Feuer und Pulver

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Er wusste genau, in welchem Moment sie den Raum der Wünsche betrat. Wenn das Zuschlagen der Tür nicht ausreichte, dann war es vielleicht das Geräusch ihrer Schuhe oder das leise Murren, das immer lauter wurde, je näher sie kam, aber Draco glaubte, das verräterischste Zeichen war die Art, wie sich die Luft veränderte, fast wie vor einem Sturm.

Er zog die Augenbrauen hoch, schob ein Stück Papier zur Seite und sah rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Hermine Granger zu ihm hinüberlief. Sie stapfte näher, ließ sich auf das Sofa gegenüber fallen und schnaubte.

„Fröhlich wie immer, Granger.", kommentierte er.

Sie funkelte ihn an und schob sich die zerzausten Locken aus dem Gesicht. „Lass das. Ich bin nicht in der Stimmung, Malfoy."

Seit ein paar Wochen nannte sie ihn beim Vornamen, und sein Nachname, der ihr von der Zunge rollte, erinnerte ihn an Normalität, an früher. Er war sich nicht sicher, ob er es wirklich bevorzugte. Sie musste verärgert sein, wenn sie ihn wieder so nannte.

Trotzdem musste Draco fast schmunzeln. Seine Wangen waren hohl, die Halbmonde unter seinen Augen dunkel, und er spürte, wie sich seine Rippen bei jeder Bewegung in sein Fleisch gruben, aber das Lächeln auf seinen Lippen legte sich wie eine Decke um seine Schultern, wie eine zweite Haut. Grangers Haare schimmerten. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?"

„Wenn du noch einmal einen dämlichen Kommentar über Läuse und meine Leber abgibst, verhexe ich dich, sodass du in Hogsmeade landest." Sie kramte in ihrer Tasche und holte ein schweres Buch und ein paar Pergamentrollen hervor.

Ohne ein weiteres Wort machte sie sich an die Arbeit. Das Zimmer hatte sich in eine Art Arbeitszimmer eingerichtet: Zwei schwarze Ledersofas standen in der Mitte des Raumes, ein Couchtisch stand dazwischen, und unter ihren Füßen war ein Teppich ausgelegt; im Kamin knisterte ein Feuer, und die Bücherregale standen hoch und gestapelt wie ein Wald um sie herum. Er konnte sich nicht erinnern, dass es so viele Bücherregale gegeben hatte, als er hereingekommen war. Verdammt Granger.

Apropos, Draco beobachtete sie. Er trommelte mit den Fingern auf den Einband des Buches, das er gerade las, aber er hatte das Interesse daran völlig verloren. „Warum bist du verärgert?"

Grangers Schultern spannten sich an. Sie murmelte (und er konnte sie gerade noch durch die Haarmasse hindurch verstehen): „Bin ich nicht."

Er spottete. „Ja genau."

Ihr Kopf schoss in die Höhe, sie starrte ihn an und schnauzte: „Kümmere dich um deinen eigenen Kram."

Draco schnalzte mit der Zunge und wendete seinen Blick ab. „Und ich dachte schon, wir würden Freunde werden."

Er wusste, dass das zu ihr durchdringen würde und musste das Grinsen unterdrücken, das sich wieder auf seine Lippen schlich. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ihr die Haare ihr ins Gesicht peitschten, als sie ihren Kopf herumwirbelte. Granger räusperte sich. Sie rutschte in ihrem Sitz hin und her.

„Harry und Ron arbeiten über Halloween.", sagte sie zögernd. „Sie haben gesagt, sie würden versuchen, uns zu besuchen, aber es klingt, als hätten sie keine Zeit mehr. Irgendetwas wegen einem enormen Arbeitspensum und einem bevorstehendem Abgabetermin. Wahrscheinlich hatten sie den ganzen Sommer Zeit dafür und haben es nur aufgeschoben."

„Massives Arbeitspensum.", murmelte Draco. „Klingt übertrieben."

Sie schnaubte. Er sah sie überrascht an und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Sowas in der Art.", stimmte sie zu. Granger sah zu ihm auf. Ihr Blick fiel auf das Buch. „Was liest du da?"

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