Kind aussehen musste, mit ihrem rosa Mantel, der weißen Pudelmütze und den passenden Fäustlingen. Er hatte eine Augenbraue hochgezogen, als er sie an diesem Morgen auf sich zukommen sah, und Hermines Wangen waren kurzzeitig so pink wie ihr Mantel geworden. Er sah aus wie der Malfoy, den sie kannte, der sich um sein Äußeres kümmerte und bei dem jede Haarsträhne wieder an ihren Platz auf dem Kopf fiel. Hermine brachte es fast nicht übers Herz, ihn daran zu erinnern, dass er für die Dauer ihrer Reise nach Hogsmeade unsichtbar sein würde.
„Was ist, wenn mich jemand sieht?", fragte er.
„Der Umhang ist nicht so unbeständig wie ein einfacher Zauber.", sagte sie. „Das ist höchst unwahrscheinlich."
Malfoy nickte. Es war zu eilig, zu hektisch. Sie glaubte nicht, dass er sie wirklich gehört hatte.
Hermine stellte sich vor ihn und nahm seine Hand in ihre, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Sie trugen beide Handschuhe, aber Malfoy zuckte zusammen, als hätte sie ihn verbrannt. Sie ließ ihn nicht los. „Wenn du nicht gehen willst, können wir stattdessen in den Raum gehen. Es soll befreiend sein, nicht eine weitere Form der Gefangenschaft."
Malfoy sah sie an. Seine Augen waren groß. Nach einem Moment schüttelte er leicht den Kopf, löste ihre Hände voneinander und sagte: „Du hast recht. Außerdem könnte ich einen Feuerwhiskey gebrauchen."
Er ging weiter, und Hermine folgte seinem plötzlichen Tempo und rannte ein wenig, um ihn wieder einzuholen. Sie rollte mit den Augen, als sie endlich wieder im Gleichschritt waren, und sagte: „Hätte es dich wirklich umgebracht, es einfach bei ‚Du hast recht' zu belassen?"
Ein Hauch seines alten Lächelns umspielte seine Lippen, und Hermine dachte darüber nach, dass es sie mit einer Wärme erfüllte, die sie ihm nie zugetraut hätte. Hogwarts war leer. Kein einziger Schüler ging an ihnen vorbei, die meisten spielten draußen im Schnee oder hatten sich bereits nach dem Frühstück am Morgen auf den Weg nach Hogsmeade gemacht. Mit jedem leeren Korridor, den sie hinuntergingen, fühlte sie sich leichter. Sie gingen weiter, bis sie das Büro der Schulleiterin erreichten.
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Wanderer deutsch
FanficÜbersetzung von Wanderer Die Originalgeschichte ist von Everliah/Moonysfreckles Sie trifft eines Nachts auf ihn, ohne zu wissen, dass diese zufällige Begegnung in einem Hogwarts Korridor das Leben von ihnen beiden retten wird. Dies ist eine Nachkrie...